Gestern war der große Tag. Im Bürgerhaus fand die lange erwartete Informationsveranstaltung der Deutschen Glasfaser statt, wo wie angekündigt die näheren Details zum anstehenden Glasfaserausbau in Leeheim und Wolfskehlen benannt wurden. Ich fasse das Ergebnis sinngemäß kurz zusammen.
Wie ich bereits im anderen Beitrag geschrieben hatte ist Digitalisierung ja weitaus mehr, als Geschäftsabläufe über das Internet abzuwickeln. Davon sind wir ja immer noch weit entfernt, und dazu genügt es auch nicht Anträge auf Webformulare zu übertragen.
Dazu braucht es auch die Bandbreite, um die damit verbundene Datenmenge zu übertragen. Der Glasfaserausbau ist ein Schritt auf dem Weg da hin.
Beginnend im Juni werden die Bauarbeiten also starten. Die Stadt hat in den letzten zwei Jahren Verhandlungen mit möglichen Vertragspartnern geführt, und ist mit der Deutschen Glasfaser handelseinig geworden. Der Bürgermeister, der gestern Abend auch da war und einige Worte ans Publikum gerichtet hat, machte dabei ein paar Dinge deutlich. Dinge, zu denen ich hier auch ein paar Worte verlieren möchte, zeigen sie doch dass hinter den Wünschen und Ansagen unserer Bundesregierung eine gehörige Menge Planlosigkeit steckt, wie man da hin kommen möchte. Es ist wie bei kleinen Kindern. Man will haben, fragt aber nicht woher es kommen soll. Hier soll es die Privatwirtschaft richten, und der Staat will davon profitieren, sind Onlineanschlüsse doch heute ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftstätigkeit.
Da wurde dann auch betont, dass das Gesetz vor allem die Wünsche der Firmen berücksichtige, und die Gemeinden nehmen müssten was man ihnen da anbiete. Wer ausbauen möchte müsse dies lediglich melden und braucht nicht mal eine Genehmigung dafür. Es könne also sein dass drei Anbieter parallel dasselbe Gebiet ausbauen und dann meinen um Kunden konkurrieren zu können. Das halte ich nicht für zielführend, sind die Verhältnisse doch wesentlich von den örtlichen Gegebenheiten bestimmt. Niemand braucht drei Anschlüsse bei drei verschiedenen Anbietern. So waren auch hier drei Kandidaten im Gespräch, wie da genannt wurden die Deutsche Telekom, die Deutsche Giganetz, und eben die Deutsche Glasfaser. Letztere ist es nun geworden, und die dazu vermittelte Baufirma ist die Siers GmbH.
Die erwartete erste Aktivierung der neuen Anschlüsse ist für das 4. Quartal 2025 vorgesehen. Abgeschlossen sein soll der Ausbau in Riedstadt bis zum Jahr 2030.
Nun hat der Moderator im Nebensatz noch einige Dinge fallen lassen, die sich zu Zeitbomben entwickeln können. Den gestrigen Abend als Werbeverkaufsveranstaltung zu bezeichnen wäre zwar gehässig, da aber auf die Anwesenheit der entsprechenden Kundenberater besonderen Wert gelegt wurde auch nicht vollkommen falsch. Natürlich sollten die noch Unentschlossenen dazu veranlasst werden, noch rasch Verträge abzuschließen. Die ursprünglich genannten 750 Euro Anschlusskosten, die bis zum Beginn der Bauphase entfallen sollten, hatten sich in diesem Vortrag nämlich dezent verdoppelt und wurden nunmehr mit 1500 Euro benannt.
Damit ist es aber nicht getan, ist es doch nicht ganz so dass wie dargestellt lediglich ein Routertausch fällig werde. Wer sich in der Materie etwas auskennt kann wissen, dass in der weiteren Folge je nach den jeweiligen Bedingungen da durchaus eine halbe Generalsanierung folgen kann, dann nämlich wenn bisher lediglich der von herkömmlichen Telefonanschlüssen her bekannte zweiadrige Klingeldraht da vorhanden war. Jetzt wird zwischen dem HÜP, dem Hausübergabepunkt, wo die Glasfaser endet, und dem Router ein vollwertiges Netzwerk fällig, und das sind eben andere Kabel. Die zu legen ist Sache der Kundschaft, und wird erwartet. Man kann auch die Verlängerung des Glasfaserkabels im Haus beauftragen, das geht bis zu 20 Meter, setzt aber ein vorhandenes, im Vorlauf auf Kosten des Nutzers zu installierendes Leerrohr mit 16mm Durchmesser voraus. Handwerkerarbeiten kosten Zeit und Geld, und niemand braucht glauben die stehen Gewehr bei Fuss. Es sind alleine in Riedstadt hier etwa 3700 Anschlüsse herzustellen. Das dauert auch dann, wenn man unterstellt dass hier drei Bautrupps parallel tätig sein sollen.
Das wird demnach ein lustiges Jahr 2025 in Riedstadt, mit aufgerissenen Bürgersteigen und Bauarbeiten aller Art. Parke dein Auto woanders …
Zuvor aber wird der nächste Termin die Hausbegehung sein, wo bei Vertragsinhabern Vertreter der Baufirma festlegen, was wo hin kommt. Da wird ja ein Loch in den Keller gebohrt, wo die Glasfaserleitung dann ins Haus kommt. Wo schlussendlich im Haus der Abschluss gesetzt wird ist wie gesagt ein anderes Thema und wird auch da erörtert. Überlegt euch schon mal, wie ihr das bei euch haben wollt. Das wird auch in diesen 30 Minuten vereinbart. Es gibt dann ein Protokoll, wo das alles drin steht. Das ist dann fix.
Was man auch noch dazusagen sollte? Wenn sich bei der Vorbereitung der Baustelle herausstellen sollte, dass aufgrund der individuellen Bedingungen kein Ausbau bei jemandem möglich ist behält sich die Firma den Rücktritt vom Vertrag vor! Ihr bekommt dann kurz und einfach einen Brief, in dem alles wieder gekündigt wird und ihr zusehen sollt wo ihr bleibt. Es ist ja von der Bundesnetzagentur schon angekündigt worden, dass man in eben diesem Zeitraum in den kommenden Jahren das alte Kupferkabel abschaffen wolle, womit danach eben nicht wie da gesagt der Rückweg zum bisherigen Anschluss bleibt, sondern die Bevölkerung digital vor dem Nichts steht.
Liebe Bundesregierung, niemand braucht das Volk für blöd halten. Das kann auch zwei und zwei zusammenrechnen und daraus Schlüsse ziehen. Diese Schlüsse sind deutlich. Es geht nicht darum, dass die Menschen zeitgemäßen Zugang haben. Es geht wohl eher darum dass wer sein Geschäft da macht, auch wenn vordergründig Wert darauf gelegt wurde, man nehme dafür Millionen in die Hand. Das macht keine Privatfirma für Gotteslohn, sie erwartet entsprechende Geschäfte. Das darf sie auch, nur kann auch klar sein dass der Anschluss eben nicht wie behauptet gratis sei, wenn man sofort zuschlage, sondern diese Kosten irgendwie finanziert werden wollen.
Wer also zahlt das schlussendlich? Wir! Wer es braucht sollte den Vertrag jetzt machen, sich dabei aber nicht vom rabattierten Einsteigspreis für das erste Jahr blenden lassen, sondern die Gesamtkosten hinterfragen. Anfangs kostet jeder Tarif da nur 24,99 Euro. Das aber bleibt nicht so, und Mietkosten für den Router gehen extra, ebenso wie ein mögliches TV-Paket und anderes, was man jeweils dazu buchen kann. Die Rechnung unterm Strich schaut also anders aus als in den großen Lettern in der Anzeige erst mal da steht. Es ist dabei stets zu fragen, was weiter gemacht werden muss. Das ist individuell sehr unterschiedlich, aber wichtig. Und man muss sich überlegen wie der eigene Bedarf sich in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Erkundigt euch selbst und lasst euch nicht von Aussagen der Verkäufer blenden.
Ich persönlich habe mich für die Variante „kundeneigener Router“ und gegen das Mietmodell entschieden, weil ich bei mir selbst die Fäden in der Hand halten will. Sonst wird der Zugang fernadministriert, was für absolute Laien zweckmäßig sein kann bis man weiss was da wie ist, es kann aber auch sein dass genau während der Videokonferenz im Homeoffice die Leitung ausfällt, weil jemand ein Update eingespielt hat und der Router bootet. Wer dazu ein VPN nutzt schaut dann erst mal alt aus! Es dauert nämlich für gewöhnlich ein paar Minuten bis die Verbindung wieder steht, und insbesondere Programme wie Webex nehmen das übel. Solche Wartungen sollten also tunlichst außerhalb der Dienstzeit erfolgen, worauf die Bürozeit des Support kaum Rücksicht nehmen kann. Die Leute dort wollen ja auch fertig werden.