Heilige Bleiwüste!

Foto: Symbolbild – Deutschland ist eine Wüste. Eine Bleiwüste, um genauer zu sein. Einer Statistik folgend gibt es im Land „rund 320 zumeist regional verbreitete Tageszeitungen, 16 Wochenzeitungen sowie 1.300 Publikumszeitschriften“.
(Quelle: Tatsachen über Deutschland)

Die alle wollen irgendwie über die Runden kommen. Druckpapier kostet Geld, Mitarbeiter wollen bezahlt werden, das Büro kostet Miete, etc. Irgendwo muss dieses Geld herkommen, und es sollte auch ein gewisser Gewinn hinten übrig bleiben.

Da alle mehr oder weniger darüber jammern, am Hungertuch zu nagen will ich mal versuchen die Rechnung anders als gewöhnlich zu beleuchten.

Wer am Kiosk eine Printausgabe kauft zahlt den geforderten Betrag. Den kann man kalkulieren, und er ist entweder auskömmlich oder der Herausgeber hat einen Fehler gemacht. Die meisten Zeitungen erscheinen aber auch in einer Onlineausgabe, und die Beiträge darin kann man oft schneller lesen als sie im Print erscheinen. Einen Abend vorher nämlich. Immer mehr Blätter stellen da ihre Artikel hinter eine Bezahlschranke, man muss dafür also einen Obolus entrichten. Manche kann man für einen geringen Betrag je Artikel lesen, die meisten aber soll man gleich abonnieren.

Auch wenn man je Abo „nur“ 10 Euro im Monat rechnet macht das bei wie gesagt 320 Zeitungen republikweit theoretisch ein ganzes Monatsnetto (oder mehr), das man nur dafür ausgeben müsste, um die Berichte über die Rennen verfolgen zu können.

Wir wissen ja, Zeitungen betreiben Berichterstattung nach dem Leuchtturmmodell. Alles was nicht in deren Erscheinungsgebiet stattfindet ist für die zumeist regionale Leserschaft weniger interessant und wird daher zugunsten regionaler Berichte in Wegfall gebracht. Um also auf dem Laufenden zu bleiben müsste man alle Zeitungen abonnieren, da der Sport wie ein Jahrmarkt durch die Republik tingelt und jedes Wochenende woanders ist.

Wer soll das machen? Das ist so weder wirtschaftlich darstellbar noch sinnvoll. Derzeit ist aber kein anderes Modell in Sicht. Was schon online problematisch ist wird in Papier zu einem Akt des hellen Wahnsinns, wenn man sich vorstellt wieviel Tonnen Papier da anfallen, wenn nur jeden Tag ein interessanter Bericht je Zeitung drin steht. Deine blaue Tonne freut sich.

Was machst du eigentlich sonst noch so am Tag?

Was passiert? Das Interesse der Leserschaft verlagert sich. Weg von den herkömmlichen Zeitungen, rein ins Internet, wo themenspezifische Webseiten die Berichterstattung betreiben, die die Blätter nicht mehr erledigen. Und das werbefinanziert oft für die Leser gratis.

So gesehen gibt es eine ganze Reihe themenbezogener Medien, und auch der BDR betreibt mit Rad-Net quasi seine eigene Zeitung. Die gibt es auch gedruckt. Kommt nun ein Normalverbraucher aus Interesse auf dieselbe Idee schreien viele da Zeter und Mordio! Jemand nehme ihnen die Butter vom Brot!

Nun, ihr habt doch selbst gesagt: Das ist ein Markt. Angebot und Nachfrage, und so …

Das gilt dann aber nur insoweit wie es einem selber nützt. Warum versucht man dann, unliebsame Konkurrenz auszusperren? Nichts anderes ist das, einerseits von Bürgerjournalismus zu faseln wenn es einem in den Kram passt, aber wie vom Journalistenverband propagiert allen den Zugang zu verweigern die nicht vom eigenen Haus kommen. Googelt mal, ihr werdet fündig! Es geht auch da mehr oder weniger ums liebe Geld.

Manchem Rennveranstalter ist es offenbar lieber es berichtet gar niemand mehr, als es ist jemand von der falschen Feldpostnummer. Ein Blogger ist da oft ein Hochverräter. Jedenfalls benehmen sich etliche so. Man muss es eigentlich so sagen: Was ihr da macht verschafft euch nicht mehr Umsatz, sondern entsorgt den Nachwuchs.

Wer dafür sorgt dass die Menschen sich nicht ausprobieren können weil man sagt, man müsse dafür erst studieren und vom ersten Mal an perfekt sein, sorgt eben auch dafür dass sich die Interessenten von Medium und Sport abwenden. Dabei sind Berichte aus „Beteiligtenperspektive“ oft genug authentischer als jene aus der Feder gewerblicher Schreiber. Die sagen es nämlich so wie es die Veranstalter lesen wollen, weil sie darauf angewiesen sind das nächste Mal wieder einen Auftrag zu bekommen. Unliebsames bleibt da oft auf der Strecke. Das aber ist das Salz in der Suppe, wenn man erfährt was dort nicht optimal war. Wie sonst sollen Probleme behoben werden können wenn sie keiner anspricht? Probleme und offene Fragen zu benennen ist nicht Schmähkritik. Bitte denkt mal drüber nach.

Sich Webspace zu mieten ist eine Sache von fünf Minuten, kostet nicht die Welt und erlaubt es Dinge zu tun die man auf Papier nie ausprobieren könnte. Aber man muss mit Gegenwind rechnen! Von wegen Pressefreiheit! Sehr schnell wird einem die Blauäugigkeit des Anfängers genommen, der davor nur das Wort des Gesetzestextes kannte. Jeder hat das Recht, … und so. Real hat das Recht, sich in Wort und Bild frei zu äußern nur, wer dabei keinem der großen Fische zu nahe kommt, sonst machen deren Anwälte rasch klar wer im Land das Sagen hat oder so tut als habe er es und dürfe machen was er wolle.

Die Regierungen dulden das seit Jahrzehnten, und gefährden damit unsere Demokratie mehr als jede missliebige Meinung es je tun könnte!

Zugang zu Rennen bekommt oft genug nur wer die richtigen Leute kennt. Ich habe es mehr als nur einmal erlebt, und es war kein Ausrutscher! Dieses Gebaren ist Absicht.

Willkommen in der Bleiwüste Deutschland.