Was passiert wenn ich ein Rennen mit der Kamera besuche?
Davor: Detektei. Da ist ein bisschen mehr als nur die Ausschreibung bei Rad-Net oder dessen Pendant bei anderen Sportarten. Man versucht so viel vom Ablauf in Erfahrung zu bringen wie möglich. Was ist wann wo, und wer macht da mit? So kann man sicherstellen zu jeder Zeit am richtigen Ort zu stehen und die besten Bilder zu machen.
Viel ist vorhersehbar. Leider nicht alles. Wie kommt man zeitgerecht da hin, wo kann man parken, wo ist Start/Ziel, wo und wann die Einschreibung, wo und wann die Siegerehrung etc. pp. Dabei konfiguriert man auch den Rucksack und macht sich nebenbei Gedanken über die zu erwartenden Lichtverhältnisse. Welche Brennweiten brauche ich, brauche ich ein Blitzgerät, und so weiter. Man nimmt nur das mit was voraussichtlich gebraucht wird, jedes Teil zu viel behindert die eigene Arbeit, aber jedes vergessene Teil schränkt auch die eigenen Möglichkeiten ein.
Es wird erwartet oder gewünscht dass die Bilder möglichst noch während des Rennens online gestellt werden. Ist das realistisch? Die Handyfotografen können es, soweit sie Netz haben. Ist das sinnvoll? Manchmal. Nicht immer.
Grundsätzlich bedarf Fotografie nach den Regeln der Kunst der Ausarbeitung der Bilder, bevor sie irgendwem gezeigt werden. Es lässt sich nicht vermeiden dass bei dieser Arbeit auch Fehler gemacht werden, dass Ausschuss entsteht. So wie in der Fabrik auch.
Pressefotografen fotografieren zumeist im JPEG-Format, damit sie die Bilder umgehend an ihre Redaktion senden können. Für Amateurfotografen macht das selten Sinn. Zum einen verschenkt man so Möglichkeiten, zum anderen stehen in Deutschland regelmäßig keine brauchbaren Mobilfunknetze für solche Zwecke zur Verfügung. Außerdem: Wen interessiert’s? Rentiert sich der dafür nötige Aufwand, auch unter dem Geschichtspunkt der Kosten?
Eher nicht.
Die Übertragung der Daten erfolgt mittels FTP. Die Gegenstelle ist also ein passender Server. Den muss man erstmal haben! Natürlich kann man dafür auch Instagram nehmen, wird damit nur ein Problem bekommen wenn man so hunderte Fotos unter die Leute bringen will. Hätten wir hier die Technik wie Leitungen, die es in Nachbarländern zu bezahlbaren Preisen bereits gibt, sähe die Sache anders aus. Unser Mobilfunk ist aber dahingehend eher für Geschäftsleute, die solche Kosten auf die Preise umlegen können. Einen solchen Service müssten Amateure aus eigener Tasche zahlen. Wie sähe der Gegenwert dafür dann aus? Einen solchen gäbe es nicht! Von einem Dankeschön, wenn es das denn gäbe, kann sich keiner was kaufen, wenn es um Geld geht. Und es geht hier um viel Geld.
Möglichkeiten dafür gäbe es. Für Profis mit dem nötigen Drumherum, eher nicht für Amateure. Eben aus Geldgründen. Kameras der Profiklasse kosten ungefähr fünftausend Euro, nur für das Gehäuse. Davon brauchst du mindestens zwei Stück. Zeit, um während des Zieleinlaufs Objektive zu wechseln, hast du nicht. Das muss passen, oder du hast verloren. Der Ablauf ist dann recht einfach. Im Menü kann man diese Kameras so konfigurieren dass sie alle Bilder nach der Aufnahme an eine voreingestellte Gegenstelle schicken, per WLAN oder Mobilfunk, wozu du einen mobilen Router mit einem solchen Zugang brauchst. Der wird mit einem Akku betrieben und findet in deiner Jackentasche platz. Oder du hast einen Assistenten mit Notebook vor Ort, dessen Netzzugang dafür genutzt wird. Es gibt Apps, die die Übertragung aus der Kamera vornehmen, aber diese Technik ist träge. Da sind die alten Spiegelreflexkameras den heutigen spiegellosen Modellen klar voraus gewesen. Dafür gab es Zubehör, das diese Datenverbreitung ziemlich beschleunigt hat, auch wenn die zugehörige Software fehleranfällig und nicht absturzsicher war. Die Preise damals waren jenseits von gut und böse, der Adapter für tausend Euro pro Stück. Heute verfügbare Technik hat sich als unbrauchbar erwiesen, es dauert ewig heute Bilder drahtlos in den hier anfallenden Mengen zu übertragen. Ich habe es ausprobiert.
Die Alternative ist zu warten bis man wieder zuhause ist. Man muss sich halt darüber klar sein dass der Markt, so man es auf jenen absieht, bis dahin verlaufen ist. Die Handyknipser haben Instagram bis dahin geflutet, für deine Bilder wird sich keiner mehr interessieren.
Zuhause verbindet man entweder die Kamera mit dem Computer und kopiert die Daten auf das Laufwerk, oder entnimmt die SD-Karte und macht es mit einem Kartenleser. Da eingebaute Festplatten oder SSDs nicht endlos Platz bieten kommt man langfristig kaum um den Erwerb einer NAS herum. Das sind externe Speicher, die über das lokale Netzwerk mit dem Rechner verbunden werden und dann so verwaltet werden können als wären es (enorm große) eingebaute Laufwerke.
Das alles kostet Geld, viel Geld. In der Beschaffungsphase ist Fotografie erheblich teurer als Radsport. Fotografen haben im Gegensatz zu Radsportteams eben keine Sponsoren.
Ich fotografiere regelmäßig nicht in JPEG, eher in RAW. Rohdaten bieten den Vorteil einer erheblich höheren Datentiefe, will heißen man hat statt 8 Bit je Farbkanal (rot, grün, blau) bei JPEG, was 256 Farbabstufungen entspricht, 12 oder 14 Bit zur Verfügung, und damit Millionen Farben. Die Detailauflösung ist einfach besser. Das Format hat nur einen Haken: Programme wie Photoshop können es nicht ohne Konverter lesen. Der kleine Bruder von Photoshop, Lightroom, ist ein solcher Umsetzer und bietet zudem die Möglichkeit einer grundlegenden Datenaufarbeitung. Da kann man dann die Farbabstimmung einstellen, die Belichtung nachregeln, und derweil heute per KI Bilder fälschen dass die Schwarte kracht. Ja, diese Art Bearbeitung nennt man Fälschen! Nicht ohne Grund.
Vom Fälschen machen manche regen Gebrauch. Ernsthafte Fotografen wenden sich angewidert ab! Klar, man kann da eben fast rückstandsfrei Personen oder Bildbestandteile entfernen oder hinzufügen, nur geht damit der Nachrichtenwert des Bildes verloren. Es kann danach ja keiner mehr sagen ob das wirklich so war was da gezeigt wird.
Das Ergebnis der Bemühungen ist am Schluss nicht selten eine Webgalerie, die auf einer Webseite gezeigt wird und auf der die Teilnehmer ihre Bilder bestellen können, wenn der Fotograf oder die Agentur sie denn anbieten. Der Zweck der Arbeit eines Fotoamateurs ist nicht der Gelderwerb. Mir geht es um schöne Bilder. Soweit möglich auch um die Unterstützung des Sports, wobei man mitunter doch eher den Eindruck vermittelt bekommt als ginge es manchen Vereinen oder Veranstaltern dabei eher um ihr Geschäft. Das sieht man nur zu deutlich daran wie sie unsereins behandeln!
Wie lange dauert das?
Wenn alles gut läuft kann man an einem Abend rund 2-400 Bilder aufarbeiten. Wenn bei einem Rennen 1500 davon anfallen, was keinesfalls unüblich wäre, kann klar sein dass es rund eine Woche braucht bis das fertig ist, und das nur dann wenn der Fotograf sonst nichts macht. Wer insoweit Pfusch verlangt dass das Material unbehandelt hochgeladen werden soll, weil es dann schneller geht, handelt unseriös. Man kann das machen. Da aber die Bilder die Visitenkarte des Fotografen sind, nach denen er von anderen beurteilt wird, gilt eben dasselbe wie beim Handwerk. Keiner möchte da als Pfuscher dastehen!