Was kocht denn da? Ich habe die vergangenen Tage in und um Stuttgart auch als Experimentierfeld genutzt, und weiss jetzt nach Ende des Etappenrennens, was ich von Werbeversprechen der Kameraindustrie zu halten habe. Hier nun meine Schlussfolgerungen:
Es mag erstmal nicht ganz seriös klingen wenn jemand zu einem Radrennen fährt, um dort Kameras „auszuprobieren“. Natürlich stand das Bildergebnis an vorderster Stelle, die Tauglichkeit der jeweiligen Geräte wollte aber ebenso erwiesen werden. Davon hängt ab, ob und ggf. was noch zu beschaffen wäre, bis es kommendes Jahr erneut losgeht mit den Race-Days. Der Besuch lohnt sich!
Besucht habe ich drei der vier Etappen. Eine musste ich aussetzen, weil der Körper die Hitze nicht mitgemacht hat. Immerhin bin ich schon 60 Jahre alt und damit nicht mehr Jungspund.
In Plattenhardt zum Einsatz kam ein Duo von Nikon, am Schloss Solitude eine Lumix GH7 für einen Film, und zum Abschluss in Magstadt zwei Canonen. Warum immer doppelt? Du hast weder Zeit noch Lust, bei so einem Rennen Objektive zu wechseln, vor allem dann wenn es um die Wurst geht. Da muss alles passen, oder der Zug fährt ohne dich ab! Erschwerend hinzu kam in Magstadt die Lage der Fotolinie. Mit 50 Metern hinter dem Ziel für ein 70-200mm zu weit für eine vollformatige Erfassung des Siegers, und für die langen Verstellwege des 200-800mm reicht dir da die Zeit nicht.
Den Test gewonnen hat Nikon. Das Pärchen Z8/Z9 ist zwar erheblich schwerer als die Konkurrenz in Form einer Canon R6/R5, aber die Treffsicherheit des AF gibt hier den Ausschlag. Auch wenn es knapp war. Canon hat mit Brennweiten von 10 bis 800mm klar die größere Objektivpalette, das aber nützt dir nichts wenn der Verstellweg eines 200-800mm zweimaliges Umgreifen erfordert, während das Nikon 150-600mm mit einer Vierteldrehung des Rings bedient ist. Die Rennfahrer sind schneller!
Es sind solche Details, die bei einem Rennen über Erfolg oder Fehlschlag entscheiden, und weswegen mir in Magstadt beide Zieleinläufe durch die Lappen gegangen sind! Das ist ein KO-Kriterium. Nachbeschaffen von zwei R1 kam nicht infrage. Dafür sorgen schon die Preisvorstellungen von Canon. Jede würde 7500 Euro kosten, und man braucht wie gesagt zwei, wenn man nicht bei jedem Umgreifen an die anders arbeitende Software denken möchte. Jede Firmware ist anders, und wer da Fehler macht merkt das hinterher am Ergebnis. Was hilft es da wenn die R1 gegenüber der Z9 ein Pfund leichter ist?
Insoweit gilt für die Fotografie dasselbe wie für den Radsport. Es ist kostenintensiv bis man alles hat was man braucht, und das ist eigentlich nie der Fall.
Für das Wetter kann kein Veranstalter was. Letztes Jahr ist das Rennen in Magstadt der Flut zum Opfer gefallen, dieses Jahr sind die ganzen Racedays „verbrannt“. Was nächstes Jahr kommt weiss nur Petrus. So ich unverhofft zu Geld komme könnte ich mir vorstellen, mit einer C80 oder etwas ähnlichem einen neuen Anlauf zu starten. Die ist weder billig noch stabilisiert, aber das wird die nächste Aufgabe sein. Herauszufinden wie Filmer damit ruhige Aufnahmen drehen können. Irgendwie muss das ja gehen.