Foto: Symbolbild – Zum vergangenen Wochenende hat mich eine Zuschrift erreicht. Ein Leser schrieb: „Hallo Thomas, Dir vielen Dank für die vielen schönen Fotos vom Radcross Vaihingen. Egal ob Z8 oder Z7, einfach super! Viele Grüße“
Dafür erstmal besten Dank! Leider sind die Dinge da nicht ganz so einfach. Reden wir Klartext!
Die Rennen in Vaihingen und Magstadt waren eine fotografische Herausforderung! Gerade Vaihingen war räumlich gesehen schwierig und ohne lange Telebrennweiten nicht zu bewältigen!
Dagegen konnte man gerade damit in Magstadt wegen des Nebels wenig anfangen. Das Wetter führte da nur zu einer Kontrastreduktion. Ich griff da also zum „Standardprogramm“, weshalb erkläre ich gleich.
Zu Vaihingen war durch eine Grafik im Web bekannt, wie der Kurs aussehen könnte. Ohne Akkreditierung war da nicht heranzukommen, und sogar Armin musste zugeben dass man im Rennbüro mit ihm nicht viel anfangen konnte. Wer in der Szene kennt Armin K. nicht?
Das war da ja das Problem. Wolltest du an die wichtigen Stellen herankommen standest du mitten auf der Rennstrecke, weil da eben drei oder vier Bahnen ohne Abstand genau nebeneinander lagen – oder man stand so weit weg dass man die lange Tüte zwingend brauchte. Gut, man konnte „rangieren“, aber es blieb ein oberfauler Kompromiss, weil eben die Bildgestaltung doch etwas zu sehr vom Zufall abhing.
Donnerstag und Freitag vor den Rennen war ich daher nochmal einkaufen gegangen, und habe meine Ausrüstung um zwei Objektive ergänzt: das Standard-Tele 70-200mm kam wegen der Lichtstärke f/2,8 dazu, da ein solches mir für das Z-System von Nikon bis dahin nicht zur Verfügung stand, und vor allem das 180-600mm, das mir hier förmlich „den A….gerettet“ hat! Beide Linsen sind aktuell für erhebliche Rabatte im Angebot und so rund 400 Euro das Stück günstiger zu haben als normal. So habe ich also eigentlich ungeplant Geld aktiviert und zugeschlagen.
Für diese Sorte Sportfotografie braucht es eigentlich zwei vollständige Gehäuse. Zeit zum Wechseln ist da nicht. So stellte sich dann auch bald heraus, dass die Z7, mit der ich das System ursprünglich begonnen hatte, dafür weniger geeignet war. Etwas anderes stand zu der Zeit aber nicht zur Auswahl, weder R noch RP halte ich dafür für tauglich. Nikon hatte da, meiner Meinung nach, von Anfang an viel Kredit verspielt, war man doch der Meinung dass die Kamera keinen Batteriegriff brauche. Den gibt es dafür garnicht! Somit aber ist die Handhabung unnötig kompliziert. Zudem ist die Kamera für solche Zwecke etwas langsam, man kam auch bei den Siegerehrungen damit arg in Zeitnot.
Die Hauptlast der Aufnahmen lag in Vaihingen also auf der Z8 und dem langen Tele, und das Duo hat sich da auch ausgezeichnet bewährt.
Warum nun keine Z9? Von der Aufnahmeseite her sind Z8 und Z9 nahezu identisch. Es sind gewisse Extras, die die Z9 zur Z9 machen und eben anderthalb Tausender zusätzlich kosten. Geld das ich derzeit nicht habe! Für meine Aufnahmen reicht die Z8 vollkommen aus. Was den Unterschied ausmacht ist sozusagen das Postamt. Die Z9 hat die Kommunikationseinstellungen wie eine LAN-Buchse, die die Z8 eben nicht hat, und regelmäßig für Amateurbedarf auch nicht braucht. Das kommt schon daher dass für ein sofortiges Versenden der Aufnahmen, was für Sportprofis unerlässlich ist, in Deutschland ausserhalb einiger Fussballstadien die Zugangspunkte fehlen. Es gibt nach offizieller Webseite der Stadt Stuttgart im Stadtgebiet eben nur vier öffentliche Zugangspunkte, und die liegen alle im Zentrum. Keiner davon wäre in Vaihingen am Ort des Geschehens.
Wer da nun glaubt das Handy als mobiler Zugangspunkt würde das Problem lösen, der lerne rechnen. Ein normaler Mobilfunkvertrag hat gewöhnlich ein Datenvolumen von monatlich ungefähr 20 Gb. Die kleinere der beiden Speicherkarten kommt aber schon mit einem Mehrfachen dessen daher, und die wird im Lauf des Rennens gewöhnlich voll. Auf diesem Weg lassen sich die Bilder also nicht an einen Server übermitteln, und unbeschränkte Zugänge bekommen in Deutschland nur Geschäftsleute, vom Preis will ich da gar nicht weiter reden. Für Amateure und Normalverbraucher also uninteressant!
Kommen wir also nach Magstadt. Die Akkus für meine beiden Nikons habe ich in Vaihingen verbraucht, und zuhause zeigte sich dann dass es mit dem nächtlichen Nachladen nicht so ging wie gedacht. Die Z8 soll ja via USB ladbar sein, geklappt hat das aber nicht, und mit dem einen ProCube2 kann ich nur zwei Akkus laden. Das geht zwar schnell, aber während ich schlafe kann ich keine Akkus wechseln. Die Möglichkeit schied also aus. Aber da ist ja noch Plan B. Parallel habe ich auch noch ein Canon-R-System mit einer R5 und einer R6 nebst dem zugehörigen Glas. Das habe ich für Magstadt vorbereitet gehabt, um auf der sicheren Seite zu sein. „Kleine“ Bestückung, hiess neben dem 2,8/24-70mm auf der R5 das 2,8/70-200 mm auf der R6, jeweils ergänzt mit je einem Profoto A1 als Lichtquelle, wenn nötig. Und es war nötig! Im Wald war es dann aufgrund des Nebels etwas dunkel, und man konnte sich so helfen.
Nun gab es da leider ein gewisses Problem, und das hiess Autofokus. Der von Nikon ist nach meiner Beobachtung klar der Bessere und erkennt Gesichter problemlos. Canon kommt da leider etwas in Schwierigkeiten, zum einen weil ihr Helme und Brillen tragt, die der Scanner nicht erkennt, zum anderen weil, wenn mehrere Sportler hintereinander fahren, dem System nicht klar ist welcher gefragt ist. Das hängt da etwas vom Zufall ab, was so nicht sein sollte. Man kann sich zwar helfen, indem man ganz klassisch die AF-Feldauswahl selbst vornimmt, aber dann mit der Folge dass, wenn das Motiv anders liegt als geplant, die Schärfe nicht da ist wo man sie haben will. Wer sich heute nach jetzigem Stand ein neues System aufbauen möchte fährt aktuell mit Nikon klar besser. Das hat sich historisch aber zunächst anders dargestellt. Alternativ gibt es da auch noch die Geräte von Sony, die für sich genommen nicht schlechter sind. Eine A1 kostet aber mit rund 7500 Euro erheblich mehr als jedes Konkurrenzprodukt gleicher Art.
Um es klar zu sagen: Mit der Bestückung für Magstadt wäre Vaihingen nicht machbar gewesen, solange man sich nicht darauf einigen kann dass auch interessierte Amateure auf Anmeldung auf die Strecke dürfen. Die Zeitungsfotografen brauchte man nicht fragen, ich habe bestenfalls einen weiteren gesehen, der als solcher verdächtig war. Auch er hielt sich brav am Rand. Die Idee mit dem Livestream war an sich gut. Allerdings ist „Filme machen“ etwas mehr als „Kamera draufhalten“! Es wäre theoretisch denkbar gewesen, dort Videos zu drehen, wie ich das zuvor andernorts schon gemacht habe, aber mir war das Ding einfach zu heiss, sprich zu wenig planbar. Es bedarf dafür eines belastbaren Konzepts. Das ist so in etwa ein Drahtmodell des späteren Films, anhand dessen man die Orte des Geschehens hätte abgrasen können. Vor Ort erwies sich dann die Einschätzung als goldrichtig, dass das real so nicht geht.
Was den Eingangspost angeht, lasst euch bitte einen Rat geben: Ein Radcrossrennen ist eine sehr vielfältige Angelegenheit, und von einem Fotografen alleine nicht abzudecken! Der Kurs verträgt locker zehn Fotografen, wenn man danach eine „vollständige“ Dokumentation haben will! Es wäre zielführend, wenn sich die Radsportfunktionäre von der klassischen Sichtweise lösen könnten, nach der nur die offizielle Presse berechtigt sei. Das ist „Stand 1980“ und lange überholt. Das Verhalten des Kommissars beim Zieleinlauf in Magstadt hat das gezeigt, als er sich gerade zur Unzeit in die Sichtachse stellte und somit den Bildwinkel verdeckte. Auch wenn man zugesteht dass das unbeabsichtigt geschah zeigt es doch ein Problem: Ihr könnt die Arbeit der Fotografen nicht beurteilen, verhaltet euch aber immer wieder wie Halbgötter, die über Wohl und Wehe der Arbeit des ganzen Tages entscheiden! Passiert das einem Filmemacher, dass der Zielsprint „ausfällt“, war’s das mit dem Video! Das Fernsehen hat auf sowas längst reagiert, die kommen garnicht erst. Das Risiko, den ganzen Tag für nichts zu arbeiten, ist da viel zu groß!