Ein Foto einer formschönen Gewitterwolke, im Fachjargon Cumulonimbus capillatus genannt, täuscht gern darüber hinweg dass daraus handfester Hagel fallen kann, der schon so manches Gewächshaus zerdeppert und seinerzeit in München verbeulte Autos mit Millionenschaden hinterlassen hat. Wer unter freiem Himmel von solchem Hagelschlag überrascht wird sollte Schutz suchen! Der menschliche Kopf bekommt da nämlich leider dasselbe Problem wie eine aus zwei Metern Höhe fallen gelassene Melone. Er ist danach beschädigt oder kaputt. Heute machen wir Blutwurst? Bitte nicht!
Unter der URL „www.naturgefahrenportal.de“ wurde eine neue Warnseite eingerichtet. Dort erhält man Informationen über Warnungen ebenso wie Verhaltenshinweise. So soll die Bevölkerung auf Risiken aufmerksam gemacht werden. Ebenso ist Hilfe zur Selbsthilfe ein Ziel.
Wie schaut das denn nun aus? Wer sich die Seite und deren Inhalt anschaut bekommt den Eindruck, dass dort jemand eine Dienstvorschrift herunterbetet. So in der gern kolportierten Art „Bei Bachdurchgang hat der Soldat selbsttätig mit Schwimmbewegungen zu beginnen!“. Überspitzt ausgedrückt fasst man sich bei manchen Hinweisen doch an den Kopf. Gut gemeint ist leider nicht immer dasselbe wie gut gemacht.
So heisst es da beispielsweise, man solle bei Regen in den ersten Stock gehen. Wie meinen? Regen ist ein Wetterereignis, aber doch keine Naturkatastrophe! Wenn bei normalem Landregen deine Bude absäuft hast du ein Problem mit dem Bau, nicht mit der Natur!
Will da wer eventuell aus falsch verstandener Vorsorge die Pferde scheu machen? Man findet da mehr. Vor allem solche Dinge die zwar theoretisch eintreten können, aber nie eingetreten sind solange ich hier lebe. Und das sind jetzt rund 60 Jahre. Dazu gehört Hochwasser derart dass das Hessische Ried weiter absäuft als bis zum Rheindamm. Nicht mal die Fluttore im Deich bei Erfelden, der ersten „Verteidigungslinie“ sozusagen, wurden je geschlossen, solange ich denken kann. Ja, es wird berichtet, dass das Wasser einst auch Wolfskehlen und Griesheim erreicht hat und die Gefahr daher latent vorhanden ist. Aber der Fall ist mehr als hundert Jahre her! Danach wurden bessere Dämme gebaut, wie man Deiche im Binnenland nennt.
Es ist also eher eine Frage der Wahrscheinlichkeit als eine solche der Vorkehrungen. Will heißen: sollte es so stark regnen dass der Fall eintritt wird dir Flucht als einzige Lösung bleiben. Vorsorge dieser Art gibt es nicht, ausser du hältst dir wie auf den Ostfriesischen Inseln einen Bunker für den Fall einer Sturmflut vor, bei der die Insel fortgespült würde. So wie es vor hunderten Jahren das letzte Mal passiert ist. Auf Hooge soll‘s das so geben, aber das ist auch eine Hallig. Warften, Häuser, ohne Deich.
Vergleichbar ist das mit der Wahrscheinlichkeit, eine Versicherung gegen Elementarschäden zu benötigen. Dort wo der Fall eintreten kann ist eine solche nicht im Angebot der Gesellschaften oder schlichtweg unbezahlbar, und dort wo man sie derzeit angedient bekommt ist sie nicht wirklich vonnöten, wie jemand keine gegen Flut braucht der auf dem Berg wohnt und jemand an der Nordsee keine gegen Lawinen.
Es ist sicher sinnvoll so ein Portal zu betreiben. Aber wer da mit erhobenem Zeigefinger die Leute wild macht wird nur erreichen, wovor bereits im letzten Krieg gewarnt wurde, als nach etlichen Probealarmen die Leute bei Fliegergefahr in den Himmel guckten statt in den Keller zu gehen.
Der Gefahr hilft man so nicht ab.