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Offizielle Fotografen

Im Verein ist Sport am schönsten? So heisst es. Es gibt aber auch Rennen, die ganz offen sagen: Wir haben einen offiziellen Fotografen (und alle anderen dürfen hier nichts)!

Ich habe nichts gegen Kollegen oder Kolleginnen, die mit ihrer Arbeit und ihren Fotos Geld verdienen wollen. Ich habe etwas gegen die, die für sich Alleinvertretungsansprüche erheben!

Wir sollten hier klar trennen. Da gibt es einerseits Teilnehmerfotos, und es gibt andererseits Bildberichterstattung. Letzteres steht nicht nur gewerblichen Fotografen zu und ist auch nicht von irgendwessen Erlaubnis oder einer Akkreditierung abhängig. Kein Hausrecht steht über der Verfassung, zumindest nicht wenn es an öffentlichen Plätzen erhoben wird! Jedermann kann und darf einen Blog betreiben. Ob auch jedermann jedes Rennen besuchen kann oder darf ist nach dem was da war zumindest fragwürdig. Manche haben dazu ja so ihre eigenen merkwürdigen Vorstellungen. Vorstellungen, die geeignet sind, das Vertrauen in den Sport nachhaltig zu beschädigen.
Die Pressefreiheit ist ein verfassungsmäßiges Recht und eben nicht auf die althergebrachten Zeitungen, den Rundfunk oder das Fernsehen beschränkt. Das können jene gerne anders sehen, an den Fakten nach dem Gesetzbuch ändert das nichts. Der Sport hat hier leider ein weit verbreitetes rückständiges Denken bewiesen!

Seit Jahrzehnten gibt es Fotofirmen, die gewerbsmäßig Teilnehmerfotos anbieten. Das sind Fotografen, die sich zu Veranstaltungen buchen lassen, um dort von allen Teilnehmern Fotos zu machen und diese anschließend zum Kauf anzubieten. Dieses Geschäftsmodell funktioniert regelmäßig nur wirtschaftlich, wenn es sich um Monopole handelt, wenn also niemand anderes parallel ebenso solche Bilder zum Kauf anbietet. Das liegt nicht im Interesse von jemandem, der berichten will und zur Bebilderung der Beiträge ebenso Fotos braucht. Es so hinzubiegen dass das nicht erlaubt wäre würde die Freiheit der Berichterstattung unterlaufen. Genau das aber findet statt, wenn ein Veranstalter meint, er dürfe bestimmen wer in aller Öffentlichkeit fotografieren dürfe. Das ist vorgekommen und kommt immer wieder so vor! Es ist dabei egal ob man da meint, man akkreditiere nur gegen Presseausweis (den nicht jeder bekommt der ihn zu diesem Zweck bräuchte), man wünsche nur bestimmte Fotografen oder schließe Amateure generell aus. Geschäftemacherei ist kein Verfassungsgrundsatz! Die unabhängige Information der Öffentlichkeit liegt grundsätzlich im Interesse des Sports und somit eigentlich auch der Veranstalter. Wie sie sich oft genug benehmen sagt allerdings anderes.

Vor nunmehr rund 20 Jahren meinte eine bekannte Triathlonveranstaltung im Rhein-Main-Gebiet, alle Rechte in Stadt und Land gekauft zu haben und daher bestimmen zu dürfen wer am Mainufer stehen und dort Bilder machen dürfe, zumal wenn er diese später anderen auch nur zeige! Von Verkauf war keine Rede, und die Vorstellungen diesbezüglich gibt es als Anwaltsschreiben. Webgalerie gleich Bauchladen? Aha! Es gibt ja sonst keine anderen Möglichkeiten als Kommerz? Auch so offenbart sich ein recht simples Weltbild. Man hat die Menschen nämlich abgemahnt, auch mich! Der damalige offizielle Fotograf habe das so verlangt. Seitdem steht für mich die Gültigkeit unserer Rechtsordnung leider infrage! Wenn das so rechtens war gilt nicht länger, was jedermann im Bundesgesetz lesen kann, oder das Bundesgesetz ist hinsichtlich seiner Anwendbarkeit von der Gnade kommerzieller Rennveranstalter und deren Profitinteresse abhängig. Justitia, bist du käuflich?

Weite Teile insbesondere des kommerziellen Sports denken so und tun das bis heute. Inzwischen wundern sie sich ob der Folgen, denn auch die gewerblichen Fotografen haben bemerkt dass das Geschäftsmodell oft genug nicht trägt, will heißen der Aufwand dafür ist bei weitem größer als ein möglicher wirtschaftlicher Gewinn. Begonnen hat das ja seinerzeit damit, dass Fotofirmen zu den Veranstaltern kamen und anboten, die Veranstaltung zu finanzieren, wenn man ihnen dann freie Hand beim Geldverdienen lasse. Funktioniert haben dürfte das in den seltensten Fällen. Sonst müssten alle Teilnehmer nichts anderes tun als Fotos kaufen. Wenn das nur ein reeller Teil nicht tut geht die Rechnung nicht mehr auf. Das kann jeder leicht nachrechnen, der um die Preise weiss. Deshalb lässt sich auch kaum noch wer bei Volksläufen oder Radrennen blicken. Darüber wird aus solchen Gründen einfach nicht mehr berichtet! Niemand muss sich für sein Dasein rechtfertigen, auch Amateure nicht, und gewerbliche Berichterstatter entscheiden nach Aufwand. Der ist denen oft zu groß. Auch die Presse tut das, weil eben einfacher und mit weniger Aufwand Agenturmeldungen vom Fussball abzudrucken sind statt den ganzen Tag bei einem Radrennen zu verbringen, und hinterher liest es keiner. Platz in der Zeitung hat einen wirtschaftlichen Wert, liebe Veranstalter. Die Proficlubs des gewerblichen Fussballs unterhalten oft genug eigene PR-Abteilungen, die täglich die Medien mit Berichten versorgen. Dagegen kann kaum ein Radteam „anstinken“. Auch die Profis nicht. Man kann einen ähnlichen Bekanntheitseffekt aber auch über Blogs erreichen. Onlinemedien werden eher gelesen als Papierzeitungen, die man nur regional erhalten kann, zumal deren Beiträge oft genug zur Verkaufsförderung hinter Bezahlschranken stehen. Niemand kann alle Zeitungen der Republik abonnieren, um informiert zu bleiben. Man hat so eine Interessenlage geschaffen, über die man jetzt klagt! Wer den Leuten, Fotografen ebenso wie Zuschauern, klar macht dass sie unerwünscht sind sollte sich später nicht über Desinteresse wundern. Das ist hausgemacht.

Wir wollen doch alle nur ein bisschen Radfahren? Schön wenn’s so einfach wäre! Leider hängt da noch ein bisschen viel mehr hinten dran.

Kolleginnen und Kollegen, die sich dem Verdacht aussetzen, immer noch so zu denken und zu handeln, gibt es heute immer noch. Ich sehe das im Rahmen gemachter Erfahrungen und halte mich von Rennen fern, die bekannt geben oder bekannt gegeben haben dass sie nur diese einzelnen Fotografen sehen wollen, und eben keine anderen. Deren Risiko ist es dann eben, bei Ausfall dieser Fotografen, gleich aus welchen Gründen, keinen Ersatz zu bekommen. Das ist in Stuttgart nicht anders als in Heidelberg, Frankfurt oder Neustadt, und man lernt daraus. Der Eindruck bzw. Verdacht einer solchen Konstellation genügt! Es bräuchte nicht solche Aussagen, wenn nicht das damit gemeint wäre, was dann da stehen bleibt. Nochmal: Bildberichterstattung ist nicht Teilnehmerfotografie! Das sind grundverschiedene Sachen, und beides muss auch nicht zwingend kommerziell sein. „Wir haben schon einen Fotografen und brauchen keine weiteren!“ Noch Fragen? Nächstes Jahr habt ihr dann keinen mehr, wenn es dumm läuft!

Die Zunft hat es in vielen Jahren geschafft, ihre Reputation so gründlich zu ruinieren, dass ein einst ehrbares Handwerk heute nur noch als Geschäftemacher da steht! Kommt mir da bitte nicht mit der Haarspalterei zwischen Handwerksfotografen und Fotodesignern. Das tut hier nicht viel zur Sache. Beide sollten es gelernt haben. Was manche da abliefern spottet aber jeder Beschreibung und ist augenscheinlich nur auf den schnellen Rubel angelegt. Es gibt da manche „Berufsfotografen“, die Amateurfotografen tatsächlich fürchten müssen, was das Bildergebnis angeht. Die Bezeichnung alleine sagt nämlich nichts über Willen und Befähigung aus. Leider ist das so! Ja, es gibt auch die sprichwörtliche Ausnahme zur Regel. Nur kann vorher keiner wirklich wissen mit welcher Art man es da gerade zu tun hat. Fotograf darf sich ja jeder nennen, der oder die eine Kamera in der Hand halten kann. Ob der gestern angefangen hat oder das schon 30 Jahre lang macht geht daraus nicht hervor. Auch nicht ob so jemand tatsächlich weiss was er oder sie da tut. Ich habe schon Zeitungsreporter gesehen, die beim Radrennen mit dem Handy fotografiert haben! Das ist fachlich unseriös, reicht für den Bedarf aber offenbar aus. Wer erlebt hat dass manche der sogenannten Fotofirmen „studentische Hilfskräfte“ beschäftigen, die kaum Erfahrung im Umgang mit der Kamera haben, aber eben billig anzustellen sind, und dann die Bilder sieht die dabei entstehen und unbesehen online gestellt werden, der ahnt auch wie es mit dem Berufsethos bestellt ist. Hauptsache die Kasse klingelt? Eigentlich sollte es eine Frage der Ehre sein, ordentliche Arbeit statt offenkundigem Pfusch abzuliefern. Manche sehen das offenbar anders. Nicht alle, aber mehr als genug. Da ist dann auch klar warum man Anwälte damit beschäftigen muss, sich das Geschäft zu erhalten.

Das bisherige Extrembeispiel solchen Unvermögens war eine GoPro, die der Fotodienst am Streckenrand abgestellt hat und aus deren Videoaufzeichnung er dann die Aufnahmen für seine Webseite extrahiert hat. Ja, es ist technisch möglich. Aber ist das noch seriöse Fotografie, sind das gestaltete Aufnahmen oder einfach nur Zufall? Ja, irgendwas ist da drauf. Aber es gibt immer noch Regeln der Bildgestaltung, die sich so nicht werden einhalten lassen, deren Beachtung aber erwartet werden darf, wenn man dafür hinterher viel Geld bezahlt. Da soll nicht nur das abschreckende Beispiel daher kommen, wo die sprichwörtliche Ameise irgendwo durch das Bild krabbelt und man sonst eine Landschaftsaufnahme von Feld, Wald und Wiese sieht.

Mit dem dulden oder gar fördern solcher Umtriebe schadet sich der Sport wesentlich. Er beschädigt so willentlich die Attraktivität der eigenen Veranstaltungen, hält Zuschauer vom Kommen ab und sorgt letztendlich womöglich für den eigenen Untergang. Welche Sponsoren machen da langfristig mit? Das schädigt schließlich auch deren Ruf. Ohne Moos ist auch da nichts los! Da kommt man dann, siehe Beitragsbild, gerne mal vom Regen in die Traufe. Das habt ihr dann selbst so haben wollen.

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