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Radsport in Eschborn

Zum jetzigen Zeitpunkt wird es noch etwa zwei Stunden dauern bis feststeht, wer das heutige Rennen durch den Taunus gewonnen hat. Aber ein paar Vorbemerkungen vom Start auf dem Rathausplatz von Eschborn sind durchaus schon möglich.

Den Start hat man verlegt. War der früher zusammen mit den Jedermännern der VeloTour bei den Möbelmärkten im Gewerbegebiet, hat man diesmal vor dem Rathaus eine Bühne aufgebaut, auf der anderen Seite auf der Straße den Startbogen, daneben die Fressmeile und dazwischen mehrere große Zelte. Der Platz war insofern also voll. Nur wollten sich anfangs die Leute nicht so recht aus den Häusern trauen.

Hin zu kommen war einfach, weil die S-Bahnen mal pünktlich fuhren. Nicht wie am kommenden Wochenende, wenn die Bahn wegen Softwarewartung den ganzen Hauptbahnhof weitgehend vom Verkehr abhängt. Es war räumlich egal ob man über Eschborn oder Eschborn Süd fuhr, es war jeweils eine mittlere Wanderung. Entweder durch die Stadt, oder vorbei an blühenden Landschaften. Die Kastanien sehen wunderschön aus! Dabei kommt man dann auch noch über eine Brücke, auf der viele Leute saßen, als gäbe es dort was zu sehen. Richtig, unten drunter fuhren über die Autobahn die Jedermänner in die Stadt!

Am Rathausplatz angekommen fragte man sich, ob Donald Trump gleich um die Ecke kommen würde, waren da doch zumindest anfangs mehr Polizisten mit Maschinengewehren anwesend als sonstige. Alles verteidigt wie Fort Knox. Das Thema Sicherheit ist sicher wichtig, aber glaubt wer ernsthaft man könne so einen Amokfahrer aufhalten? Das Szenario wirkte einschüchternd, aber nicht beruhigend.

Als gegen elf Uhr die Fahrervorstellung der Elite begann war der Publikumszuspruch recht überschaubar. Nicht mal alle Bänke auf dem großen Platz waren besetzt, und hinter dem Zaun gab es noch Lücken. Bis zum Start eine Stunde später sollte sich das aber ändern.

Unangenehm aufgefallen sind mir mehrere Dinge. Zum einen: Muss ein Amateur den Profis erklären wie professionelles Arbeiten funktioniert? Die da anwesenden Fotografen und Pressevertreter machten auf mich nicht den Eindruck sie wüssten wie das geht. „Hauptsache ich habe!?“ Sich wie eine hungrige Hundemeute auf die Beute zu stürzen führt nur dazu dass hernach keiner was hat. Schon gar nicht interessierte Zuschauer. Nebenbei, katholische wissen was ein Rosenkranz ist. So ähnlich funktioniert professionelles Verhalten unter Fotografen. Der erste tritt vor, macht sein Bild, tritt zur Seite. Der zweite tritt vor, macht sein Bild, tritt zur Seite … und so weiter. Als eingespieltes Team geht sowas ruckzuck. Im Nu sind alle fertig und haben was ihre Auftraggeber haben wollen. Aber dazu müssen die Beteiligten auch teamfähig sein und nicht kleine Egoisten. Wer gerade nicht fotografiert schaut zu dass er da wegkommt oder sich zumindest abhockt. Soviel Sozialverhalten darf erwartet werden, ein anderes Mal willst du ja auch? Da steht dann keiner den anderen im Bild und macht die Aufnahme zunichte. Und auch die Zuschauer haben ihre Chance. So haben die viele Aufnahmen von euch Fotografen, die keiner so haben will. Einfach mal weiter denken als nur an sich selbst? Es ist eben keine Klassengesellschaft, sondern Kollegialität, sich nicht nur um sich selbst zu kümmern. Eine Hand wäscht die andere. Leben und leben lassen. Ja, man kann sich das Bild erkämpfen, aber muss das so sein? Ihr macht es euch künstlich schwer, und die fotografierwilligen Zuschauer, die ihren Standort nicht selbst bestimmen dürfen, sind enttäuscht und kommen das nächste Mal vielleicht nicht wieder.

Während die Elite umfangreich auf der Bühne präsentiert wurde und in Interviews vorab das Rennergebnis benennen sollte, was auch da keiner wissen kann, sonst wäre es ein gekauftes Rennen, hat man die U23 sozusagen im Hinterzimmer abgefertigt. Ausserhalb jeder Aufmerksamkeit still und heimlich. Sind die weniger wert? In nicht wenigen Fällen handelt es sich bei den U23 um die Nachwuchsabteilung des jeweiligen Profiteams, und es wäre für die Jungs sicher attraktiv, zusammen mit ihren großen Vorbildern auf derselben Bühne zu stehen. Vielleicht denkt da wer mal drüber nach?

Der Weg der U23 vom Eingang zum Zelt mit der Unterschriftentafel führte nebenbei bemerkt genau durch den Bereich, wo man die Fotografen für die Elite postiert hatte. Wer stand da nun wem im Weg?

Das Resultat des Vormittags? 1037 Bilder, teilweise nach dem Schrotflintenprinzip. Stelle deinen „Akkuschrauber“ auf den schnellen Gang und schau später was dabei herausgekommen ist. Wird schon passen. An der Stelle hat man eh keinen großen Einfluss mehr auf die Abläufe und muss nehmen was man da eben bekommen kann.

Später dann dazu mehr. Als Kamera im Einsatz war eine Nikon Z8 mit dem Universalzoom 24-200mm. Das genügt hierfür völlig.

Wie Rad-Net gerade in einem Expresstelegramm vermeldet haben zwei Dänen das U23-Rennen gewonnen. Conrad Haugsted vor Mads Landbo. Herzlichen Glückwunsch!

Nachtrag: Das Rennen der Elite wurde vor der Alten Oper in Frankfurt im Zielsprint entschieden. Michael Matthews freute sich wie ein kleines Kind. Es sei ihm gegönnt. Zu spekulieren bliebe nun ob er in sieben Jahren dann in der Orga sitzt. Bislang hat der Takt funktioniert, wurde er vor sieben Jahren Zweiter, sieben Jahre davor Dritter. Nun hat er gewonnen und braucht jetzt ein neues Ziel.

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