Es gibt da ein paar Sachen, über die wir reden sollten.
Baden-Württemberg ist ein schönes Land, und hat eine grüne Regierung, die oft und gerne, teils auch ungefragt, sagt was sie sich wünscht. So zum Beispiel, dass die Leute ihre Autos stehen lassen und mit der Bahn fahren sollen. Als BahnCard-Inhaber bin ich bislang auch gerne mit diesem Verkehrsmittel gefahren. Allerdings stellt sich zunehmend heraus, dass die Gesellschaft für uns kein Angebot mehr hat, und durch ihre Politik die Nutzung zumindest fahrlässig verhindert.
Was ist denn derzeit Fakt? Stuttgart21, die große Bahnhofsbaustelle, ist seit Jahren ein gesellschaftliches Thema. Züge, die da lang kommen, können großteils pünktlich fahren. Ob sie das aber auch tun ist jeden Tag erneut fraglich. Ich habe zuletzt erlebt wie eine weitere Baustelle bei Böblingen die Heimfahrt aus Vaihingen zunichte machte. Ja, es ist abenteuerlich wenn man nicht direkt zum Hauptbahnhof fahren soll, sondern abends mit dem Bus nach Böblingen und von dort mit dem Bummelzug quasi wieder zurück, weil es im Stadtgebiet anscheinend keine direkte Buslinie gibt. Wer sich damit nicht weiter beschäftigt hat fasst sich an den Kopf wie sowas in einer Landeshauptstadt möglich ist, aber eben das ist es wenn man der Auskunft folgt. Auch die „generalsanierte“ Riedbahn ist nach wie vor Quelle von Überraschungen aller Art, und jetzt ist auch noch die Rheintalbahn von Karlsruhe oder Offenburg nach Freiburg im Breisgau unterbrochen. Damit sind alle Fahrten auf den wesentlichen Hauptstrecken im Südwesten der Republik ein Lottospiel.
Beispiel? Die letzten Racedays in Stuttgart ebenso wie die Teamvorstellung vor wenigen Tagen in Vaihingen genauso wie die am Samstag kommende Teampräsentation in Münstertal kranken allesamt an einem Problem: Man kommt abends mit Öffis nicht wieder heim! Die Bahn hat kein als brauchbar zu bezeichnendes Angebot. Und sie weiss das. Öffentliche Verkehrsmittel enden nicht an der Stadtgrenze. Wenn es aber an der Vermaschung der einzelnen Angebote fehlt liegt hier ein Problem. Eine anhaltende Übergangszeit in Mannheim von sechs Minuten klingt auf den ersten Blick für Ahnungslose wie ein sehr guter Anschluss. Man sollte dann aber auch wissen dass ein Zug, der 5:59 Minuten verspätet ist, bei der Bahn immer noch als pünktlich gilt. Wer oft genug gefahren ist weiss dann dass solche Übergänge fast eine Garantie für Anschlussverlust sind, und der nächste RE70 bestenfalls in einer Stunde fährt – wenn er fährt. Es kann auch das Stellwerk defekt sein, das Personal krank, oder kein Wagenpark zur Verfügung stehen. Dann fällt die Fahrt eben auch mal aus, und das in der jüngeren Vergangenheit auch mal halbe Tage lang. „Wir bitten um Entschuldigung!“ Das dann abends nach 21 Uhr bedeutet mitunter auch Übernachtung auf Bahnhöfen, was mit einer wertvollen Kamera im Rucksack nicht eben attraktiv erscheint.
Nahezu sämtliche Radrennen der Saison sind mit Öffis nicht zu besuchen. Man hat sie entweder an Orte verlegt wo von sich aus nichts hinfährt, wie in diesem Frühjahr Waldrems bei Backnang oder Zusmarshausen, oder letztes Jahr den Kahlen Asten als Ziel der Sauerlandrundfahrt, oder am Ostermontag Schönaich, oder veranstaltet es zu Uhrzeiten wo man danach dort nicht mehr weg kommt, oder zum Start morgens um Neun nicht beizeiten hin. Wenn der Fahrweg der Buslinie mit der Rennstrecke zusammenfällt wird dieser Bus ja nicht sinnvoll umgeleitet, sondern der Halt eben mal so ersatzlos entfallen gelassen. In der Auskunft steht das natürlich so nicht, da steht an Haltestellen alles wie üblich als wenn es das Rennen nicht gäbe. Die Überraschung folgt vor Ort. Da fährt dann entgegen der Aussage im Fahrplan mal wieder nichts hin oder du wirst mit Glück irgendwo rausgelassen und darfst zusehen wie du weiterkommst, in einer Stadt in der du bis dahin noch nie warst. Das passierte zuletzt so in Schweigen-Rechtenbach, wo die Strecke am Weintor die Straße war und kein Bus fuhr. Den ganzen Tag. Jahr für Jahr, und keiner sieht Bedarf an einer Änderung oder rechtzeitigen Bekanntgabe. Den nutzt ja eh keiner … Man weiss um diese Verhältnisse, was eben die Aussage impliziert dass man es entweder so will oder zumindest in Kauf nimmt. Ortsfremde, die sich nicht auskennen, haben damit ein Problem! Dieselbe Botschaft entsteht wenn man wie letztes Jahr in Plattenhardt die Umleitung so anlegt dass der Verkehr zum Rennen garnicht erst dort ankommt. Als fort mit! Kann man eine Veranstaltung nur erreichen indem man Verkehrsregeln missachtet ist auch das eine Botschaft. Eine der Unerwünschtheit!
Wer unter solchen Bedingungen ein Rennen anberaumt sagt damit ebenso etwas mehr aus. Die Sportler kommen überwiegend ohnehin mit Autos. Die, die nicht, wohnen in der Umgebung. Zuschauer braucht es keine, Fotografen und Presse ebenso. Man hat ja seinen Hausfotografen, andere braucht man nicht. Ja, so tut man bis der oder die dann nicht kommt. Da waren schon etliche Rennen vor über zehn Jahren, wo Veranstalter im Publikum hausieren gegangen sind um ein paar Bilder für die Homepage zu haben. Dann kamen Zustände, die heute dafür sorgen dass Zuschauer kaum noch zum Rennen kommen. So wie man sich teilweise da aufführt will man sie ja gar nicht haben. Die stehen ja doch nur im Weg? Was meint ihr wie es wirkt wenn man seinen Gästen förmlich aufträgt sich in Luft aufzulösen, weil man nicht mal auf dem Gehsteig mehr sicher ist? So geschehen beim Rennen in Plieningen. Ein Rennfahrer nimmt den Weg über den Gehsteig, ein dort stehender Mensch kann kaum rechtzeitig ausweichen, und bekommt dann auch noch gesagt seine Anwesenheit sei gefährlich! Das war nicht nur dort so.
Das ergibt sich auch aus dem notorischen Parkplatzmangel, der sich einstellt wenn man den offiziellen Wünschen folgt. Du sollst mit Öffis fahren die nicht fahren, nicht mit dem Auto kommen obwohl nüchtern betrachtet keine andere Möglichkeit besteht. So wie jüngst, wenn man zweihundert Starter erwartet, aber nur fünfzig Parkplätze offiziell ausweist und dazusagt dass keine anderen zur Verfügung stehen. Klare Botschaft! Deshalb ist auch mein Besuch in Schönaich demnächst weiter fraglich. Interesse wäre vorhanden, nur wie unter den Umständen da hin kommen? Die offenkundige Angst vor Besuchern impliziert ja fast schon, die Stadt von außen einzumauern, damit die Bewohner unter sich bleiben und vor jeder Störung von außen sicher sind. Wer nicht will …
Es fragt auch keiner wie du eine entsprechende Ausrüstung da hin bringst. Wer mit dem Auto kommt (kommen muss) braucht auch einen Parkplatz, der nicht wie manche schon dazu geschrieben haben im Nachbarort liegen sollte, weil man die restliche Wegstrecke mit einem Fahrrad hätte zurücklegen können. Solche Aussagen eines Veranstalters sind deutlich und sagen dass man neben den Sportlern gar niemanden dort zu sehen wünscht. Das muss man gar nicht wörtlich so sagen, es ergibt sich aus den weiteren Umständen.
Ihr solltet euch dann bitte auch nicht wundern wenn diese Aussagen „abfärben“ und potentiell Interessierte schon deshalb von einem Besuch absehen weil sie davon ausgehen auf solche Bedingungen zu treffen, ohne dass das extra erwähnt wurde.
Wie gesagt, ich habe es versucht und mir eine Auskunft für den kommenden Samstag geben lassen, wie ich es davor zu anderen Terminen getan habe. Das Ergebnis war stets dasselbe, oder will mir jemand sagen eine Verbindung, die im Beispiel sechseinhalb Stunden für rund 250 Km dauert und nachts um Drei zuhause ankommt sei konkurrenzfähig auf einer Strecke, die mit dem Auto in der halben Zeit zurückzulegen wäre? Mit Pausen und ohne zu rasen, versteht sich. Über Ostern fährt zwischen Freiburg und Karlsruhe kein einziger Zug, weil gebaut wird. Ich stelle nicht in Abrede dass Bauarbeiten sein müssen, aber eine so weite Strecke mit Bussen zurücklegen zu sollen legt die Botschaft nahe, auf die Fahrt entweder zu verzichten, oder sie gleich im Auto anzutreten.
Die Sache impliziert leider ein Problem, und das sind Kilometer auf dem Tacho. Wer alle Termine zwangsweise mit dem Auto wahrnimmt hat danach so viele Meilen auf der Uhr dass er bald ein neues Auto braucht, das irgend wovon bezahlt werden will. Das ist auf Dauer schlichtweg unbezahlbar! Es ist weniger das Benzin als die Ersatzbeschaffung, die zum Nachdenken nötigt wenn man weiss wie der Markt ausschaut und was sich die Politik dazu so vorstellt. Die damit verbundenen etlichen zehntausend Euro extra für einen Stromer, der aus Reichweitemangel für solche Unternehmen kaum infrage kommt, passt zwar einem Politiker ins Konzept und tut dem bei dessen Diäten auch kaum weh, für einen Normalverbraucher ist es aber die Kernaussage, von Unterfangen dieser Art Abstand zu nehmen. Darum war ich auch, trotz Interesse, nicht in Stuttgart und werde demnächst vermutlich auch nicht in Münstertal aufschlagen. Das ist so auf dem Bankkonto nicht darstellbar!
Ja, liebe Politiker, man soll nicht nur schwätzen, sondern auch nachdenken welche weiteren Botschaften sich in solchen Fakten verstecken. Man kommt sicher im Stadtgebiet von Stuttgart selbst zurecht oder im anderen Beispiel von Münstertal nach Staufen, Bad Krozingen oder Freiburg, aber nicht wirklich darüber hinaus. Das hat in den Vorjahren nicht mal dann geklappt wenn der Fernverkehr planmäßig gefahren ist. Wenn man abends nicht mehr aus der einen Landeshauptstadt in ein anderes Oberzentrum kommen kann, weil es da einfach keine Verbindung mehr gibt, ist etwas im System verkehrt. Dann hört bitte auf, das Autofahren schlecht zu reden wenn ihr zulasst, dass die Zustände nichts anderes erlauben.
Ich hatte lange Verständnis. Damit ist es jetzt vorbei. Das sind Zustände die nicht eben mal so vom Himmel gefallen sind, sondern solche die man bewusst in Kauf nimmt.