Quod erat demonstrandum

Lat.: Was zu zeigen war. Die deutsche Bahn (klein geschrieben, ich meine nicht unbedingt nur die gleichnamige Firma) – sie können es nicht! Störungsfrei von A nach B fahren.

Heute früh hatte ich kurzentschlossen einen Ausflug nach Mannheim angesetzt. Das Wetter war zwar nicht optimal, aber wenn man die Fahrkarte da sowieso schon hat, warum nicht.

Was ich hier schreibe ist nicht gehässig. Es ist das, was ich erlebt habe. Sonst nichts. Denn das Ziel der Fahrt, Mannheim Hauptbahnhof, habe ich nicht erreicht!

Auf der Riedbahn finden seit Wochen und vermutlich auch noch weitere Wochen Bauarbeiten statt. Gut, Instandhaltung muss sein. Dagegen sage ich nichts.

Von Wolfskehlen nach Goddelau fuhr also ein Ersatzbus. Der kam auch ausgesprochen pünktlich. Soweit so gut. Dann aber ging es los!

In Goddelau hat man die Haltestellen verlegt! So dass sie kein Ortsunkundiger jemals findet!

Den Bahnhof selbst habe ich halb verwaist vorgefunden. Auf Gleis 1 stand abgestellt ein Bauzug, Gleis 2 und 3 waren gesperrt. Da baut man wohl Aufzüge ein. Dasselbe in der Unterführung zu den Gleisen 4 und 5, von wo der verbleibende Verkehr abgewickelt wurde. Durch den Tunnel passt kein Rollstuhl mehr durch, auch wenn jemand ihn hinunter tragen würde. Alles Absperrungen!

Der Zug nach Frankfurt, also die Gegenrichtung, hatte schon ordentlich Verspätung. Man denkt sich nichts dabei, weil es fast schon normal ist in solchen Tagen. Durchsagen mit Erklärungen gab es auch keine. Erklärungen, nicht Ausreden! Die Bauarbeiten sieht jeder selbst. Das war hier aber wohl eher nicht die Ursache. Gründe blieben also im Dunkeln. Abhilfe sowieso.

Dann kam „mein“ Zug. Verspätung nur 5 Minuten. Das sah noch brauchbar aus. Das blieb aber nicht so. Kaum losgefahren blieb er wieder stehen! Signalstörung. Dass er innen aussah wie ein Schlachtfeld muss ich nicht gesondert erwähnen. Putzen ist Aufwand.

So kam man dann mit rund +15 in Biblis an. Da zeigte die Uhr 8:05 Uhr. Der Anschluss für die, die weiter nach Worms wollten, stand schon mit laufendem Motor da und fuhr auch gleich los. Für Reisende Richtung Mannheim sollte um 8:07 Uhr ein Bus fahren.

Was nicht kam war der Bus.

Apps sind praktisch. Sie zeigen mitunter an wo sich der Bus befinden soll. Demnach muss der Bus Mikrobengröße gehabt haben. Die App zeigte also plötzlich an, der Bus sei abgefahren, obwohl nie einer an der gewissen Haltestelle vorbei gekommen war! Da standen insgesamt rund ein Dutzend Leute, und es gibt dort auch nur diese eine Bushaltestelle. Es ist demnach ausgeschlossen, dass ich versehentlich an der falschen Haltestelle gewartet hätte.

Vergleichbares wurde in den Tagen zuvor auch schon über den Ersatzbus von Mörfelden nach Goddelau, siehe oben, in der Zeitung berichtet. Anscheinend sind da wieder ortsunkundige Fahrer unterwegs, die den Weg nicht kennen. Das kann bekannt sein!

Es endete damit dass ich nach 45 Minuten vergeblichen Wartens mit demselben RE70 wieder Richtung Heimat gefahren bin. Der stand ebenfalls so lange dumm da rum. In Goddelau angekommen rasch zur Bushaltestelle. Bus weg! Koordination absolut Fehlanzeige, jeder macht was er will!

Der wartete also nicht mal auf die Anschlüsse, die er mitnehmen soll. Das ist ja der Zweck eines SEV – eines Schienenersatzverkehrs. Die ankommenden Leute in Goddelau einsammeln und als „gummibereifte S-Bahn“ an die Unterwegsbahnhöfe bringen, bzw. die Lücke bis Mörfelden füllen, von wo aus wieder die S7 fährt. Das funktioniert naturgemäß nur wenn dessen Abfahrt mit der Ankunft des RE70 zusammenpasst. Da aber an der Ersatz-Ersatzhaltestelle selbst sogar der Fahrplan der Ersatzbusse fehlte konnte niemand wissen wann der nächste kommt. Theoretisch wäre das auch erst am nächsten Werktag möglich gewesen. Also Dienstag früh.

Der nächste reguläre Bus wäre gut 30 Minuten später gefahren. Linie 45 nach Griesheim. Diese Zeit reichte bequem um mit 10 Minuten pro Kilometer die rund vier Kilometer Richtung Zuhause zu gehen. Nicht zu laufen! Ich wäre fast schneller als der Bus da angekommen!

Auf solcherlei „Frühsport“ hätte ich da aber gerne verzichtet.

Sowas kann machen wer Zeit hat. Nicht wer zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ziel ankommen muss. Der Zustand des derzeitigen öffentlichen Nahverkehrs in Südhessen ist dermaßen traurig dass ich, obwohl einst überzeugter Nutzer, jetzt nicht mehr zu seiner Benutzung raten kann! Wer sicher sein will, das Ziel zeitgerecht zu erreichen, kommt mittlerweile um ein Auto nicht mehr herum!

Das ist ein Offenbarungseid all jener großspurigen Redner, die tagein tagaus von der Verkehrswende reden, die so nie im Leben stattfinden wird. Und dann wird einem via „Wegerisiko“ auch noch die Verantwortung für das aufgebürdet, gegen das man machtlos ist! Was wollt ihr da mit Fahrgastrechten? Das ist lächerlich!

Derartige Probleme haben absolut rein garnichts mit dem 9-Euro-Ticket zu tun. Der Zug war weder überfüllt noch überhaupt gut besucht. Er war fast leer. Dasselbe galt für den Bus, der mich am Anfang nach Goddelau gebracht hat. Da war ich fast der einzige Fahrgast.

Das Chaos ist nach meinem Empfinden alleine auf mangelnde Organisation zurück zu führen. Einige planen was, kommunizieren es nur mangelhaft, und die die es umsetzen sollen wissen nicht was. Es betrifft ohne Unterschied auch all jene, die in Mannheim einen Fernzug gebucht hatten und nicht erreichten.

Das ist schade, muss man doch fast schon erwarten dass derlei passiert.