Presselegitimation
Foto: Symbolbild – Das Grundgesetz redet von Pressefreiheit. Jeder soll frei und ohne Unterschied über die täglichen Ereignisse im Land berichten dürfen, und eine Zensur finde keine statt. Was genau heisst das?
Sehen wir nach was die großen Suchmaschinen dazu meinen. Da findet man: „Das Grundgesetz garantiert allen Medien die Freiheit ihre Meinung zu sagen und über das zu berichten, was sie wollen. Medien sind zum Beispiel Zeitungen und Zeitschriften, das Internet, das Fernsehen und das Radio. Diese Freiheit nennt man Pressefreiheit.“
Alle Medien? „Alle“ heisst alle, ohne Ausnahme oder Sonderregelungen. Zum Internet zählen zweifelsfrei auch Blogs, denen aber aus verschiedenen Gründen eben diese garantierten Eigenschaften bestritten werden. Die machen das ja überwiegend nicht „professionell“, wobei Professionalität hier nicht im Sinn von „nach den Regeln der Kunst, nach Ausbildung, mit Sachkenntnis“ verstanden wird, sondern nur und alleine vor dem Hintergrund der Erwerbstätigkeit zu Zwecken der Gewinnerwirtschaftung. Es geht also um Geld, und weniger um Seriosität. Von einem Vorrecht der Profitmaximierung ist im Grundgesetz aber keine Rede. Das Geld als Faktor spielt da überhaupt keine Rolle! Insbesondere die etablierten Verlage der „institutionalisierten Presse“ machen aber klar, dass sie Konkurrenz fürchten. Wie sonst wäre zu erklären, was man da beobachten kann, wenn man selbst auf diesem Gebiet tätig wird, und einen eigenen Blog einrichtet?
Es sind die Presse und ihre Verlage selbst die entscheiden, wer oder was Presse ist! Den Behörden ist aus gutem Grund verboten, Feststellungen in eigener Sache zu treffen. Hier aber ist es gängige Praxis.
Natürlich mache ich das nicht hauptberuflich, da würde ich verhungern, weil man davon eben nicht leben kann. Das sind sogenannte brotlose Künste! Dennoch ist da eine Berechtigung vorhanden. Wie armselig sähe unsere Gesellschaft aus wenn jeder nur das machen würde was einträglich genug ist?
Bei Sportveranstaltungen werden oft genug nur akkreditierte, also vom Veranstalter zugelassene Berichterstatter eingelassen. Für viele ist dabei ein sogenannter Presseausweis das Mittel der Wahl. Dieser scheckkartengroße Ausweis zeigt an, dass jemand als Journalist tätig ist. Dazu sagt Google wie folgt: „Ein Presseausweis ist ein von Journalistenverbänden ausgestelltes Dokument, das ihre berufliche Tätigkeit nachweist und die Recherche bei Behörden, Ämtern und Veranstaltungen erleichtern soll. Er ist kein gesetzlich vorgeschriebenes Dokument, wird aber von vielen Institutionen als Legitimation anerkannt, da der Besitz eines Presseausweises nicht die journalistische Freiheit begründet, sondern eine Vereinfachung für die Arbeit darstellt. Der bundeseinheitliche Presseausweis wird von sechs anerkannten Journalisten- und Verlegerverbänden vergeben, die sich an Richtlinien der Innenministerkonferenz halten.“
Man muss sich das mal genau durchlesen. Da steht mehr drin als zunächst so erscheint!
Die Herausgeber des Ausweises sind also die Journalistenverbände selbst, und die vertreten eben in eigener Sache das Interesse, dass ihnen niemand den Gewinn schmälert. Man muss das historisch betrachten. Vor der Einführung des Internet, in dem heute die Onlineausgaben vieler Zeitungen erscheinen, wurden und werden bis heute diese in Papier herausgegeben, dessen Herstellung und Druck Kosten verursacht. Man muss das Papier kaufen, man braucht eine Druckerei, man braucht dafür Personal, etc. Diese Kosten müssen aus den Verkaufserlösen der Zeitungen bestritten werden, und da ist es durchaus verständlich dass man nicht gern sieht, wenn Normalverbraucher dasselbe tun wie man selber. Heute aber spielen Kosten keine entscheidende Rolle mehr, wenn es um die Verbreitung von Berichten geht. Wie gesagt kostet mich die Miete des Webspace für diesen Blog im Monat 7,85 Euro. Das ginge bedarfsweise unter Abstrichen auch noch billiger. Es ist heute also möglich, was früher bis etwa 1980 nur angestellten Berichterstattern möglich war: Berichten!
Von da her ist das entscheidende Kriterium für diese vorgenannte Zulassung also entfallen.
Was aber sagen die Journalistenverbände selbst dazu? Unter Presseausweis.de findet man: „Der amtlich anerkannte Presseausweis des DFJV ist ein wichtiges Arbeitsdokument für professionelle Fachjournalisten.“, und weiter „Als journalistische Tätigkeit wird unter anderem auch die Betätigung in einem der folgenden Tätigkeitsfelder gewertet: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressefotografie, Fachrecherchen, Selektion von Inhalten, kreative Aufbereitung oder Gestaltung von Inhalten, einschließlich Moderation. Zudem kann Mitglied werden, wer aktuell eine journalistische Ausbildung nach § 1 (4) der DFJV-Mitgliedschaftsbedingungen absolviert. Der DFJV überprüft die journalistische Tätigkeit seiner Mitglieder.“
Es geht hier also vornehmlich um eine Mitgliedschaft! Ich möchte niemandem nahe treten, aber es hat hier einzig und alleine um Seriosität zu gehen, und nicht um aus Mitgliedschaften zu erzielende Einnahmen, politischen Einfluss, oder gar den eigenen Geschäftsgewinn.
Es bleibt die Schlussfolgerung, dass dieser Ausweis heute eben mehr eine simple Mitgliedskarte der ausgebenden Institutionen ist als ein Nachweis einer Befähigung, einer Ausbildung, oder eines wie auch immer gearteten Könnens. Ich bestreite nicht dass das vorhanden ist, es ist aber nicht ausschließlich dort vorhanden und kann genauso gut auf anderen Wegen erworben werden. Man muss das wissen und bei Entscheidungen berücksichtigen!
Noch viel eindeutiger wird es, wenn man nebenan beim Presserat vorbeischaut. Dort schreibt man noch viel eindeutiger: „Ohne ihn würde aber auch die Arbeit mit Journalisten komplizierter: Behörden oder Veranstalter müssten bei jeder einzelnen Akkreditierung, bei jeder einzelnen Auskunft erst prüfen, ob sie es wirklich mit einem hauptberuflichen Journalisten zu tun haben.“
Was bitte spielt es für eine Rolle dabei ob das jemand haupt- oder nebenberuflich, oder garnicht beruflich macht? Beruflich in diesem Sinn meint lediglich „gegen Bezahlung“! Es ist kein Kriterium in der Sache, ausser der eigenen. Natürlich werden die eigenen Angestellten bezahlt, aber das kann doch keine Rolle spielen wenn es um Berichterstattung geht, die nach dem Grundgesetz eben allen frei steht. Auch denen, die sich ohne Bezahlung dazu berufen fühlen, solange sie bei der Wahrheit bleiben und keine Märchen erzählen.
Was man dazu auch wissen sollte ist, dass der Presseausweis im Fachhandel mitunter Rabatte mit sich bringt und daher bei der Beschaffung von Ausrüstung nützlich sein kann. Das aber nur nebenbei.
Das wahre Problem ist doch, dass insbesondere über die kleinen Rennen in den Zeitungen nicht mehr berichtet wird. Ferner haben die Zeitungsverlage den Markt unter sich aufgeteilt, was dazu führt dass Leser aus anderen Regionen nichts mehr mitbekommen. Dort wird das nämlich nicht mal erwähnt. Die Rennen in anderen Landesteilen fallen dort mangels Quote unter den Tisch und können öffentliche Aufmerksamkeit nur erzielen indem Interessierte selbst zur Feder und zum Fotoapparat greifen. Was werden die dann aber sagen wenn man ihnen entgegnet, sie dürften nicht weil sie es eben nicht „hauptberuflich“ machen?
Ist der Sport so heuchlerisch, oder begreift er nur nicht was er da macht? Ich verweise auf die Eingangsfeststellung. Alle Medien heisst alle Medien, also auch Blogs, und nicht nur solche mit hauptberuflichen Mitarbeitern!
Bei der letzten DM in Linden konnte man auch diesen Satz lesen: „Bitte beachten Sie, dass Akkreditierungen ohne gültigen Presseausweis nicht bearbeitet werden können.“ Siehe die dortige Presseseite. Das heisst dann also, ihr habt ausschließlich hauptberufliche Medienvertreter dort haben wollen und allen anderen die Zulassung verweigert, weil die eben gar nicht erst in den Besitz eines Presseausweises kommen sollen.
Wenn ihr beim nächsten kleinen Kriterium ankommt und nach Bildern fragt werdet ihr zumindest von mir den dezenten Hinweis auf dieses Verhalten bekommen! Ihr wolltet nur gewerbliche Fotografen? Dann nehmt auch dann nur gewerbliche und richtet euch darauf ein dass die mangels Profiterwartung nicht kommen! So geht nämlich diese Branche. Auch da sind eigene Kosten, eigener Aufwand, und keine Aussicht das Geld jemals durch Bildverkäufe wieder rein zu bekommen, der entscheidende Faktor. Ich kann jeden Geschäftsmann verstehen der da die Finger weg lässt!
Das ist die wahre Heuchelei, und oft praktiziert! Ihr habt Vertrauen zerstört und wollt jetzt über Brücken gehen die ihr gerade selbst in die Luft gejagt habt.