Home / Sport und Freizeit / Radsport / Ostermontag

Ostermontag

Heute ist Ostermontag, und es starten Radrennen in Ahrweiler ebenso wie in Schönaich. Warum bin ich nicht hin gefahren?

Mein letzter Besuch dort war 2013. Siehe Beitragsbild. Wieder so ein Bild mit dem Halbmetertele, das so aussieht als habe der Fotograf auf der Straße gestanden? Auch wenn die Perspektive täuscht, vom Ortsschild bis zur Kurve sind es ein paar hundert Meter. Bis die Sportler von da die steile Rampe nach oben geklettert sind hast du auch mit Krückstock bequem die Straße überquert, wenn nötig. Da war niemand wem im Weg.

In diesen zwölf Jahren ist viel geschehen.

Zum einen, ich bin nicht mehr gesund. Mit bald 60 Jahren auf dem Buckel macht sich das Leben auch bei mir inzwischen bemerkbar. Da springt man nicht mehr so rum wie mit Anfang 20.

Viel Entscheidender ist aber etwas anderes. Ich muss es so sagen wie es ist: einige von euch haben es geschafft, mein Vertrauen zu zerstören! Es wurde durch die Blume erklärt, wessen Anwesenheit erwünscht ist, und wessen nicht! Damit beziehe ich mich auf das Ganze, nicht auf diese beiden Rennen. Heute muss das niemand mehr erörtern. Gesagt ist gesagt.

Wer Akkreditierungen verweigert weil jemandes Interesse nicht auf Geld beruht sagt damit etwas aus. Wer sagt „Wir akkreditieren nur gegen Presseausweis!“ sagt eben auch „Wir wollen nur Hauptberufliche!“, wobei den Presseausweis eben nicht erhält wer ausgebildet und damit befähigt ist, sondern wer bei Verlagen angestellt ist, die Mitglieder im Presseclub sind, der den Presseausweis ausgibt. Es geht hier nicht um Befähigung, es geht hier um Geschäftemacherei! Auch die meisten beruflichen Fotografen sind heute freie Mitarbeiter, und eben keine Festangestellten mehr. Man manifestiert hier die überkommene Denkweise aus dem Jahr 1980. Seit bald einem halben Jahrhundert weigert man sich da, dazu zu lernen. Elitendenken, Junkertum!

Man hat am letzten 1. Mai den Taunus – ein deutsches Mittelgebirge – faktisch par Ordre du Mufti für Zuschauer gesperrt. Man wollte keine da haben! Und darunter fallen eben auch wir Amateurfotografen und Blogger. Erzählt mir nichts von Sicherheit. Die öffentlichen Verkehrsmittel ebenso einzustellen wie den Kfz-Verkehr zu unterbinden ist redselig. Zugleich wurde auf dem Feldberggipfel ein Streckenfest anberaumt, das so natürlich kaum besucht war. Wundert es wen? Zumal dieser Punkt sich als Fliegenfänger entpuppte. Wer da vorbeikam wurde festgehalten! Weitergehen verboten. Wenn die Anwesenheit von Zuschauern und Fotografen zu einem Gnadenakt verkommt ist sie dem Grunde nach sinnlos.

Seit 2018 gibt es nun die DSGVO. Diese Vorschrift der EU reglementiert auch die Fotografie bei Sportveranstaltungen. So meint da jemand, der vermutlich selbst sowas noch nie gemacht hat, man könne alle einzeln um Erlaubnis fragen. Dabei verbietet die Sportordnung jeden Eingriff in die Veranstaltung. Du darfst also gar nicht, was da verlangt wird! Ebenso heisst es immer wieder, „Meldungen nur über Rad-Net“. So werden also die Starterlisten, die es für die Fragestunde unabdingbar bräuchte, geheim gehalten. Man weiss gar nicht wer gemeldet hat! Ihr meint es genügt wenn der WA das weiss? Wer das eine verlangt hat auch das andere zu ermöglichen, oder möge still sein. Fotografen erfahren das nicht, und wissen somit auch nicht wen sie denn überhaupt um Zustimmung fragen sollten. Ob solche Vorschriften praktisch überhaupt anwendbar sind fragt keiner. Man nimmt die Folgen billigend in Kauf! Nur die Akkreditierten müssen nicht fragen, was einiges nebenbei klar stellt. Da stellt sich eine ganz andere Frage: Habe ich das denn nötig? Ist mein „berechtigtes Interesse“ weniger Wert? Eure Antwort war klar: es ist gar nichts wert! Es existiert nicht. Wer an einer öffentlichen Veranstaltung teilnimmt kann wissen dass es ein berechtigtes Interesse gibt, nämlich das an Berichterstattung, und das steht jedermann zu und eben nicht nur denen, die damit Geld verdienen.

Wir waren einmal eine solidarische Gesellschaft. Es hiess einmal über den Radsport: Wir sind alle eine Familie, wir sind alle ein Verein! Lange vorbei. Heute ist es so dass alle nur noch auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Niemand muss sein Dasein rechtfertigen. Auch ich nicht!

Es ist nach den Regeln der Mathematik, genannt Wahrscheinlichkeitsrechnung, leider davon auszugehen, dass in jeder hinreichend umfangreichen Menschenmenge irgendwer ist, der oder die zu allem nein sagt. Das hat sich aus Erfahrung leider auch genau so bewahrheitet. Man kann also quasi voraussetzen, dass das auch beim nächsten Mal so sein wird, und kann sich demnach die Fragerei auch sparen, zumal es praktisch gar nicht möglich ist, alle Teilnehmer auch rechtzeitig zu finden. Die parken ja da, wo gerade Platz ist, oder kommen vielleicht gar erst fünf Minuten vor dem Start aus ihren Löchern gekrochen.

Dann sind da jene, die ihr offizielle Fotografen nennt. Diese laden sich teilweise selbst dorthin ein, wie man entsprechenden Mitteilungen in den sozialen Medien entnehmen kann. „Hoppla da bin ich!“, und ab jetzt sind alle anderen abgemeldet und dürfen quasi nichts mehr? Teilweise machen Veranstalter dementsprechende Mitteilungen, teilweise zeigen Sportler und Mannschaften ein dazu passendes Verhalten, das eben diesen Schluss erzwingt. Damit ist klar gemacht wer da was will und wer was darf. Der Rest eben nicht. Ihr beansprucht euer Hausrecht ja auch in dem Sinn, damit bestimmen zu dürfen, wer kommen darf und wer dementsprechend nicht. Alleine damit ist manches gesagt.

Das sei euch gestattet, es hat aber etwas zur Folge. Wer einmal davon überzeugt wurde, dass das alles so ist und immer wieder so sein wird, der wird nicht nur von dieser vergeblichen Bemühung absehen, sondern gleich direkt den nächsten Schluss ziehen. Wer auf diesem Weg gesagt bekommt dass er am Ort eh nichts darf der braucht auch gar nicht erst kommen!

Es kostet Vertrauen! Ein erschöpfliches Gut! Einmal verspielt ist es nur sehr schwer zurück zu gewinnen. Dabei ist auch nicht interessant, was Einzelne reden, sondern was sie faktisch tun. Was nützt es vom Veranstalter eine Erlaubnis zu haben wenn der nächstbeste Komissär es anders will? Siehe Ernsthofen. Ihr glaubt das sei vergessen, weil es schon länger her ist? Falsch gedacht. Ich bin nicht nachtragend, aber solche Dinge bilden den Rahmen, in dem euer Sport beurteilt wird.

Im konkreten Beispiel wäre für einen Besuch in Schönaich eine Anreise von 200 Km notwendig. 200 Km je Richtung macht am Ende des Tages 400 Km auf dem Tacho. Mal 0,3 €/Km macht das wertmäßig über 100 Euro an Logistikaufwand. Was steht dem gegenüber? Gute Bilder, oder kein Parkplatz, oder gar ein Rausschmiß! Womöglich nach DSGVO ein Klageverfahren, weil man jemanden im Rennen nicht wie erwünscht um seine Erlaubnis hat fragen können. Die darauf vorgesehene Strafe liegt in Bereichen, die Normalverdiener nicht erörtern müssen. Den Irrsinn eines solchen Ansinnens ergibt sich aus sich selbst, wenn man Sportler im Rennen anhalten soll um sie um Erlaubnis zu Fotos zu befragen! Bei Schüler- und Jugendrennen geht das inzwischen doch so weit dass man diese Erlaubnis auch von den Eltern einzuholen hätte, die großteils gar nicht anwesend sind. Das macht doch kein Interessierter mehr mit!

Der deutsche Radsport hat bisher stets vermieden, hierzu Stellung zu beziehen. Man müsste sich entscheiden. Will man (fotografierende) Zuschauer, oder will man sie nicht. Dann müsste man auch in der Sportordnung aufnehmen dass jedermann unterschiedslos Bilder zur Berichterstattung und zu Erinnerungszwecken erlaubt sind. Das aber will man nicht. Alleine das ist de facto eine Ausschlußerklärung!

Wer soll sich da noch die Mühe machen, ein Rennen zu besuchen, wo er erwarten muss nicht erwünscht zu sein? Du bist im Weg, Du störst, Du nervst!

Noch Fragen?

Wer von mir einen Kotau erwartet darf lange warten. So ist das alles nichts mehr wert.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Secured By miniOrange