Aus dem Garten

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es schwierig. Man soll das Haus nicht verlassen, Reisen sind faktisch verboten. Woher also gute Fotomotive nehmen?

Wozu in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah! (Goethe)

Mach deine Augen auf, du fällst gleich drüber! Sie wachsen förmlich vor deiner Haustür!

Sofern da Gärten sind, am besten den eigenen, sind da im Frühjahr auch jede Menge Blumen und allerlei Blütenpracht. Das beginnt zeitig mit Schneeglöckchen, auf die Krokusse, Narzissen und Tulpen folgen. Derzeit im Mai sind Rosen allgegenwärtig.

Wer keinen eigenen Garten hat kann auch öffentliche Parks, Botanische Gärten, Rosarien etc. besuchen. Davon gibt es mehr als man zunächst glaubt! In Darmstadt sind da beispielsweise der Prinz-Georg-Garten östlich vom Herrngarten oder die Rosenhöhe. In Frankfurt gibt es den Palmengarten, und am bzw. im Bodensee ist die Blumeninsel Mainau jedem ein Begriff. In Darmstadt ist der Eintritt frei, die anderen beiden kosten Geld.

Was braucht man, um davon gute Fotos zu machen? Wenig!

Im Prinzip genügt ein waches Auge, eine Kamera und ein Makroobjektiv. Wer vom Tageslicht unabhängig sein und seinen Spieltrieb ausleben will sollte auch an ein Ringblitzgerät, oder an dessen Abwandlung, den Zangenblitz, denken.

Was Ist das nun schon wieder?

Ein Makroobjektiv ist prinzipiell ein ganz normales Objektiv mit einer unnormal langen Einstellschnecke. Beispiel (Werte zur einfacheren Darstellung gerundet): Ein klassisches 50mm-Objektiv kann man üblicherweise bis etwa 50 cm scharf stellen. Ein leichtes 100mm-Tele eben bis etwa einen Meter. Damit kommt man aber an das Kleinzeugs wie Blumen nicht ran, wenn es formatfüllend sein soll. Um Massstäbe bis 1:1, also Objektgröße gleich Abbildungsgröße, realisieren zu können muss man dem Objekt der Begierde entschieden näher auf den Pelz rücken, und eben das geht mit diesen Spezialisten für extreme Abbildungsmassstäbe. Wenn für ein solches Objektiv, die es in der Regel (auf Kleinbild bezogen) mit 60mm, 105 mm und seltener 180 oder 200 mm Brennweite gibt, die Fähigkeit für 1:1 angegeben ist kann man es auch soweit scharf stellen. Die langen Tele braucht man eher für Insektenfotografie, denn die Tierchen haben eine Fluchtdistanz. Kommt man ihnen zu nahe hauen sie ab!

Problem: Wer seinem Motiv so nahe kommt wirft wenn man nicht aufpasst unweigerlich Schatten auf das Objekt. Den eigenen nämlich.

Dagegen hilft bedingt der Ringblitz. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Blitzgerät ist dessen Blitzröhre nicht stabförmig oben drauf montiert, sondern legt sich als Ring um die Frontlinse der Optik, weil dort festgeschraubt. Es können je nach Bauform auch zwei Halbkreise gleich zwei Blitzröhren sein, die sich im Verhältnis zueinander steuern lassen. Ein Zangenblitz besteht aus zwei kleinen Blitzgeräten, die auf einen ebenfalls im Filtergewinde angebrachten Ring montiert sind und sich daran durch bewegliche Klemmen nach Bedarf verstellen lassen. Die Leitzahl ist regelmäßig gering, für den Bedarf genügt es. Auch hier ist regelmäßig die Steuerung des Belichtungsverhältnisses möglich.

Hier nun ein paar Beispiele aus eigener Herstellung:

 

 

 

Man sieht hier eine Biene bei der Arbeit, einen ganz gewöhnlichen Milchbusch im Endstadium, Wiesenblumen und einen Ausschnitt aus einer Blüte, wie sie vor kurzem im Darmstädter Prinz-Georg-Garten zu bewundern waren. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Es gibt bei genauem Hinsehen so viel zu entdecken, was man beim normalen Spaziergang gewöhnlich übersieht!

Diese Bilder habe ich überwiegend mit einer Olympus OM-D E-M1 Mk II aufgenommen, das Objektiv war ein 60 mm Makro, was einem 120 mm Objektiv auf Kleinbildsystemen entspricht. Olympus baut Kameras im Micro-Four-Thirds-Format (MFT). Teilweise habe ich den Zangenblitz STF-8 benutzt.

Man sieht daraus, dass es keiner klobigen Vollformatausrüstung bedarf, um hier gute Bilder zu machen. Die Masse spielt bei den Geräten durchaus eine wichtige Rolle, muss man den „Fuhrpark“ doch mit sich herumtragen, beziehungsweise schleppen!

Zu bedauern ist, dass nahezu sämtliche Hersteller dieses Segment vernachlässigen! Fast alle angebotenen Objektive dieser Gattung sind älteren Datums, und Makroobjektive für die aktuellen spiegellosen Geräte finden sich so gut wie keine! Außer eben bei Olympus oder Panasonic. Diese beiden Hersteller aus der MFT-Ecke haben ihre Geräte kompatibel gemacht, will heißen man kann bei Bedarf Objektive und Blitzgeräte untereinander wechseln ohne sich Adaptern bedienen zu müssen. Adaptieren kann man so gut wie alles, aber es ist und bleibt suboptimal.

Verfügbarkeit bzw. Austauschbarkeit trifft auf die bekannten anderen Hersteller nur bedingt oder garnicht zu! Soweit ich weiss gibt es für Sony nur das 90mm-Makroobjektiv aus eigenem Hause sowie eine Reihe ähnlicher Brennweiten von Fremdherstellern. Dabei benimmt es sich hinsichtlich der Größe zwischen dem 60mm-Olympus und dem 90mm-Sony wie mit einem kleinen Wasserturm im Vergleich mit dem Empire-State-Building! Das Olympus passt in eine Jackentasche, das Sony beansprucht einen Köcher für sich alleine. Das kommt eben weil es einen größeren Bildkreis ausleuchten muss.

Ringblitzgeräte werden nach bisheriger Suche keine angeboten. Die sind oft aber unabdingbar. Canon hat ein Sahnestück ebenfalls älteren Datums im Angebot – ein 180mm-Telemakro. Damit kann man einiges anfangen, man muss aber mit einer massereichen Ausrüstung leben. Billig ist das auch nicht. Nikon wiederum hat zwar einige Makroobjektive im Angebot, die Händlerschaft kann aber regelmäßig nur unter größter Mühe liefern. Man kauft da also oft für viel Geld die Katze im Sack!

Viele schöne Werbeversprechungen der Hersteller entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Seifenblasen, weil sie eben kaum lieferbar sind. Ob das an der Pandemie liegt weil in Fernost die Werke geschlossen sind weiss ich nicht, es kann einem Fotografen der Teile braucht aber auch egal sein. Was nicht besorgt werden kann ist faktisch nicht verfügbar. Da kann im Katalog stehen was will. Das ist das derzeit Traurige an der Sache und betrifft nicht nur den Makrobereich, sondern die Lage im Fotohandel recht allgemein.