Wiesbaden ist nicht nur die Landeshauptstadt von Hessen. Wiesbaden ist bunt und anrüchig.
Heute kam so manches zusammen bei meinem Besuch in dieser Stadt. Ich wollte das schöne Wetter nutzen und einen Ausflug machen. Eine Fahrt mit der S-Bahn bot sich an, nur dass ich zu diesem Zeitpunkt am späten Vormittag noch nicht ahnte dass dieser Ausflug meine Planung für Pfingsten gehörig über den Haufen werfen würde.
In der Innenstadt angekommen führte mich mein Weg vor den Landtag, sprich das Stadtschloß. Gegenüber befindet sich die Marktkirche und dazwischen das Rathaus. Passt ja gut zusammen. Letzteres ist teilweise auf dem Titelfoto zu sehen.
An den Landtag kam man gar nicht erst ran! Baustelle. Der wird renoviert und ist daher vernagelt. Ich hatte nur nicht damit gerechnet dass man den halben Platz in den Bauzaun einfasste. Dafür war nebenan Malermeister Klecksel tätig gewesen und hat die Zebrastreifen bunt angelegt. Warum sehen wir später.
Auf dem Platz war Wochenmarkt. Der ist dort immer am Mittwoch und Samstag auf dem Dern’schen Gelände. Das ist ein großer Platz im Zentrum von Wiesbaden und mit dem Bus gut zu erreichen. Außer heute. Die Bahn kam schon mit +15 am Hauptbahnhof an. Fahrpläne sind Absichtsbekundungen.
Etwas östlich der Altstadt, in der man viele Fotomotive finden kann, liegt das Kurhaus. Dort kann man viel Geld los werden, es enthält die Spielbank. Südlich daran anschließend: der warme Damm. Warm an der Stadt ist nicht nur der Untergrund. Zahlreiche Thermalquellen nennt die Stadt ihr eigen, und deren Abflüsse münden mit etwas Nachhilfe genau hier in einen kleinen See.
Der bekannteste dieser Brunnen ist der Kochbrunnen. Benannt ist er nicht etwa nach dem Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch. Er ist heiß, er kocht! Seine bestimmende Eigenschaft ist sein Geruch. Wer dort faule Eier riecht kommt dem Ding langsam näher, und im Lauf der Zeit hat sich eine gelbliche Ablagerung von Schwefel gebildet. Er dampft, pupst und stinkt auch bei 20°C!
Wenn gerade vom warmen Damm die Rede war, heute war die Stadt auch anders „warm“. Es war zufällig CSD. Christopher Street Day. Der ist in jeder Stadt an einem anderen Tag. Demo und Umzug in einem, bunt wie Karneval und gut besucht. Schätzungsweise zweitausend Menschen nahmen daran teil. Es kam einem vor wie ein falsches Sandwich. Vorne ein Vorausfahrzeug, daran angebaut die unvermeidliche Lärmquelle, sodass der später kaum noch ums Eck kam und der Bauzaun verrückt wurde, hinten der Besenwagen. Dazwischen war Wandertag. Viel Volk aller Couleur. Den Vergleich mit Fasching hört man dort nicht so gern, aber so schaut das halt mal aus. Äußerlich betrachtet.
Man kann zu den Inhalten dieses Ereignisses stehen wie man will. Wer Toleranz fordert muss sie allerdings auch üben. Biologisch sind Forderungen nach z.B. einer gleichgeschlechtlichen Ehe Unsinn, wenn man voraussetzt dass eine Ehe vorwiegend der Arterhaltung dient. Das ist die klassische Interpretation. Um es bildhaft auszudrücken passen nur Stecker und Steckdose zusammen. Das bedeutet jedoch noch lange nicht dass sich nicht zwei Männer oder zwei Frauen freundschaftlich verbunden sein können, gerne auch als Lebensgemeinschaft. Nur Fortpflanzung ist so eben schwierig.
Der Heimweg brachte dann Ernüchterung. Als ich am Hauptbahnhof ankam stand dort eine S9 abfahrbereit. Einsteigen und los fahren? Bis „Gateway Gardens“ klappte das auch hervorragend. Dann aber ging es los. Eine kaum verständliche Durchsage erzählte was von Personen im Gleis. Deshalb gehe es erstmal nicht weiter. Wäre ja auch zu schön gewesen am Stadion den Anschluss zu bekommen.
Komisch daran ist halt nur wenn die S-Bahn, in der du sitzt, nicht weiterfahren kann während alle anderen Züge auf demselben Gleis kein Problem haben. Am Stadion war die S7 dann natürlich weg. Warten Sie 30! Während alle warteten tat das die S9 auf Gleis 4 auch. 30 Minuten lang. Sie wurde währenddessen von zwei S8 mit dem gleichen Ziel überholt. Kommentar überflüssig? Das ist Deutschland 2023!
Derweil lief im Stadion des Fussballspiel. Eintracht gegen SC Freiburg. Es endete später 2:1. Allerdings erschienen die ersten Eintracht-Anhänger derweil am Bahnsteig.
Die nächste S7 sollte um 16:59 Uhr fahren, da wurde schon die für 17:29 Uhr angezeigt. Man kann sich denken warum. In der ganzen Zeit fuhren ICE und RE ein und aus als ob nichts wäre. Mit +15 zuckelte dann endlich ein Quietschie heran. So nennt der Volksmund die Baureihe 425 ob deren Fahrgeräusch. Der kam dann bis Groß-Gerau-Dornberg. Da hieß es dann „Signalstörung mit eingleisigem Betrieb“. Heim laufen wäre bald schneller gegangen, und da wollte ich morgen mit derselben Bahn zum Bikefestival nach Willingen?
Auf dem Papier gibt es eine Verbindung. Die enthält allerdings einen SEV, einen Ersatzbus für die gesperrte Kurhessenbahn. Und die fährt schon regulär nur alle zwei Stunden über Korbach hinaus. Wenn die Anschlüsse so hervorragend funktionieren wie heute macht das keinen Sinn, und ersatzweise mit dem Auto fahren bringt auch nichts weil vor Ort kaum Parkplätze vorhanden sind. Die, die es gibt, brauchen die Sportler!
Also holen wir Plan B aus der Schublade. Ich sage euch dann demnächst wie der ausschaut.