Stille Wasser sind tief! Was sich manche da vorstellen ist auf den ersten Blick ja gut und schön. Schaut man auf die Details kann rasch bemerkt werden was wirklich damit verbunden ist.
Die EU will es so, und die Bundesregierung hat nicht wirklich darüber nachgedacht. Heraus kam eine Steißgeburt mit der Bezeichnung Datenschutzgrundverordnung. Mehr als „nur“ ein Wortmonster.
Ich habe nichts gegen sinnvoll angewendeten Datenschutz. Nur sollte man sich vorher fragen was man will. Es ist nicht Datenschutz wenn man Rechte nur deshalb anwendet um sie missbrauchen zu können.
Beispiel gefällig? Gerne.
Radsport ist wie andere Sportarten auch eine fotogene Sache, und sie findet gewöhnlich in aller Öffentlichkeit statt, wo theoretisch jede/r Interessierte kommen kann. Wer teilnimmt war zumindest bislang aus Startlisten zu ersehen, wobei wir hier jetzt nicht die Haarspalterei betreiben und erörtern worin der Unterschied besteht zwischen einer Start- und einer Meldeliste oder dem zwischen einem Blog und der Onlineausgabe der Lokalzeitung. Das sei hier soweit nicht relevant. Etwas anderes ist aber durchaus relevant, wenn wir in diesem Zusammenhang von Datenschutz reden.
Zum einen: Wer wünscht dass Amateurfotografen im Gegensatz zur kommerziellen Presse alle Beteiligten dort für Bilder um Erlaubnis fragen, wie es mit der DSGVO zumindest die Verfechter jener These meinen, muss dafür auch Möglichkeiten schaffen. Bekanntlicherweise verbietet die Sportordnung Fremden jeden Eingriff in die Veranstaltung, womit ein Fragen kurz vor dem Rennen nicht möglich ist. Man müsste dazu ja die Leute aufsuchen, wenn sie am Start Aufstellung genommen haben. Vorher können fotografierende Zuschauer nicht wissen wer da ist.
Offenkundig sollen sie das aber ahnen? Das Problem ist ja vielfach dass die Meldungen dem Publikum nicht bekannt sind. Erfolgen die über das Meldeportal von Rad-Net haben Zuschauer darauf keinen Zugriff. Diese Daten sind geheim! Nur der Veranstalter bzw. der WA kennt sie, sofern keine ausdrückliche Veröffentlichung erfolgt. Wenn eine solche erfolgt beträgt die Vorlaufzeit bestenfalls wenige Tage. Man möchte ja solange wie möglich Meldungen einsammeln. Diese wenigen Tage reichen nicht aus, um von den so als teilnehmend bekannten Personen Einverständnisse anzufragen, sofern die dazu erforderlichen Mailadressen oder Anschriften überhaupt bekannt sind. Die sind weder Teil der Startliste noch in den meisten Fällen bekannt.
Zum anderen, sie sollen das aus Nachweisgründen auch noch schriftlich tun. Hat mal wer eine Menge Fotografen gesehen die mit einem Stapel Modelverträge durch die Reihen gegangen sind Unterschriften einsammeln? Ein Stück aus dem Tollhaus! So sähe das aber aus würde man wortgenau anwenden was sich manche da so vorstellen. Das Datenschutzkonstrukt lässt es ja zu dass jeder individuell herumverbieten darf. Man kann sich also nicht darauf verlassen dass alle die fahren oder am Streckenrand stehen auch der Berichterstattung durch jedermann zustimmen.
Man kann begreifen dass es unter solchen Umständen gar nicht möglich ist, wie erwartet herumzufragen! Bei allem Verständnis: Das zu verlangen ist Rechtsmissbrauch! Hier wird lediglich dem Egoismus einiger Beteiligter gefrönt, mit der bekannten Folge von ausbleibendem Zuschauerinteresse.
Wir reden da nicht von Portraitfotografie. In den meisten solcher Bilder ist im Hintergrund irgendjemand unvermeidbar mit drauf, der oder die nicht Hauptmotiv ist, und die man in der Regel auch nicht vorab fragen kann ob es denn recht ist dass man da jetzt ein Bild macht. Das Paradebeispiel dafür sind weitere Zuschauer beim Zielsprint. Die sind unvermeidbar da mit auf dem Bild, und es dürfte erwartbar irgendwer darunter sein der nicht auf Bildern erscheinen möchte, die dann zur Berichterstattung verwendet werden.
Spätestens an dieser Stelle kann klar werden was passiert. Man definiert einen Unterschied herbei zwischen den kommerziell interessierten Zeitungen als Presse und Bloggern als „Nicht-Presse“, und erreicht so dass die einen berichten dürfen und die anderen offiziell nicht. Hier liegt dann auch der Grund warum ich meine Beiträge nicht wie üblich als Bericht abfasse, wie man ihn sonst in der Zeitung lesen könnte, sondern wie es ein Veranstalter mal gehässig nannte als „Erlebnisaufsatz“. Daran kann mich kaum einer wirklich hindern; die Bilder dazu entfallen eben zur Not, auch wenn sie eigentlich die Information transportieren.
Den meisten „Dorfvereinen“ ist das zum Glück egal. Aber schon bei der Liga oder gar bei Meisterschaften kann man sich nicht mehr darauf verlassen. Die UCI als auch die ASO nehmen Akkreditierungsanträge nur von ausgewählten Personen entgegen. Lange nicht jeder Interessierte kann sich da anmelden! An dieser Stelle von Pressefreiheit zu reden spricht der Realität Hohn, und das ist ganz offenkundig politisch durchaus so gewollt! Sonst könnte man es ja ändern, wäre da die Freiheit der Berichterstattung wirklich gewünscht.