Sport aller Art hält bei richtiger Anwendung nicht nur gesund, sondern bringt dem Fotografen auch eine Anzahl schöner Bilder ein.
Schon früh habe ich verschiedene Rennen besucht, die es damals in meiner Umgebung noch gab. Damals bin ich in Urberach von Sportlern gefragt worden, wo man meine Bilder sehen könne. Das war der Anlass, damals Suedhessenfotos.de einzurichten. Heute nennt sich die Seite Riedgras.de, nachdem gewisse Kreise wenig Besseres zu tun hatten als dem Projekt wegen vermeintlicher Konkurrenz das Licht auszublasen.
Es ist deutlich wenn gestandene Profis einen Amateur so fürchten dass ihnen fast jedes Mittel recht ist, ihn daran zu hindern, anderen seine Bilder zu zeigen. Nicht zum Kauf anzubieten. Zeigen reichte! Abmahnungen, Klagedrohungen. Wer seine verfassungsmäßigen Rechte ausübt und sagt was er denkt lebt gefährlich! Das ist bei etlichen von denen, die da was zu sagen haben, ausgesprochen unbeliebt. Das muss keine deutliche Kritik sein, eine abweichende Meinung genügt schon.
Was braucht man um bei einem Rennen Bilder zu machen? Wie sagt man so schön: kommt drauf an … Das ist ähnlich wie selbst Rennen zu fahren. Theoretisch kann man das bei Jedermannveranstaltungen auch mit einem Klapprad, nur macht das keinen Sinn wenn man mehr will als dabei sein. Aussicht auf Erfolg hat nur, wer da mit einer konkurrenzfähigen Ausrüstung antritt. Seien das Fahrräder, oder Kameras. Egal.
Man kann heute vom Auftritt her nicht unterscheiden ob ein Fotograf damit Geld verdient oder es aus Freude daran macht! Ob es ein Profi oder ein Amateur ist geht aus der genutzten Gerätschaft nicht hervor. Wer sein Bild verkauft handelt gewerblich, sonst eben nicht.
Es mag manchen seltsam erscheinen, aber viel wichtiger als die Fotoausrüstung ist das „davor“. Information ist alles. Es gibt da eine Anzahl Sachen, die nicht explizit in der Ausschreibung stehen, aber für den Ablauf durchaus relevant sein können. Bei größeren Rennen gibt es beispielsweise vorher eine Einschreibung, wo sich alle Teilnehmer in eine Liste eintragen, und wo man die Sportler dann eben auch zu sehen bekommt. Stehen die erst mal am Start ist es mit dem „näher ansehen“ nicht mehr weit her. Normale Zuschauer werden da oft auf Distanz gehalten. Nun sind die Zeiten, wo Zuschauer am Start in Fünferreihe Spalier standen, schon etwas vorbei, aber nach wie vor gilt, dass Vorbereitung eine enorme Bedeutung hat für späteren Erfolg. Sei das Renntaktik, seien das Bilder. Wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist darf sich Chancen ausrechnen. Was wann wie wo stattfindet ist Gegenstand vorheriger Erkundigungen. Wer einen Sport fotografieren will sollte dessen Regeln und Abläufe kennen.
Dabei ist es oft genug herzlich egal ob da wer mit einer Dicken Berta oder einer Taschenkamera ist. Was Wechseloptiken kann ist grundsätzlich geeignet. Jetzt ins Detail zu gehen hieße Bücher schreiben. Es gibt da aber einen „alten Schinken“ von Feininger. Die Hohe Schule der Fotografie. Ursprünglich waren das mal drei Bände. Mindestens einer davon ist heute vergriffen. Ein immer noch sehr lesenswertes Taschenbuch, selbst wenn man bedenkt dass es inhaltlich aus der analogen Zeit stammt und fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat.
Das ist sehr ähnlich wie mit Fahrrädern. Man kann auch mit einem zehn Jahre alten Rad durchaus noch Chancen haben, wenn auch nicht unbedingt bei der Tour de France. Dass es technisch in Ordnung und für die Aufgabe geeignet ist ist viel wichtiger als den neuesten Schrei der letzten Messe unterm Hintern zu haben. Was nützt dir ein Rad das hundert Gramm leichter ist wenn der Rahmen wegen zuviel Leichtbau auf einem Abschnitt mit schlechtem Belag kollabiert? Außer du bist Profi, aber auch dann musst du auf deinen Materialwagen warten und verlierst Zeit. Eine ungeeignete Kamerawahl bedeutet für einen Fotografen regelmäßig Ende der Mission.
Schaut man sich bei den Fotografen um sieht man vorwiegend Kameras der Marken Canon, Nikon, vielleicht auch Sony. Das hat aber wenig damit zu tun dass die anderen nichts taugen würden, sondern damit dass jene einen Profiservice unterhalten, bei dem sich dafür registrierte Fotografen Teile ausleihen können, die sie bei großen Rennen nur gelegentlich brauchen und daher nicht selbst besitzen, oder kurzfristig einen Mechaniker brauchen um etwas schnell reparieren zu lassen. Wer so einen Totschläger wie ein 800mm-Objektiv, das ähnlich viel kostet wie ein Auto, nur dreimal im Jahr braucht wendet sich an den Verleih und investiert dafür nicht soviel eigenes Geld. Man darf auch nicht vergessen, dass man die Kosten des Verleihs bei den Kunden abrechnen kann, die eigene Abschreibung mutmasslich nicht.
Was gehört nun in den Rucksack? Wollt ihr wissen was im Lehrbuch steht, oder was sich in der Praxis bewährt hat? Halten wir uns an die Praxis.
Soweit es das Wetter zulässt, es also trocken bleibt, ist die offene Trageweise anzuraten. Es gibt von verschiedenen Herstellern Tragehilfen wie den SunSniper DPH, ausgeschrieben „Double Press Harness“, mit dem man zwei große und eine weitere kleine Kamera so über der Schulter tragen kann, dass man auch abends noch lebt. An den Hals würde ich mir das Gewicht nicht hängen! Alles in allem kommen da durchaus 10-20 Kg Masse zusammen, und du solltest auch damit noch laufen können. Man sollte das nicht unterschätzen. Dass sowas bei ungeeigneter Trageweise zu Verspannungen führen kann darf klar sein. Fotografen wissen am Abend was sie den Tag über getan haben!
An Objektiven sind 2,8/24-70mm und 2,8/70-200mm gesetzt. Ob man an Weitwinkel noch ein 12mm braucht hängt vom Rennen ab, ob man in einer Kurve von unten in der Winkelhalbierenden fotografieren kann oder bei einem MTB-XC seitlich vor einen Hügel gelassen wird. Dann sind Perspektiven möglich die Ungeübte nicht wahrnehmen. Vor allem gilt aber: Augen auf bei der Standortwahl! Zuallererst gilt es, seinen Aufnahmestandpunkt so zu wählen dass man weder sich selbst gefährdet noch für andere zum Hindernis wird. Auch dann nicht wenn etwas schief geht. Murphy ist überall.
Kommen wir nun zu einem Detail, das viele nicht kennen. Wer bei Radrennen die Möglichkeit hat, an der Ziellinie zu fotografieren, wird sie kennen. Es gibt da eine speziell für diesen Zweck vorgesehene Markierung, die Fotografenlinie. Es steht sogar in der Sportordnung wo genau die zu sein hat. Nun sind die Maße kein Zufall. Wer da dran kommt ist mit einem 300mm-Objektiv genau richtig, denn die Linie liegt so dass man mit dieser Brennweite von dort einen jubelnden Sieger formatfüllend aufnehmen kann.
Die verfügbare Zeit dafür liegt im Millisekundenbereich, weshalb Profikameras auch bis zu 120 Bilder die Sekunde im Schnellgang verarbeiten können. Da ist keine Zeit, um bedarfsweise Objektive zu wechseln. Was macht man also? Fotografen bei Sportereignissen haben regelmäßig eine zweite Kamera parat, und das am Arm und nicht im Rucksack! Einmal eine mit der langen Linse, einmal die etwas kürzere. Je nachdem mit welchen Motiven zu rechnen ist. Mitunter gibt es noch welche die aus der Not eine Tugend machen und vor sich eine mit Fischauge aufstellen. Das ergibt dann solche Bilder, wie man sie später in der Tour sieht, wenn das Feld an den Fotografen vorbei ins Ziel rauscht. Ein allumfassendes Bild.
Sind die Sportler im Ziel hast du eine halbe Stunde Zeit. Je nachdem nicht um dich auszuruhen, sondern um zur Siegerehrung zu gehen. Auch da gilt: first come first serve. Die guten Plätze sind rar. Man sollte also vorher schon wissen wo die ist und wie man da am schnellsten hin kommt. Die halbe Stunde ergibt sich aus der Protestfrist. In dieser halben Stunde nach Bekanntgabe der Wertung können Konkurrenten Widerspruch einlegen, wenn es Fehler gegeben haben sollte. Da heute wichtige Rennen mit Transponder gefahren werden ist das aber regelmäßig zwecklos.
Warum nun nennen viele Sportfotografie auch „das Rennen im Rennen“? Wer andere mit seinen Bildern beliefert muss dann auch liefern. Wer zuerst kommt malt auch hier zuerst, der zweite ist regelmäßig der erste Verlierer. Das ist nicht nur im Sport so. Will heißen das Bild dessen, der zuerst aufliefert, wird gedruckt. Dazu ist in fast jedem Pressezentrum, das Veranstalter gewöhnlich vorhalten müssen, auch ein Onlinezugang vorhanden, wo zugelassene Fotografen ihr Material via FTP an den Server der Agentur senden können. Zeit ist Geld, ihr versteht? Darum sollte wer kann auf das Drahtnetz setzen statt auf WLAN. Wenn sich zwanzig Fotografen einen Zugang teilen, und WLAN ist ein Shared-Medium, kommt keiner zu was. Zuerst fertig wird dann wer Zugriff auf WAN hat.
Wer solche Möglichkeiten hat hat bessere Chancen als der Rest. Insbesondere durch die heutige Handyknipserei ist es aber zu einer Verschiebung der Maßstäbe gekommen. Heute meint jeder erwarten zu dürfen, dass alle Bilder möglichst schon vor Rennschluss online sind. Dabei haben gerade Amateurfotografen dazu überhaupt keine reale Möglichkeit. Die können erst hochladen, wenn sie zuhause sind und ihre Bilder gesichtet haben, etwas das die Profis oft genug parallel zum Rennen von Assistenten im Hintergrund erledigen lassen. Gut, dazu sind die da. Wer da nicht mithalten kann hat automatisch verloren. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum manche Profis auf Amateure nicht gut zu sprechen sind und sie als vermeintliche Konkurrenz betrachten. Die Kameratechnik macht heute keinen Unterschied, der liegt vor allem im Netzzugang. Wie schon gesagt: Wer als Fotoprofi Angst vor einem Amateur haben muss dürfte ein ganz anderen Problem haben.
Ein konzeptionelles.
So haben einige in der Branche auch bis heute nicht mitbekommen dass sich seit 1980 einiges geändert hat. Konnte damals nur berichten wer Zugang zu einer Redaktion hatte kann das heute jeder der will. Man sieht es hier. Für einige Euro einen Server mieten, WordPress installieren, loslegen! Das alleine ist nicht teuer. Jeder kann das, der sich damit beschäftigen will. Da macht es keinen Sinn mehr, auf den Presseausweis als Zulassungskriterium zu setzen, den man nur bekommt wenn man Angestellter einer Zeitung ist. Es kann ein offenes Geheimnis sein, dass jene vor allem über Fussball schreiben, wie sehen kann wer die Sportseiten aufschlägt.
Leute, wacht auf!