Mogelpackung
Foto: Symbolbild – Du kommst da nicht rein! Wunsch und Wirklichkeit treffen aufeinander. Nach Ansicht des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung sind 99,9% der Bundesbürger in der Lage, über Mobilfunk Internet zu empfangen. FFH berichtet.
Nun heisst es im gleichen Beitrag aber ebenso, dass gerade in Hessen – der Sender hat seinen Standort in Bad Vilbel – besonders viele Funklöcher gegeben seien. Funklöcher sind eben solche Gebiete, wo es keinen ausreichenden Empfang gibt, und das beileibe nicht nur „in der Pampa“.
Du hast zu haben! Handy hier, App da. Informationen gibt’s nur noch mit so einem „Ding“! Fahrscheine für den öffentlichen Verkehr? Nur noch in der App, Automaten sind abgebaut, braucht man nicht. Und dann kommt das … Es ist ja leider eine Tatsache, dass die Eingangsbehauptung mit der fabelhaften Netzabdeckung schön gerechnet ist. Man geht von der Verteilung der Bevölkerung, die da überwiegend in Großstädten angesiedelt wird, im Verhältnis zum dortigen Empfang aus, der sich ebenso an der Siedlungsdichte orientiert, und man da eben von Netzabdeckung ausgeht sobald nur ein halber Balken in der Anzeige steht. Da aber bekommt man keine Daten. Der Timeout schlägt schneller zu.
Es hat hier um Nutzbarkeit zu gehen, nicht um politische Wünsche. Gerade an Orten, die anders nur schlecht erreichbar sind, wie irgendwelche gottverlassenen Knotenbahnhöfle im Hinterland, ist eben auch die Funkabdeckung regelmäßig mangelhaft. Man muss nur das eigene Handy beobachten, wo guter Empfang ist und wo nicht. Das wird ja auch im Fall einer Panne interessant, ob du „draussen im Wald“ den Abschleppdienst rufen kannst (oder Polizei, Krankenwagen, Feuerwehr, …), oder ob dir das Handy mitteilt es könne niemanden erreichen.
Es geht nicht darum ob man da Mails abrufen kann. Es geht darum dass die Anbindung so ist dass die App mit dem Server kommunizieren kann, und das funzt eben nicht wenn die verfügbare Bandbreite ungenügend wird, weil der nächste Funkmast eben „hinter dem Berg“ steht. Im Odenwald ist das der Karte nach gerne der Fall.
Im FFH-Bericht heisst es weiter unten sehr vielsagend, dass mindestens 3000 hessische Haushalte gar keinen Mobilfunkempfang haben. Als Beispiel nimmt man da gerne Oberzent, oder hier Oestrich-Winkel. Das wiederum liegt im Rheingau gar nicht mal abgelegen, sondern sogar ausgesprochen zentral an wichtigen Verkehrsachsen.
Was läuft da schief? Es liegt nahe dass Mobilfunkprovider ihre Masten da aufstellen, wo sie viele Kunden erwarten. Wenn man aber die Bevölkerung verdonnert sich vollumfänglich einer solchen Technik auszuliefern indem man alle anderen Möglichkeiten kappt, dann muss man auch dafür sorgen dass der dafür nötige Empfang mit einer erforderlichen Bandbreite überall gegeben ist, und nicht nur da wo es passt, wie z.B. in Großstädten. Selbst da gibt es anscheinend Gebiete, wo das nicht gegeben ist. Nicht offiziell, nach der besagten Karte ist da alles bestens. Wenn man aber in Medienberichten die Leute reden hört schaut das wohl etwas anders aus!
Wünsch Dir was? Da mach ich mit! In der überwiegenden Zahl der Fälle wird das ja funktionieren. Wer aber etwas von anderen verlangt hat dafür zu sorgen dass das immer und überall funktioniert, nicht nur in der überwiegenden Zahl der Fälle! Ähnlich ist das derzeit hier. Man nennt es mobiles Arbeiten, und das kam in der Corona-Zeit in Mode. Klar, wer von Umweltschutz redet muss auch sehen dass jede vermiedene Fahrt aktiver Umweltschutz ist. Viele Arbeiten kann man gerade bei Bürojobs von fast überall aus erledigen, wo man Netzzugang hat. Da sind wir dann wieder beim Thema.
Seit einiger Zeit kommt bei Arbeitgebern allerdings ein Gluckenverhalten auf, ihre Angestellten wieder ins Büro zurück zu holen. Auch beim Staat. Nicht wegen besserer Arbeitsleistung, eher wegen Überwachungswahn. Gleichzeitig baut man offiziell das Land digital um, wo auch Glasfaseranschlüsse in der Fläche dazugehören. Bei uns im Viertel wird gerade gebaut, und die Baufirma erwartet anscheinend dass überall stets jemand zuhause ist. Man vereinbart keine Termine, spricht nichts ab, steht dann aber irgendwann plötzlich vor der Tür und beschwert sich wenn keiner daheim ist? Eins davon geht nicht. Das ist wieder dieser politische Wahnsinn, von anderen zu verlangen zu dem man selbst die Voraussetzungen nicht geschaffen hat. Digitale Anwendungen bedingen Netzzugang, aber niemand kann sowohl zuhause antreffbar als auch im Büro bei der Arbeit sein, und das Madigmachen der mobilen Arbeit, die beides verbinden könnte, fällt hier wieder auf den Ausgangspunkt zurück. Man kann sich viel wünschen. Wenn man etwas verlangt hat man auch zu ermöglichen!
Dazu gehört auch die überholte Ansicht, Internetanschlüsse zuhause seien nur für Freizeitgestaltung und zum Spielen. Das Netzwerk fragt nicht, was für Daten da drüber laufen! Das Protokoll ist universell, und man kann es eben für reine Informationszwecke genauso gut nutzen wie zum Arbeiten. Allerdings lassen die Nutzungsbestimmungen mancher Provider das nicht zu. Vielleicht will man da etwas Geld extra? Gewerbliche Zugänge sind erheblich teurer als solche für Normalverbraucher, und das nicht aufgrund der Technik. Der ist das schließlich egal, ob da Office gemacht wird oder Krypto, Banking oder Zwift. Daten sind Daten. Wenn die Regierung Digitalisierung will sollte sie hier vielleicht mal was tun? Als Corona übers Land zog und alle aus dem Büro nach Hause geschickt wurden, und mobiles Arbeiten plötzlich der Not folgend überall in Mode kam, hat solche juristische Spitzfindigkeit niemanden interessiert. Plötzlich schaut wieder wer genau in Verträge, wenn man etwas behindern will, was das Land wirklich vorwärts bringen könnte.
Für Büroanwendungen oder die Steuererklärung genügt das alte DSL vollauf. Da braucht keiner Aufwand treiben und Glasfasern legen. Das rentiert sich nur, wenn man einen eigenen Server online bringen oder datenhungrige Anwendungen betreiben will. Dieser Datenhunger aber scheint für die Provider ein Dorn im Auge zu sein. Davor haben sie dem Verhalten nach Angst!
 
								


 
                                     
                                     
                                     
                                     
                                     
                                     
                                     
                                     
                                    
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