Gestern, heute, morgen

Ist euch noch zu helfen? Besser wäre es zu schreiben: Seid ihr noch zu retten?

Eine bewusst mehrdeutige Redewendung …

Einerseits ist es schön dass jetzt, nach dieser unseligen „Pause“, allmählich wieder Wettkämpfe stattfinden können. Andererseits habt ihr in der Zwischenzeit wohl den Schlaf der Glückseligen geschlafen und etliche haben nichts kapiert.

Sportlich wünsche ich allen nur das Beste! Darum geht es hier nicht.

Was stört mich? Manches … Vor allem ist es die Aussage, Zuschauer seien nicht zugelassen.

Das ist die Botschaft, die ich auf Anfrage erhalten habe. Sie ist überaus deutlich und hat eine ähnliche Qualität wie das seinerzeitige „Juden sind hier unerwünscht!“ – auch wenn die geschichtlichen Hintergründe andere sind. Wir sind hier nicht bei der Ballsportbundesliga, wo sich 50-80.000 Menschen in einem Stadion oder gar in einer Halle sammeln. Du darfst bzw. sollst täglich im Großraumbüro sitzen, wo doch seit Tönnies jeder weiss dass die Klimaanlage die Viren schön gleichmäßig verteilt, Maske hin oder her, sollst mit dem überfüllten ÖPNV ohne Abstand stundenlang pendeln, darfst dich dabei gerne anstecken – da sagt keiner was. Auch spazieren gehen oder wandern darfst du solange du willst und je nachdem gerne auch „im Rudel“ – aber am Straßenrand stehen und ein Radrennen anschauen ist der Untergang des Abendlands? Erzählt den Leuten doch nichts vom Pferd!

Eure Beiträge in den sozialen Medien zu den Rennen mit Publikumssausschluß verletzen die, die da nicht mehr erwünscht sind, zutiefst! Jedes Wort macht diesen Umstand deutlicher. Wenn man aus räumlichen Gründen nicht zum Rennen gehen kann, dann ist das so. Wenn man aber nicht darf weil einige Großkopferte glauben man sei eine Gefahr ist das entehrend und würdelos! Wäre es da nicht besser in der Presse garnichts mehr darüber zu schreiben? Ihr macht euer Ding und lasst den Rest der Welt einfach unbehelligt?

Weder Sportler noch Vereine und schon garnicht Politiker haben von Psychologie und der Wirkung ihrer Ansagen irgendeine Ahnung! Da ist weit mehr als nur diese Worte. Was ihr da macht hat nicht das Geringste mit Corona zu tun. Die Pandemie ist bestenfalls der willkommene Anlaß und Mittel zum Zweck!  Angefangen habt ihr damit schon weitaus früher, und habt gemeint das merkt keiner. Pech gehabt! Wie war das nochmal mit den Fotofirmen die als Einzige Bilder machen durften? Gab es da nicht auch mal vor Jahren ein Bergzeitfahren, war glaub ich sogar Meisterschaft? Ob Landesverbands- oder Bezirks-… weiss ich nicht mehr, spielt auch gar keine Rolle. Das fand ausdrücklich auf öffentlichen, nicht für den übrigen Verkehr gesperrten Straßen statt. Dennoch wurden Menschen, die davon Gebrauch machen und den Berg hoch fahren wollten bedroht. Nach euren „Regeln“ ist das ja dann ein unerlaubtes Begleitfahrzeug, und der räumlich nächste Teilnehmer werde dann disqualifiziert! Ich sage euch mal was das ist: Nötigung! Das Regelwerk des Radsportverbands ebenso wie eure Verträge mit Dritten muss Unbeteiligte nullkommareingarnicht interessieren. Und ich lasse mir nicht mehr den Mund verbieten aus falsch verstandener Rücksichtnahme. Es ist der Ausdruck einer bestimmten Weltanschauung, die da zum Tragen kommt, und das ist den zweibeinigen Zielen dieser Botschaft wohl inzwischen durchaus bewusst geworden. Bislang war es der feuchte Traum einiger Funktionäre, die die Anwesenheit der Bevölkerung dulden mussten, weil sie sie nicht unterbinden konnten. Aus ihren Ansichten haben sie zuvor schon keinen Hehl gemacht. Jetzt haben sie, was sie wollen.

Wenn bis zu 500 Sportler dicht an dicht am Start stehen dürfen kommt es auf zwei Dutzend Zuschauer auch nicht mehr an! Zumindest nicht wenn man Ansteckungsgefahr als Grundlage nimmt.

Viel mehr dürften es kaum noch sein, die zu Radrennen, Volksläufen, etc. pp.  kommen. Das hat der Start zur Deutschland-Tour in Lorsch nur allzu deutlich gezeigt, als der Platz zur Mannschaftsvorstellung nahezu leer und später am scharfen Start gar niemand sonst mehr anwesend war, obwohl man da leicht hätte hinkommen können, es gab sogar einen öffentlichen Parkplatz gleich nebenan. Leugnen zwecklos, ich war da und habe Bilder. De Facto seid ihr mit euren Betreuern unter euch. Wer nicht gerade Tomaten auf den Augen hat konnte das schon lange beobachten. Warum das so ist? Will das hier wirklich jemand wissen? Erfahrungsgemäß eher nicht!

Es gibt da also zwei Kontinente: einmal den des Sports, da seid ihr, eure Vereine, Verbände etc. Und dann der Rest der Welt mit der übrigen Normalbevölkerung, deren Infrastruktur ihr gerne nutzt für eure Veranstaltungen, deren Menschen ihr aber gerade selbst für unerwünscht erklärt habt! Alle Brücken dazwischen habt ihr gerade mit solchen Aussagen abgebrochen! Da gibt es kein Vertun und auch keinen Weg zurück.

Euren selbstgerechten Umgang mit der Welt neben euch finde ich zum Kotzen! Ganz klar gesagt. Der Ursprung des Wunsches ist mir dabei geringfügig egal! Auf die Aussage kommt es an, nicht auf den Misthaufen, von dem herab sie stinkt. Es ist ja eine Tatsache dass im Ernstfall jeder gerne die Verantwortung dafür auf andere schiebt. Mir ist es gleich ob das von der Politik oder den Verbänden, Vereinen oder Teams kommt! Die Aussage richtet sich gegen Unschuldige. Das ist was zählt!

Ich warte nur auf den nächsten Helferaufruf! Bislang habt ihr ja gesagt, ohne die Mithilfe der Bevölkerung gehe es nicht. Die Mithilfe derer also, die ihr jetzt ausschließt! Das gilt gleichlautend auch für uns Amateurfotografen und Blogger! Die gleiche Anzahl gewerblicher Pressevertreter ist aber kein Risiko? Ja ich weiss, Geld desinfiziert! Fünf Euro für das Phrasenschwein! Das sind doch alles Lippenbekenntnisse. Zuschauer in diesem – eurem –  Sinn sind für euch Gaffer und Bravorufer, die nichts anderes tun sollen als eine schöne Kulisse abgeben und tunlichst viel im Bierzelt konsumieren, darüber hinaus aber bitteschön das Maul halten sollen! Arroganz hat also einen Namen …

Das Ehrenamt ist für euch wohl nichts mehr als kostenloser Ersatz für sonst üblicherweise bezahlte Arbeit! Das aber ist es nicht. Es ist unbezahlte Arbeit, die aber weder gratis noch wertlos ist. Ihr seid lediglich diejenigen, die den Aufwand bislang nicht bezahlen. Seid euch im Klaren: Wenn es diese Helfer nicht mehr gibt gibt es bald darauf auch keine Rennen mehr! Die bereinigte Rechnung nach Marktpreisen übersteigt nämlich die Möglichkeiten eines normalen Vereins bei weitem.

Da kann auch ich sagen: Wartet bis der Wagen des Vatikan oder des Kreml vorbeikommt! Holt euch ab sofort eure Bilder wo ihr noch welche herbekommt. Erwartet nicht dass euch wer hilft!

Wenn eure Welt nur aus Geschäften besteht – Sportler, Funktionäre, Fotofirmen – dann brauchen keine anderen mehr zu euren Veranstaltungen kommen! Punkt, Aus, Feierabend! Nehmt euer Geld und geht am Markt einkaufen. Manche glauben ja man bekäme für Geld alles zu kaufen – wenn ihr das selbst geschaffene Monopol denn bezahlen könnt. Sonst habt ihr eben nichts mehr. Geht auch ohne …

Jedermann kann wissen dass die Presse zu Rennen nicht kommt! Ausser es ist gerade Deutsche Meisterschaft. Alles andere spielt an deren Horizont keine Rolle. Das haben wir doch zuletzt bei der Marathon-DM von Daun gesehen! „Wir hatten doch alle eingeladen!“ – gekommen ist einer, einer vom Trierischen Volksfreund. Ein Einziger! Daneben noch ein Team vom SWR, die für das Fernsehen berichtet haben. Sowas ist heute eher die Regel als die Ausnahme! Wer ausserhalb der Region erhält und liest den Volksfreund? Die kann man an einer Hand abzählen. Mit der althergebrachten Presse ist keine überörtliche Berichterstattung möglich, das geht nur online. Vor allem mit Blogs von interessierten Zeitgenossen. Die aber werden nicht als Presse anerkannt, weil die Alteingesessenen das in eigener Zuständigkeit entscheiden und natürlich Konkurrenz fürchten. Auch wenn es diesem Personenkreis in aller Regel nicht um Profit geht. Die klassischen Printmedien drucken lieber Agenturmeldungen ab, auch damit bekommt man das Blatt voll ohne viel Mühe oder Aufwand. Eine Dokumentation der Rennen bekommt ihr so nicht, und das wisst ihr.

Also gehabt euch wohl. Gestern standen wir am Abgrund, heute seid ihr einen Schritt weiter!

Ihr – nicht ich! Ein geringschätzig als Hobbyknipser verschriener Mensch kann sich auch umorientieren. Die ganze Welt ist voll mit Motiven, wenn man die Augen aufmacht.

Das habe ich in den vergangenen Wochen getan. Wenn ihr merkt was ihr euch mit der Eingangsaussage angetan habt wird es zu spät sein. Entschuldigungen dafür werden nicht akzeptiert und gegenteilige Beteuerungen sind spätestens ab jetzt unglaubwürdig! Die Geschichte hat gezeigt dass man seinerzeit selbst die Titanic immer noch für unsinkbar hielt als der Eisberg schon da war. Blubb, blubb …

EDIT 24.7.2020:
Tja, „es wird immer besser“ … Der Satz meint etwas anderes als in Worten dort steht, nämlich dass die Umstände immer schlimmer werden.

Ein Beispiel: Der Rothaus-Bike-Giro im Schwarzwald ist bislang ein sehr gutes besuchenswertes Rennen gewesen. Seit ein paar Tagen kann man nun nachlesen, wie man sich dort aktuell das zukünftige „Hygienekonzept“ vorstellt. Nachzulesen ist es hier. Nun weiss ich nicht wer sich das auf wessen Geheiß ausgedacht hat, aber einen Satz daraus muss ich hier mal zitieren dürfen. Da steht: „Es sind keine Zuschauer im Start-/Zielbereich zugelassen.“

Nehmen wir das mal auseinander. Dann kommen wir fast zwangsläufig zu zwei versteckten Aussagen, nämlich zum einen: überall sonst könnt ihr stehen wie ihr wollt, und zum anderen wäre da die Frage zu erörtern was eigentlich Zuschauer sind. Streng genommen sind nämlich auch alle Betreuer während des Rennens dort Zuschauer, da sie nichts tun können. Das können sie davor und dann erst wieder danach. Man wird ihnen das aber nicht ins Gesicht sagen wollen, da man sie braucht. Daraus resultiert dann, dass man den Rest der Welt – den „Pöbel“ – eben weder braucht noch wünscht. Das ist dann die eigentliche Aussage, wie ich weiter oben schon schrieb!

Ich kann mir durchaus vorstellen dass die Organisation nicht anders kann als die Wünsche der Regierung umzusetzen, daher möchte ich das nicht als Vorwurf gegen den Veranstalter verstanden wissen. Die Dinge ändern sich dadurch jedoch nicht! Weite Teile des (professionellen) Radsports verhalten sich ja schon seit Jahren so. Wir sind die selbsternannte Elite! Wie in der Mengenlehre der Mathematik: Wir hier drinnen im geschlossenen Zirkel, ihr da draußen, und ihr braucht garnicht wissen was wir hier drinnen so machen! Streng genommen haben wir jetzt eine ganze Sportart auf der Liste der Veranstaltungen, die man nicht mehr besuchen braucht! Denn bei den anderen Rennen, sofern sie stattfinden, wird es kaum anders gehalten werden als hier.
Sehr ähnlich benimmt es sich ja auch mit der Definition der Presse. Auch das ist ein Paradebeispiel für Vetternwirtschaft. Das „Establishment“ legt selbst fest, wer dazu gehört und wer nicht! Wer im erlauchten Kreis ist genießt Vorteile, der Rest bleibt außen vor – und da wundert ihr euch wenn der Rest stinkig wird?