Wenn der Bürgermeister zur Pistole greift, dann lauft!
So geschehen heute zum 31. Mal im Schlosspark zu Biebrich. Dem mit dem See und der Mosburg in der Mitte. Zwischen 11:30 und 16 Uhr war der Park besetzt, und das eben mal nicht von Gassigehern mit Hund.
Der interessanteste wenn auch zugleich kürzeste Wettbewerb stand als Cross-DUO in der Ausschreibung, einmal über 600 und ein andermal über 430 Meter. Früher nannte man es Cross-Sprint.
Was war das denn? Irgendwie klingt das nach „mach alternativ einen Schritt rückwärts und du stehst im Ziel!“ Nicht ganz, auch wenn das Ziel gleich um die Ecke vom Start lag war es nicht dasselbe. Der erste Lauf war das Filter, der zweite der Kaffee dazu. Nur zusammen ergibt es ein Ganzes. Abgerechnet wurde zum Schluss, und wer der bessere war gewann. Das musste nicht unbedingt der oder die sein, der oder die zuerst ins Ziel lief. Die Gesamtzeit zählte.
Diesen reichlich speziellen Kurs hatte man sich extra neu ausgedacht. Nach Start zwischen den neu gepflanzten Bäumen hindurch, am Ende der Wiese links, wieder zum Start zurück, dort wenden, wieder zwischen den Bäumen durch und scharf rechts ab ins Ziel. Macht 430 Meter tiefes Geläuf. Der 600-Meter-Kurs davor lief einmal rund um den See. Das forderte spezielle Schuhe. Die Läufer sind ja großteils aus solchen Gründen auf Dornen unterwegs. Je nach Bodentiefe bis zu 15 mm. Kaktus an Beinen.
Daneben gab es wie üblich erst mal Schülerläufe. Auffällig daran: Je älter die Kinder wurden desto weniger Eltern standen Spalier! Bei den Jugendlichen assistierten dann eher die Vereinsbetreuer, und die Erwachsenen waren weitgehend unter sich. Den Abschluss des Tages bildete die Langstrecke der Männer über 6 Runden.
Ergebnisse der Wettbewerbe sind auf Leichtathletik.de veröffentlicht.
Was man dazu auch sagen sollte ist folgendes: Es gibt immer wieder Eltern, die sich für das Zentrum des Universums halten. Ich spreche von denen, die einen fragen warum man denn da sei! Muss sich jemand anderes wem auch immer gegenüber für sein Dasein rechtfertigen? Nein! Das ist eine öffentliche Veranstaltung, da darf jeder kommen ohne besondere Erlaubnis, Begründung, Einladung oder Rechtfertigung, und wenn es jemandem nicht gefällt möge er oder sie bitte daheim bleiben. Wenn darüber berichtet wird in Wort und Bild dann ist das das Normalste von der Welt und keinesfalls von eurem Gusto abhängig. Von wegen „Wie kommen Sie dazu mein Kind … (zu fotografieren)?“ Am Start eines Rennens zusammen mit allen anderen Teilnehmern ist das Bildberichterstattung! In Deutschland ist Pressefreiheit. Noch bin ich nicht soweit auf die Art zu reagieren, die für mich die einfachste wäre, aber die Läufer am meisten schädigt: aufhören! Aber das kann sich bei Wiederholung rasch ändern. Ich habe vor Ort mit anderen Fotografen darüber gesprochen, und die waren weitaus weniger zimperlich. Bilder von Minderjährigen, und das wäre das halbe Starterfeld, machen die nicht mehr oder bestenfalls noch gegen Auftrag. Portraits, also Einzelaufnahmen, gibt es auch bei mir bestenfalls noch vom Sieger. Das gilt nebenbei bemerkt auch für diesen Beitrag. Wollt ihr das so haben, dass Einzelne diktieren was alle zu wünschen haben? Freut euch doch lieber über das Interesse der Bevölkerung. Wollt ihr alternativ dass sich niemand mehr dafür interessiert? Wer an einem Rennen teilnimmt muss damit rechnen dass darüber berichtet und zu diesem Zweck auch fotografiert oder gefilmt wird.
Ein anderer Aspekt solcher Veranstaltungen betrifft die Logistik. Wie hin kommen?
Ich habe längere Zeit gerätselt. Zum Schluss stellte sich doch wieder heraus, dass ein Auto Vorteile hat. Nein, nicht weil es warm ist. Ich mache die Rechnung einmal auf: Mit der Bahn hätte ich um 9 Uhr losfahren müssen um rechtzeitig in Wiesbaden am Schlosspark anzukommen, und das bei einer guten Verbindung ohne lange Aufenthaltszeiten. Der Bahnhof ist gleich schräg gegenüber. Macht also zwei Stunden Fahrzeit. Mit dem Auto bin ich die Strecke in knapp 45 Minuten gefahren!
Da kommt dann noch hinzu, dass ich so viel mehr Gepäck mitnehmen kann, als wenn alles auf Teufel komm raus in einen Rucksack passen muss. Heimwärts dann dasselbe. Fertig war das Rennen gegen 15:30 Uhr. Der nächste Zug wäre um 16:18 Uhr gefahren. Ich hätte also länger herumgestanden. In der Zeit bin ich per Auto heim gefahren, trotz Stau und sass bei planmäßiger Abfahrt am Esstisch, habe in der Zeit während der Zug fuhr die Bilder umkopiert und die Bearbeitung angefangen, mit dem Ergebnis dass ich sie euch schon jetzt servieren kann. Ohne Auto wäre das nicht möglich!
Bilder sind hier bei Flickr. Off Topic: Ich muss diese Bilder nicht zeigen, wenn es nicht genehm ist! Wenn man will dass von 100 Teilnehmern sich 99 freuen, aber den Mund halten, sodass ein Möchtegern alles kaputt machen kann, dann sei es! Ich komme damit klar. Ihr auch?
Es macht demnach durchaus Sinn, die Rechnung aufzumachen. Nicht blauäugig, sondern auf dem Boden der Tatsachen.