Glatteis!

Foto: Symbolbild
Vor einigen Wochen hatte ich mir eine Insta360 One X3 besorgt, und gebe zu dass auch mir die Werbung da Honig in den Bart geschmiert hat. Da ist nämlich etwas geringfügig anders als man zunächst Glauben gemacht bekommt!

Was bekommt man da für rund 540 €? Etwas kleines, handliches. Die Kamera an sich hat etwa die Größe einer Zigarettenpackung, und enthält bis auf den Selfiestick, den es dazu noch braucht, alles was für den Anfang nötig ist: einen Akku und eine Micro-SD-Karte. Der Akku wird mitgeliefert, die Karte muss man dazukaufen, sie ist aber gewöhnlich preiswert.

Hat man das Teil dann ausgepackt beginnen die Überraschungen!

Bevor man damit loslegen kann verlangt sie erst mal nach einer Aktivierung. Big Brother will also wissen wer du bist. Nicht dass man das zur Nutzung wirklich bräuchte, es gefällt Insta360 eben so. Sonst gibt es nicht das, was du später zur Bearbeitung der BIlder brauchst, nämlich hauseigene Software.

Ich habe nun die letzten Tage einige Probeaufnahmen damit gemacht, um herauszufinden wie man damit umgeht. Das hat leider erst mal wenig mit dem zu tun, was man üblicherweise unter Filmen versteht. Die Werbung verspricht: Drück einfach den Auslöser, du kriegst alles drauf! Stimmt auch, in der Grundeinstellung produziert die Kamera 360°-Aufnahmen, also eine virtuelle Kugel. Das ist aber nicht das, was du später nutzt.

Hier mal ein Beispielvideo ohne tiefere Hintergedanken:

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Ich bin da einfach anderthalb Stunden spazieren gegangen und habe die Kamera mit mir herum getragen. Da kommt man sich irgendwie komisch vor, aber so scheint es zu gehen. Die Bilder werden nach Verarbeitung zusammengestellt, weil kein übliches Videoschnittprogramm etwas mit dem anfangen kann, was da aus der Kamera kommt. Hauseigene Formate.

Die Herstelleraussage ist, dass die Videos fast 6k groß sein sollen. Stimmt auch – auf die ganze Kugel bezogen! Der eigentlich nutzbare Ausschnitt liegt aber üblicherweise nur bei 1080p, also Full-HD! Daran sollte man denken wenn man über die Anschaffung einer solchen Kamera nachdenkt, denn hier wird man von der Werbung aufs Glatteis geführt. Der „Erstellungsprozess“ wird da gern verschwiegen, was zu einem Irrtum hinsichtlich der Maßstäbe beim Anwender führt. Die Aufklärung kommt später beim Gebrauch. Zwar kann man bei der Erstellung schneidbarer Clips den Ausschnitt beliebig auf der Kugel verschieben, es bleibt aber ein Kugelausschnitt von 1080p. Wer gewisse Qualitätsabstriche in Kauf zu nehmen bereit ist und bei der Aufnahme daran denkt kann später den Ausschnitt auf 4k dehnen, der Standard ist aber 1080p. Wer nicht aufpasst hat sich ungewollt immer mal selbst im Bild. Die Kugel erfasst eben auch den Filmer, da hat der „unsichtbare“ Stick wenig mit zu tun. Du hast bei Sonnenschein ja einen Schatten, der verschwindet nicht durch Rechentricks.

Man sollte also nicht davon ausgehen, solche Bilder in einem anderweitig aufgebauten 4k-Projekt nutzen zu können, jedenfalls nicht mit der „Amateurversion“ dieser Art von Kameras. Es gibt sie auch als Profifassung, für etwa zehnmal soviel Geld. Was die dann können habe ich mangels Masse nicht ausprobiert.