Auch nach der Generalsanierung der Riedbahn erwies sich diese als stete Quelle von Überraschungen aller Art. Seien das Zugausfälle wegen defekter oder unterbesetzter Stellwerke, sei das krankes Personal, sei das was auch immer. Eine Bahn, die nicht zuverlässig fährt, ist nicht nutzbar. Leider ist das so. Kaum jemand fährt zum puren Vergnügen, dass er es sich leisten könnte irgendwann irgendwie irgendwo anzukommen, was die offizielle Ansicht mancher Manager zu sein scheint. Nena singt davon in 99 Luftballons, real ist das Motto zum Bahnfahren nicht geeignet.
Nun habe ich auf der Webseite „Bahnhof.de“, die als digitale Auskunft dient, oben stehende Angabe gefunden, die mir mehr sagt als auf den ersten Blick da steht. Sie gibt Anlass zu Vermutungen. Gezeigt wird die Angabe des RE30, der um 9:31 Uhr fahren soll, obwohl er das fahrplanmäßig demnach schon um 7:54 Uhr hätte tun sollen. Der Zug pendelt zwischen Frankfurt am Main und Kassel und kommt dabei auch in Gießen vorbei, von wo die Auskunft ist. Ich als Laie und Kunde der Bahn interpretiere das nun mal so, dass da eben wieder mehr im Busche zu sein scheint als in Worten da steht. Auch diese Strecke, die Main-Weser-Bahn, ist gerne mal gestört.
Man fährt von Frankfurt nach Gießen rund eine Stunde. Unterwegs hält die Linie noch in Friedberg und bedarfsweise in Frankfurt West. Sonst fährt sie durch. Selbst bei Totalausfall wäre es also wohl möglich gewesen, vor dieser Zeit eine Ersatzgarnitur zuzuführen. Was ist also der Grund dieser Verspätung? Angegeben ist nichts.
Ich will nicht spekulieren. Ergebnis ist jedenfalls, dass Pendler, die heute um die übliche Zeit nach Frankfurt zur Arbeit oder zum Einkauf, Arzttermin etc. pp. haben fahren wollen, wieder mal ohne Möglichkeit da standen. Man darf zu dem Eindruck gelangen, dass das nicht nur zufällig passiert. Auch ich habe mehrfach erleben müssen, dass „unsere“ S7 morgens um 5:03 Uhr als pünktlich gemeldet war, um dann bei Eintreffen am Bahnhof verspätet zu sein oder gleich ganz auszufallen. Reisenden darf der Grund dafür egal sein.
Wer da das Wegerisiko anschleppt und den Pendlern sagt, sie könnten ja einen Zug früher fahren, handelt gewissenlos. Politiker und Arbeitgeber, ihr seid gemeint! Die Betriebsabwicklung bei der Bahngesellschaft kann nicht Sache der Reisenden sein. Das Wegerisiko als valides Argument greift nur, wenn der Betrieb planmäßig und planbar erfolgt. Damit gemeint sein kann nur: Wer verschläft oder verbummelt ist selbst schuld. Nicht damit gemeint sein kann, dass man für Dinge verantwortlich gemacht werden darf, auf die man keinen Einfluss hat! Genau das aber geschieht hier!
Es gibt da ein geflügeltes Wort, das sich aus Erfahrung speist. Eine anfänglich fünfminütige Verspätung, die sich alsbald auf zehn Minuten oder eine Viertelstunde erhöht bedeutet regelmäßig den Ausfall, wenn eine halbe Stunde später der nächste Takt folgen soll, wobei das nicht heisst dass sich dann das Spiel nicht wiederholt. Wie gesagt, wer das oft genug mitgemacht hat glaubt kein Wort mehr.
Was also tut, wer pünktlich da zu sein hat, sofern er die Wahl hat? Draussen steht ein Auto! Wen wundert’s? Auch wenn ich ein Deutschlandticket habe lässt mir diese Art Verkehrspolitik nur diese eine Wahl. Ausflüge auf dieser Grundlage sind ebenso nicht möglich, weil man dann regelmäßig Anschlüsse in den Knotenbahnhöfen, hier Frankfurt oder Mannheim, verpasst und nicht immer mit dem Folgetakt weiterkommt, der je nach Verbindung erst mehrere Stunden später – oder garnicht – fährt. Reisen auf Termin werden somit sinnlos.
Die Bundesregierung als Eigentümer der DB AG ist hier gefragt, Ordnung zu schaffen. Eine Verkehrswende wird es so nicht geben können.
Nicht reden! Handeln!
Titelbild: Screenshot, Ausschnitt aus Bahnhof.de vom 24.4.2025