Barrierefreiheit. Was soll das sein?
Barrierefrei nennt man etwas, das auch von Personen mit Einschränkungen genutzt werden kann. Wie z.B. ein Bahnsteig, den man ohne Treppen auch mit einem Rollstuhl erreichen kann, ein Text, den man sich vorlesen lassen kann, oder eine Darstellung, die durch andere Hilfen erklärt wird.
Gibt es damit ein Problem? Leider ja.
Man kann nahezu jeden Textbeitrag, in einer Zeitung kurz Artikel genannt, auch für z.B. Blinde verständlich machen. Man kann zu Bildern Alternativtexte verfassen. Sind diese aber in jedem Fall eine Hilfe? Erneut: leider nein.
Nehmen wir zur Erläuterung ein Bild, das den Eiffelturm zeigt. Fast jeder kann sich unter dem Begriff etwas vorstellen. Aber erschließt der Begriff alleine auch das Motiv? Leider nein. Die Umschreibung erzeugt im Mäusekino. also unserem Gehirn, eine Vorstellung, aber keinen Ersatz. Das Problem wird deutlich, wenn man an eine Grafik denkt. Da wird etwas visualisiert, von dem ein Betrachter vielleicht sagt „schönes Bild“, aber inhaltlich nichts damit anfangen kann. Das betrifft regelmäßig Abhandlungen fachlicher Art. Für Eingeweihte ist der Inhalt klar, aber wird er das auch für Laien? Eher nicht, und vergleichbar ist das auch wenn man versucht, Fotos zu umschreiben.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Sportfotografie behandelt das, was bei Rennen gesehen wurde. Da sind Sportler drauf. Gerne die, die gewonnen haben. Wer gewonnen hat ist regelmäßig aus der Ergebnisliste ersichtlich. Nur besteht damit automatisch ein Zusammenhang mit dem Foto? Menschen ohne Einschränkungen können einen solchen oft herstellen, indem sie vergleichen. Da sieht man den Sieger, in der Liste steht wer das ist. Wie ist das aber, wenn man z.B. blind ist? Der Screenreader entnimmt dem Alternativtext dass da der Sieger gezeigt wird, und wie der heisst. Aber kann man sich deswegen schon vorstellen wie der aussieht, und wer das real ist? Wenn man ihn nicht kennt: nein!
Solche Problematik lässt sich nicht einfach auflösen. Das Kernproblem bleibt, und das vor allem deswegen weil Barrierefreiheit hier mit den Denkweisen Nichtbehinderter gedacht wurde.
Es wird aber vollends problematisch wenn man Anforderungen daraus an andere herleitet. Wie hier: Alle Webseiten haben ab dann und dann barrierefrei zu sein. Barrierearm ginge ja vielleicht noch. Man könnte soweit wie möglich Barrieren abbauen. Nur bräuchte es dafür auch Anleitungen, die jedermann zugänglich und auch für Laien verständlich sind. Das gibt es nicht. Ferner liegt in der extremen Auslegung „barrierefrei“ ein Problem, denn irgendeine Einschränkung lässt sich immer finden. Das ist eine Frage, aus welcher Perspektive man sich das betrachtet. Aus der einer Person mit dieser Einschränkung, oder aus der eines Gesunden, aus der eines fachlich Versierten wie der eines professionellen Webmasters, oder aus der eines Laien, der mit einem „Baukasten“ versucht sich einen Blog aufzubauen, ohne Kenntnisse der grundlegenden Techniken wie HTML, JavaScript oder CSS überhaupt zu haben. WordPress ist so ein Baukasten. Solche gibt es viele, z.B. Joomla oder Typo3. Sie alle stellen eine Schnittstelle dar, die Anwender nutzen können um Inhalte ins Netz zu stellen, ohne selbst programmieren zu können. Solche Programme erscheinen dabei wie eine Blackbox. Anwender wissen nicht was darin vorgeht und können es auch nicht beeinflussen. Sie erstellen ihre Beiträge wie wenn man mit einer Schreibmaschine einen Text schreibt, und am anderen Ende kommt eine Webseite heraus. Kann man aber damit auch Probleme lösen, die sich aus der Software selbst ergeben? Nein! Das müsste der Herausgeber tun. Wenn dieser aber im Ausland sitzt, wo man von diesem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz noch nie was gehört hat und wo es auch nicht gilt, kann es lange dauern. Das WWW, ausgeschrieben weltweites Netz, ist eben nicht auf die Europäische Union begrenzt, sondern arbeitet weltweit mit überall den gleichen Techniken.
Das Grundgesetz, unsere Verfassung, sagt, alle hätten das Recht, ihre Meinung in Wort und Bild frei zu äußern. Wie ist das eigentlich, wenn man es darauf anlegt, den Leuten auf solche Weise gezielt so lange Knüppel zwischen die Beine zu werfen und mit Unmöglichkeiten zu traktieren bis diese davon absehen, ihre verfassungsmäßigen Rechte auch auszuüben? Kann es sein dass jemand unter dem Deckmantel der Barrierefreiheit vielleicht unliebsame Meinungen unterdrücken will? Es geht nicht um das Anliegen an sich, es geht eher um die Art und Weise der Umsetzung.
Vergleichbares hatten wir kürzlich schon einmal. Bei der Datenschutzgrundverordnung nämlich! Ich werde mich bemühen, jetzt nicht vom Hundertsten zum Tausendsten zu kommen, es also nicht unnötig detailliert darzustellen.
Da wird ein Unterschied gemacht. Bei Sportveranstaltungen müssen grob gesagt Pressevertreter nicht fragen. Die dürfen quasi fotografieren was ihnen vor die Linse kommt. Jeder Amateur soll aber jeden einzeln und womöglich schriftlich um Zustimmung bitten, die Kamera überhaupt auspacken zu dürfen. Neben anderem ist dieser Umstand großteils dafür verantwortlich, dass kaum noch Zuschauer zu euren Rennen kommen. Wer sich damit etwas beschäftigt hat wird ebenso wie ich auf diesen Gedanken kommen.
Die so geschaffene Atmosphäre ist nicht eben dazu geeignet, die Motivation zu fördern, etwas für andere zu tun. Man bekommt gelehrt überall Probleme zu sehen, die es unter normalen Umständen so nicht geben müsste. Es gibt aber nahezu überall irgendwelche Egoisten, die ihrer Natur nach jede Möglichkeit nutzen, sich aufzuspielen und anderen Schwierigkeiten zu bereiten. Die Folgen daraus bleiben nicht aus. Auch der Gutmütigste reagiert darauf irgendwann mit dem Götzzitat! Ihr wisst schon: Er sage seinem Herrn … (er könne mich am A…. lecken!) Auch bekannt als der Schwäbische Gruß.