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3 Stunden Waldkatzenbach

Unverhofft kommt oft, und so habe ich gestern – mal wieder seit langem – ein MTB-Rennen besucht. Der unbestreitbare Vorteil eines Dreistundenmarathons ist ja, dass man vorher schon weiss wieviel Zeit man hat, um Bilder einzufangen. Eben genau drei Stunden plus eine Runde.

Wie im anderen Beitrag erwähnt wollte ich heute ja eigentlich in Stuttgart ausforschen, was da rund um Schloß Solitude vorzufinden wäre. Da steigen in rund einem Monat die RaceDays2025, und statt auf der Waldau fährt man diesmal unter anderem da. Aber Montezuma hatte was dagegen, der Sonntag heute begann mit „der großen Sch…erei“. Die paar Stunden gestern in der Sonne des Odenwalds waren wohl irgendwie nicht gesund. Da kann man weder in einen Zug ohne Klo steigen noch sich hinters Steuer setzen. Also macht man was gemacht werden muss, man bearbeitet Bilder.

Das Beitragsbild zeigt eindrucksvoll, was da möglich ist. Eine Canon EOS R5 mit einem 200-800mm-Tele schafft Schlagweite, und so kann man solche Fotos bedarfsweise auch aus etlichen hundert Meter Entfernung machen. Der Verlauf der Rennstrecke war nicht bekannt, und vom Streckenposten habe ich nur erfahren dass „die da aus dem Weg da kommen“. Deren gab es da viele, mehr als drei, und man stand natürlich immer falsch. Statt da wo es erwartbar war kamen die Jungs eben „ganz da hinten“ aus dem Wald, weitab von gut und böse. Das sieht man erst wenn sie da sind, und dann ist es für Standortwechsel viel zu spät. Dass man lange vorher das vorausfahrende Quad schon hört hilft da wenig. Ihr kennt die Strecke, die sich jedes Mal ändert. Unsereins muss sie kennen, oder kann die Ergebnisse nicht liefern die erwartbar sind. Es wäre anzuregen zumindest dem Personenkreis, der solche Infos braucht, den Streckenplan zugänglich zu machen. Anders ist Planung und Vorbereitung nicht möglich, und das Bildergebnis fällt dem Zufall anheim. Die zuständigen Genehmigungsbehörden glauben ja man könne durch Geheimhaltung verhindern dass nach dem Rennen jemand auf diesen Wegen trainiert, was alleine deshalb schon abwegig ist weil jeder bessere Rad-Computer den Weg aufzeichnen kann, den er gefahren ist. Hinterher ist die Strecke also bekannt. Vorneweg sollte sie denen bekannt sein die das für ihre Tätigkeit brauchen!

Was habe ich nun eingepackt? Canon, Nikon, oder doch Sony? Oder könnte man davon nicht mal ein Video drehen? Könnte man! Wie dem auch sei, Möglichkeiten gibt es manche, wenn aber so gut wie nichts bekannt ist kann man nichts planen, und Video ist Planung. Wie soll man ein Konzept aufstellen wenn man nicht mehr dazu weiss als, dass es stattfindet? Das Grobgerüst eines Films steht vor der ersten Aufnahme fest und lässt sich dann kaum noch ändern. Außer man startet eine Lotterie. Man kann gewinnen, in der Regel aber verliert man. Das scheidet also aus!

Die Z8 wäre die eigentliche Wahl gewesen, weiss ich doch dass es damit funktioniert. Wenn es aber erwartbar staubig wird sollte man Objektivwechsel tunlichst unterlassen. Den Dreck bekommt man da nicht wieder raus! Wer aber nur ein einsatzfähiges Gehäuse für das System hat muss wechseln. Das ist wie gesagt hier nicht sehr empfehlenswert. Also probieren wir es mit Canon? Zur Verfügung stehen mir da jeweils eine R6 und eine R5, und Canon hat für sein R-System auch das größte Brennweitenportfolio, nämlich alles zwischen 10 und 800mm. Eingepackt habe ich also zu den beiden Gehäusen ein 14-35mm, ein 24-70mm, ein 70-200mm und den Totschläger, das 200-800mm.

Wie schaut es da nun um das Ergebnis aus? Leider nicht so wie ich es mir gewünscht hätte, oder um es in Radsportdeutsch zu übersetzen: die Schaltung hakt und du hast einen Schleicher. Wenn du dich damit ins Ziel retten kannst ist alles gut. Am Ende waren 784 Bilder nach der Aufarbeitung übrig, und mit den ganzen Fahrkarten, die ich da gestern geschossen habe, könnte ich ein Reisebüro eröffnen. Die Canon sind für Sportfotografie nicht gebaut, und dafür einfach etwas langsam. Dabei geht es nicht um die absolute Verschlusszeit, sondern um den Zeitversatz zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem Moment, zu dem die Aufnahme wirklich entsteht. Das kann hier durchaus eine Zeitlang dauern, so eine Zehntelsekunde, und in der Zeit eines Blinzeln seid ihr eben nicht mehr da wo es für ein gutes Foto sein sollte.

Nach der Erfahrung gäbe es ein ähnliches Problem mit Sony. Der elektronische Sucher zeigt dir die Schärfelage richtig an. Da liegt der eingestellte Sensor eben auf dem Gesicht, wie das sein soll. Betrachtet man danach das Foto ist allerdings die Schärfe dann nicht da gewesen, sondern eine Etage tiefer – am A…h! Das kann man nicht gebrauchen.

Jedes Kamerasystem ist vom Hersteller für bestimmte Zwecke konzipiert, und man darf selbst herausfinden was für welche. Ich vermute dass Canon auf diesem Weg seine R1 verkaufen will, wird diese doch als Profigerät angepriesen. Damals gab es die noch nicht, und wer sich die Preise anschaut verfällt dem Wahnsinn. Die soll ähnlich viel kosten wie man für einen gut erhaltenen Gebrauchten ausgeben müsste. Darüber brauchen wir uns also erst mal nicht unterhalten. Wenn sie denn erhältlich ist.

Die mutmassliche Marschrichtung dürfte also zu Nikon gehen. Zum einen sind Z8 und Z9 hinsichtlich ihres Innenlebens identisch, zum anderen hat Nikon im Gegensatz zu allen anderen keinen mechanischen Verschluss mehr. Da ist alles elektrisch, was das Versatzproblem löst. Auch der Autofokus ist da vom anderen Stern, findet er nach bisheriger Erfahrung eure Augen auch hinter der Brille, was man beim Konkurrenzprodukt geschwind vergessen kann. Canon findet da euren Kopf, und das oft genug auch nicht. So wie es die Werbung beschreibt kann ich die Leistung leider nicht bestätigen. Dafür hat Canon die besten Farben im Angebot. Da können die anderen noch was tun!

Hinzu kommt bei dieser Betrachtung noch die Handhabung. Muss man zum Verstellen des Canon 200-800mm mindestens einmal umgreifen braucht es für das Nikon 180-600mm lediglich einen Drittelkreis von einem Ende zum anderen. Das kann „rennentscheidend“ sein.

Würde ich wollen könnte ich jetzt noch nach Bauschheim zum Hessencup fahren. Aber soll ich denn wo man damals dort doch erklärt hat, ich sei im Weg?

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