Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit schreibt das Darmstädter Echo heute einen lesenswerten Beitrag.
Darin wird von digitalem Feudalismus gesprochen. Was ist das? Feudalismus war das mittelalterliche Gesellschaftsbild von Gott, Kaiser und Klerus, die das Sagen hatten und unantastbar waren, und dem Volk, das das alles zu verköstigen habe und rechtlos hinzunehmen hat was ihm da serviert wird. Wer sich damit tiefer beschäftigt blickt in Abgründe! Warum ich da zu diesem Beitrag ein Foto einer Müllhalde bringe werdet ihr gleich verstehen. Es ist eine!
Dazu passt ein Kommentar heute in der Badischen Zeitung. Presse ist – nur man selbst. Es ist schön dass „wir in der Redaktion“ keine Zensur fürchten müssen, heisst es da. Warum nur „ihr in der Redaktion“?
Dem Geist unseres Grundgesetzes nach wollen wir eine Demokratie sein. Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus, das sich zur politischen Meinungsbildung aus allen verfügbaren Quellen frei und ungehindert unterrichten und seine Meinung in Wort, Schrift und Bild ebenso frei und ungehindert kund tun darf. Dabei ist wahre Pressefreiheit bei weitem mehr als nur, dass es keine staatliche Zensur gibt. Zensur an sich kann durchaus auch versteckte Formen annehmen, die dennoch zur Unterdrückung eigentlich gesetzlich geschützter Rechte führen. Zensur können, was die Wirkung betrifft, auch Private ausüben.
Dabei geht und steht ein gesetzlicher Anspruch mit der Möglichkeit der realen Anwendung. Kann sich jeder zur Berichterstattung akkreditieren, oder können das nur bestimmte?
Man sollte meinen, nach dem Gesetz könne das jeder. Real schaut das leider „etwas anders“ aus! So haben die Alteingesessenen einfach Blogs als nicht der Presse (den Medien) zugehörig definiert, wobei sie selbst natürlich vollumfänglich dazugehören. Will heißen man hat sich selbst Rechte zugeteilt, die man anderen mit dem gleichen Interesse vorenthält. Wer darf in unserem Land eigentlich bestimmen, was „Presse“ ist? Das mutiert hier zur politischen Frage. Von ungehinderter Unterrichtung kann da keine Rede sein, wo einige wenige sich so aufgestellt haben, dass sie faktisch ein Meinungsmonopol innehaben. Regional erscheinen die meisten Zeitungen im selben Verlag, aus nur einer Redaktion, die vorgibt was gedruckt wird – und was nicht. Platz auf Papier ist begrenzt, man muss auswählen. Das kann klar sein, aber was folgt daraus? Es gibt keinen echten Meinungspluralismus. Einer bestimmt was alle lesen. Bestenfalls ändert sich die Aufmachung, aber nicht der Inhalt. Auch Rundfunk und Fernsehen sind ursprünglich Einwegmedien. Der Sender bestimmt was die Leute hören und sehen.
Da nun davon zu reden man solle sich „frei und ungehindert“ unterrichten ist schwierig. Pressefreiheit in diesem Kontext meint da auch nur, dass die Redaktionen selbst aussuchen können worüber sie berichten wollen, und das nicht vom Staat vorgegeben wird. Es heisst nicht dass die Leser oder Hörer da irgendeinen Einfluss haben.
Bis etwa um die 1980er Jahre herum war das in Stein gemeißelt. Wer berichten wollte brauchte Zugang zu einer Redaktion, egal ob Zeitung, Rundfunk oder Fernsehen. Derweil hat sich da was geändert, es entstand das „Web 2.0“, auch Mitmachweb genannt, weil seitdem eben auch Otto Normalverbraucher selbst eigene Inhalte verbreiten konnte. Egal wie sie alle heißen, ob YouTube, Instagram, TikTok, auch die offenen Kanäle gehören dazu. Sie stehen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung, um nach deren Ansicht wichtige Themen anzusprechen und über Vorgänge zu berichten, die den etablierten Medien nicht berichtenswert erscheinen. Man bemerke die Umkehrung. Nicht mehr Redaktionen entscheiden, die Bürger entscheiden selbst was ihnen wichtig ist.
Als das Grundgesetz 1949 geschaffen wurde und seine Gedanken und Inhalte in Worte gefasst wurden war weder der PC von heute noch das Internet und schon gar kein Web2.0 geschaffen und praktisch so bedeutend wie es heute ist. Heute hat es jeder der will und es spielt im Alltag eine bedeutende Rolle. Es schafft Möglichkeiten, die es zuvor, hier eben bis etwa 1980, nicht gab! Das ist derweil schon wieder fast ein halbes Jahrhundert her, und manche Mächtige meinen bis heute, die Verhältnisse von damals seien noch gültig. Heute kann jeder, was bis dahin nur angestellten Redakteuren möglich war: berichten.
Gefällt das allen? Wohl eher nicht, so wie sie sich benehmen! Diese Entscheider weilen im Gestern und haben die Zeit nicht weitergehen sehen. Da tun manche alles um vermeintliche Konkurrenz fernzuhalten.
Konkurrenz? Wenn wir wirklich eine Demokratie wären gäbe es eine solche Denkweise nicht. In Wirklichkeit erscheint unser Gemeinwesen aber eher „feudal“ mit einem Ersatzkaiser an der Spitze, der sich zwar Kanzler nennt, im Denken dieser Leute aber absolute Macht ausübt statt dass das Parlament als Vertretung des Volkes das tut, und selbst dessen Entscheidungen sind nicht absolut, sondern sollten mit der Zeit gehen. So aber erscheint es zumindest denen, die sich damit näher befasst haben, als müsse hier jemand die Wahrheit verteidigen, indem man jenen den Mund verbietet, die anders reden als man selber. Mitunter geht das so weit dass man seinen „ungelernten“ Kolleginnen und Kollegen die Befähigung abspricht, selbst zu sehen, zu hören und zu denken. Manche tun da einiges um zu verhindern, dass sich unabhängige Bürger zu Wort melden. Der Staat duldet das!
Wie komme ich darauf?
Betrachten wir uns die Details. Wer entscheidet da was? Es fängt schon damit an dass man, um berichten zu können, erst mal recherchieren muss. Man muss „da hin gehen“, herausfinden was da passiert. Eigentlich sollte man meinen das darf jeder. Aber weit gefehlt. Um überhaupt zugelassen zu werden braucht man einen Presseausweis, der ursprünglich bescheinigt hat dass man bei einer Redaktion angestellt ist und daher in deren Auftrag handelt. Das war früher so. Den erhalten bis heute ausschließlich Hauptberufliche, oder soll ich eher sagen „Angenehme“? Heute gibt es mehr freie Mitarbeiter als festangestellte, und die verkaufen eben ihre Beiträge an die Redaktionen, so wie ich hier meine Artikel auf meinen Blog stelle. Was heisst denn „hauptberuflich“? Hauptberuflich ist wer damit seinen Lebensunterhalt verdient. Über Ausbildung, Befähigung, Veranlassung, Willen sagt das gar nichts. Es attestiert ein Geldinteresse, das zulässig ist, hier aber nichts zur Sache tut. Streng genommen bescheinigt der heutige Presseausweis nur, dass sein Inhaber bei jemandem angestellt ist, der Mitglied im Journalistenverband ist. Mehr nicht! Es ist kein Befähigungsnachweis, und ein Interessennachweis als Grund der Berichterstattung schon gar nicht. Was ist der sachliche Unterschied? Der eine verdient damit Geld, der andere nicht? Na und? Was tut das hier zur Sache? Streng genommen gar nichts. Es geht um Berichterstattung, da geht es um Tatsachen, um die Wahrheit, und nicht um die Brötchen auf dem Frühstückstisch! Einer bietet Informationen an, ein anderer liest sie, oder sieht sich das Video oder die Bilder an. Der reale Unterschied ist das Geld. Der eine macht das, weil er dafür bezahlt wird oder bezahlt werden will, ein anderer aus Interesse an der Sache. Das ist hier der Unterschied zwischen Hobby und Beruf. Auch ein Bürgerjournalist kann das beruflich oder als Hobby machen, zur Sache tut das nichts. Wir sehen jetzt mal der Einfachheit halber darüber hinweg dass auch ein Hauptberuflicher Freude an der Arbeit haben sollte, für diesen also Hobby gleich Beruf ist. Zunächst mal ist hier ein Hobby aber eine unbezahlte Freizeitgestaltung. Im Hinblick auf die Verbreitung von Beobachtungen ist das aber egal.
Den oben erwähnten Presseausweis bekommt nun aber nicht jeder. Zumindest nicht jeder, der sich als zur Recherche berechtigt ausweisen muss. Das macht man da ganz raffiniert! Man entscheidet selbst wer berechtigt sein soll und wer angeblich nicht. Ein undemokratisches Verfahren, das seiner Art nach den Eindruck rechtfertigt es gehe da eher um Konkurrenzvermeidung als um Qualitätssicherung. Es ist nach eigener Einlassung nämlich der Journalistenverband, der bestimmt, wer seiner Ansicht nach Journalist ist. Von Graswurzeljournalismus, sprich Bürgerbeteiligung, hält man da nicht viel. Google ist dein Freund. Wer suche der finde. Sie machen keinen Hehl daraus wie sie denken. Es ist gefährlich für das Establishment, gibt es doch Raum zur Eigenständigkeit.
Was ist nun die Folge davon? Nehmen wir ein Beispiel. Für die Akkreditierung von Berichterstattern erwarten viele Veranstalter eben die Vorlage eines Presseausweises. Wer die Macht hat zu bestimmen wer den bekommt bestimmt auch wer da berichten darf, und es kann klar sein dass der dann so schreibt wie es der Verantwortliche haben will, denn der will ja auch das nächste Mal eine Zulassung bekommen. Hier gibt es Abhängigkeiten, von freier Berichterstattung kann kaum die Rede sein. Offen zugeben wird das natürlich keiner, wie denn auch. Wer die so entstehenden Artikel liest erhält den Eindruck von Friede, Freude, Eierkuchen. Alles supi? Wer selbst da war kann darauf kommen dass die Wirklichkeit etwas anders ausgesehen haben könnte! Nicht muss, aber könnte.
Manches da erscheint wie Propaganda! Ich sage das deutlich: Auch mir wurde bereits zu einigen Radrennen angetragen was ich schreiben soll! Getreu dem Motto „Wenn wir dich zulassen hast du zu tun was wir dir sagen!“. Das ist also so und nicht nur oberflächlicher Eindruck. Oder wie war das mit „Wer zahlt schafft an“? Das macht nicht jeder mit, und wird damit für das System zur Gefahr, die man fern halten muss.
Es heisst doch immer wir dürfen uns alle frei und ungehindert unterrichten? Bei „gefärbter“ Berichterstattung wird das schwierig. Das eine schließt das andere aus, und wer vorab bestimmen will wer überhaupt als Berichterstatter infrage kommt gibt auch vor, was der dann schreiben soll! Das ist alles recht einfach, und man braucht sich da auch nichts vormachen. Wer den einen ausschließt weil der allfällig eine andere Ansicht hat ist kein Demokrat und benimmt sich genauso asozial wie die, die am Straßenrand ihren Müll hinterlassen! Andere sollen ihn dann für ihn entsorgen, damit der sich nicht bücken braucht?
Ist es das was ihr da unter Pressefreiheit versteht? Die Freiheit zum Geldverdienen? Pfui Deibel! Die Presse hat einen gesellschaftlichen Auftrag zur Wahrheit. Wenn die herkömmlichen Medien das nicht besorgen wollen machen es eben die Bürger selbst. Du brauchst dafür heute kein Papier mehr, auch keine Druckerpresse. Ein Blog genügt!