Radcross im Südwesten

Es war Radcross am vergangenen Wochenende. Einmal auf einer gewissen Wiese im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen, deren eines Ende eigentlich in Rohr liegt, und ein andermal etwa zehn Kilometer weiter in Magstadt. Das eine am Samstag bei eitel Sonnenschein, das andere am Sonntag musste man suchen. Es war pottendicker Nebel.

Bevor ich auf den Sport eingehe möchte ich etwas klarstellen. Es gibt in der Region mindestens vier große Zeitungen. Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, und dasselbe nochmal mit Sindelfingen und Böblingen. Alle Berichte zu den Rennen stehen dort hinter Bezahlschranke, sind also nicht frei lesbar, und die ersten Zeilen machen den dringenden Eindruck, als wären sie alle vom selben Autor und wörtlich identisch! Mindestens auf die beiden Stuttgarter Blätter trifft das wohl zu. Wieviele Zeitungen gibt es deutschlandweit? Mehrere Hundert? Man müsste sie alle bestellen, da an jedem Wochenende in einer anderen was zum Thema drinsteht. Die Karawane (des Radsports) zieht weiter, der Sultan hat Durst? Oder auch nicht. Alleine in meiner Region gibt es mindestens ein Dutzend verschiedene Pressetitel, die aber alle aus demselben Verlag kommen und nur ihre Regionalteile austauschen. Kann bekannt vorkommen, und da soll man nun alle abonnieren um hinter die Bezahlschranken zu gelangen? Seid ihr irre? Das würde mehr Geld kosten als manche monatlich Einkommen haben! Also soll ich nicht wissen was die Presse dazu so schreibt.

Damit vergleichbar ist eure klare Positionierung hinsichtlich Fotos. Quick’n-Dirty. Die Mehrheit will offenkundig lieber schnelle Handyfotos sofort als auf ausgearbeitetes Material auch nur 48 Stunden zu warten! Das merkt man deutlichst auf Instagram, und die Abrufzahlen bei den bereits gestern hochgeladenen Bildern sprechen ebenso eine klare Sprache. Ein in Zahlen nennenswertes Interesse ist nicht vorhanden. Noch dazu positioniert sich eine örtlich präsente Fotografin derart deutlich dass ein Besuch demnächst in Öschelbronn zu den Landesmeisterschaften vor dem Hintergrund nicht vorhandener Parkplätze oder Verkehrsverbindungen gegenstandslos erscheint. Die dortige Radrennbahn liegt, sagen wir es so, auf einem Acker ausserhalb der Ortschaft mit nichts wesentlichem drumherum. Wie also da hin kommen?

Die beiden Radcrossrennen am Wochenende waren beides Wertungsläufe zur Radbundesliga, was schon für sich Probleme verursachte, die Fremde so nicht wirklich kennen. Manche eigentlich bekannte Sportler, die man sonst in anderer Wäsche kennt, fahren da plötzlich in „fremden Farben“. Da Fotografen beim Rennen vor allem eins sehen – Wäsche – und nicht unbedingt wer drin steckt, entsteht damit das Problem, die richtigen Leute schnell genug zu finden. Bei etlichen ist das kein Problem, bei anderen schon. Es werden also mutmasslich nicht alle etwas in meiner Sammlung finden, die ihr nebenan bei Flickr sehen könnt. Das kommt auch davon, wenn man unterjährige Teamwechsel für sich behält. Die, die darauf reagieren müssen, wissen es dann nicht.

Wie Platzausnutzung funktioniert konnte man dann in Vaihingen auf der Festwiese an Hegelgymnasium und Krehlstraße sehen. Zweimal linksrum, zweimal rechtsrum. Da lagen nicht selten vier Bahnen so nebeneinander, dass die auf den Wällen am Rande der Wiese stehenden Zuschauer zwar alles gut überblicken konnten, aber an das Geschehen selbst kaum jemand heran kam. Wenn ich das anregen darf, liebe Veranstalter: schafft Durchgänge! Was einfachen Zuschauern mit Opernglas ausreichend erscheint ist für ernsthafte Fotografen unbrauchbar. Du brauchst da wegen der ewig langen Wege aussenrum mehr Zeit für Positionswechsel als für die eigentlichen Aufnahmen! Wenn Rennen teilweise nur drei Runden dauern fallen die für solche Zwecke faktisch aus!

Das gibt es auch nicht oft, dass bei einem Rennen der Start in einem anderen Stadtteil liegt als das Ziel. Aber die Behringstraße, wo der Start war, liegt eben in Rohr, während die Wiese dazu nach Stadtplan zu Vaihingen zählt. Beide Rennen waren nichts für Fusskranke, die Wege sind weit. Es erscheint aber gewollt, dass es im wesentlichen zwei Bereiche gibt, wo Sport geboten wird, und daneben eine Ruhezone mit Siegerehrung und Fressbuden. Nachteil: Wer am einen Ende stand bekam nicht mit, was sich am anderen tat.

Die Festwiese von Vaihingen ist eigentlich unspektakulär wie es eine flache Wiese nun mal so ist. Irgendwo mitten auf dem Platz hat dann eben noch jemand zwei Hürden „vergessen“, und sonst bekamen die Sportler eben Drehwurm. Der Zielwagen stand am Wegesrand inmitten des Platzes, und das Geschehen fand darum herum statt. Sowohl davor als auch dahinter. Für Fotografen zählte da vor allem eins: Brennweite. Je mehr desto besser! Nach dem Licht konnte man sich richten, bis die Sonne kurz vor Rennende zu Bette ging und es ziemlich rasch finster wurde.

Etwas anders dann tags darauf in Magstadt. Da gab es Höhenmeter gratis einschließlich Abfahrten und Anstiege. So verschieden können Crossrennen sein. Wer den Ort des Geschehens im Nebel gefunden hat stand im Wald. Der Ort heisst nicht grundlos „Unter den Buchen“. Nur da hin kommen war schwierig, und Parken noch schwieriger. Die wenigen Parkplätze liess sich der Gastwirt freihalten, auch wenn für jedermann offenkundig war dass über die Rennstrecke niemand wird dorthin fahren können, wenn die daneben parkenden Wohnmobile erst nach Rennende wieder abreisen durften.

Was habe ich da also eingepackt? Vor dem Hintergrund, dass es zuvor Antworten der Bauart „Für Auskünfte habe ich jetzt keinen Nerv!“ gab und daher mehr Fragen offen blieben als beantwortet wurden ging ich auf Nummer sicher, soweit das da eben möglich war. Es gab ja eine Grafik online, aus der gut hervorging, wie der Kurs in den Vorjahren ausgesehen hat. So viel ändert sich da regelmäßig nicht, wenn ein Verein erst mal was praktikables gefunden hat.  Da lag es nahe, allzuviel Ballast zuhause zu lassen, und so reduzierte sich meine Ausrüstung in Vaihingen auf eine Nikon Z7 mit einem 24-120/4 für die Siegerehrungen sowie eine Z8 mit zwei „langen Tüten“ für den Rest. Das Hauptaufnahmeobjektiv war wegen der Entfernungen – hingehen konnte man ja nicht – das 180-600mm, und das war auch nötig. Dank der Sonne am rechten Fleck konnte man mit der relativ geringen Lichtstärke gut auskommen.

Das war anderntags in Magstadt schon anders. Da lag alles in der Waschküche, und Licht war Mangelware. Also griff ich zu meinen Canon-en, einmal die R6 mit 70-200mm und zum anderen eine R5 mit 24-70mm, jeweils mit Öffnung 2,8. Das Wetter war auch daran schuld, aber hauptsächlich ging es zu Lasten der ewig langen Wege, dass in Magstadt nur ein Bruchteil der Bildmenge entstanden ist, die ich aus Vaihingen mitgebracht habe. Auch Amateurfotografen müssen sich da ähnlich aufstellen wie Radsportler. Die haben im Keller Straßenräder, Mountainbikes, Bahnräder, Crossräder, etc. pp. Alles jeweils für einen ganz bestimmten Zweck. Klar, du kannst es auch mit einem Klapprad versuchen, ob du damit aber weit kommst wäre die andere Frage. Um einfach mal dazu eine Hausnummer zu nennen: Um auf die optimale Ausrüstung zu kommen müsste ich überschlagsweise nochmal rund 16000 Euro ausgeben, und soviel Geld will erstmal irgendwo herkommen. Aber ich habe gute Hoffnung bis zum selben Zeitpunkt nächstes Jahr.

Sportlich war es weitgehend eine klare Sache. Wie es genau dazu kam, wer sich unterwegs über wen ärgerte, über wessen Knochen fiel oder warum einen Platten hatte bekommt man als Zuschauer bei der Weite nicht wirklich mit. Daher werde ich mich dazu auch nicht weiter äußern. Es waren aber beides sehenswerte Rennen, wenn auch jedes für sich grundverschieden.

Ergebnisse sind bei Rad-Net. Einmal Vaihingen, einmal Magstadt
Bilder: Vaihingen, Magstadt
Die Bilder dürfen von den Sportlern und ihren Vereinen nach Maßgabe der jeweils gültigen Lizenzbestimmungen genutzt werden.

Wie gesagt, da warten derzeit noch etwa 1200 Fotos aus Vaihingen auf den Upload. Das wird nach dem bisherigen Verhalten von Flickr dann womöglich doch „etwas kompliziert“!