CMT Stuttgart

Nach mehrjähriger Pause fand sie wieder statt. Die CMT. CMT steht dabei für „Camping – Motor – Tourismus“. Wer die Messe besucht bekommt ein Sammelsurium zu sehen. 50% Caravansalon, 30% Reisebüro, und den Rest, der irgendwas ist aus Fahrradmesse und Resterampe. Das Konzept kommt einem bekannt vor, wenn man zuvor die Messen in Freiburg gesehen hat. Dort hiess es CFT – Camping, Freizeit, Tourismus – und dürfte sich in der bisherigen Form überlebt haben.

Die inoffizielle Kurzbezeichnung „Urlaubsmesse“ greift ebenfalls etwas kurz. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Camping. Das boomt zwar, ist beim Thema „Urlaub“ aber nicht alles. Der Schwerpunkt in diesem Bereich liegt eindeutig auf Lokalkolorit, also der Bewerbung der eigenen Angebote im süddeutschen Raum. Man kann daneben aber auch Stände vieler Länder aus aller Welt sehen. Ein illustres Reisebüro eben.

Die Stuttgarter Landesmesse residierte einst auf dem Killesberg. Da war der Name Stuttgarter Messe noch berechtigt. Heute liegt das Areal zwischen Flughafen und Autobahn auf den Fildern, weit draussen vor der Stadt. Den Namen hat man behalten, würde doch „Leinfelden-Echterdinger Landesmesse“ bei weitem nicht so gut klingen, auch wenn es zutreffend wäre. Da sind nun zehn Hallen u-förmig aufgereiht, dazwischen der Rothaus-Park. Man könnte auch sagen, Bier und Würstchen zwischen Putzmitteln und altem neuem Blech. Das wäre aber despektierlich. Im Park standen nämlich Foodtrucks.

Barrierefrei ist die Messe nur bedingt. Sehr bedingt. Toiletten sind oft nur über lange Treppen erreichbar. Dasselbe gilt für den Übergang zwischen den Hallen. Es gibt zwei Restaurants, die Auswahl war begrenzt. Maultaschen mit Kartoffelsalat und Zwiebelschmelze für 14,80€. Gesalzene Preise für ein konkurrenzloses Angebot. Ebenso der Eintritt. 17 € und Tickets nur online. Damit hat man schon alle die ausgeschlossen, die keinen Computer haben oder gleich aus welchen Gründen keine Kreditkarte. Tageskasse? Fehlanzeige! Aber der Scanner am Einlass erwartete einen Papierausdruck. Ich glaube kaum dass ein Handy in den Schlitz gepasst hätte. Wie ein Rollstuhl durch die Drehtüren am Eingang passen will ist mir ein Rätsel.

Ein Wort zur Anreise. Autos waren nicht wirklich erwünscht, ausser als Geldbringer. Ein gestaffeltes, stundenbasiertes Abrechnungssystem für die Parkplätze, das am Tag bis zu 24 € aufrief, zeigte dass man die Leute in die Bahn bringen wollte. Das VVS-Ticket war auf Wunsch im Eintritt enthalten und damit faktisch kostenlos. Darauf zu verzichten hätte das Ticket nicht günstiger gemacht. Was man da aber erleben musste war geradezu Negativwerbung. Nach Plan fuhren zwei Linien, die S2 und die S3 vom Hauptbahnhof zur Messe. Hörte man den Leuten auf dem Bahnsteig zu wusste man: die S3 fuhr schon mal nicht! Die viertelstündlich verkehrende S2 war demnach voll wie eine Sardinendose. Gemütlich nennen das nur Masochisten! Ich weiss von was ich rede, ich war drin! Wenn die Bahn da den Leuten bei zu geringem Angebot Vorhaltungen macht, sie würden durch zu langsames ein- und aussteigen Verspätungen verursachen, ist das zynisch! Der Messetermin war seit langem bekannt. Darauf reagiert hat man wohl nicht.

Ich hatte mir von dem Messebesuch manches versprochen – und wurde weitgehend enttäuscht. Warum?
Nun, ein Stand war die Versammlung mancher bekannter Marken der Fotobranche. Da sollte laut Messeplan vorhanden sein, was Rang und Namen hatte – Canon, Nikon, Fuji, etc – und der Händler warb mit seinen Mitausstellern sogar noch „Wir haben alles da!“. Betonung lag auf „Alles“! An einem Stand!
Real war da je Anbieter ein kleines Tischchen, und was da an Teilen wirklich da war erfuhr man kaum. Bückware unterm Tresen! Auf dem Tisch lag vorwiegend das preiswerte Segment. Ich hatte den Eindruck, dass sich da fortsetzte was im lokalen Fachhandel seit langem Stand der Dinge ist. Du kannst alles bestellen, was wann oder ob überhaupt geliefert wird steht auf einem anderen Blatt Papier. Dabei ist das alles andere als billig. Wir reden hier von Artikeln zwischen 2000 und 7000 € das Stück, teilweise bei weitem mehr. Ich hätte mir das eine oder andere gerne näher angesehen. Da hätte man es testen können, dann wäre auch leichter zu urteilen gewesen wenn es irgendwann mal mit dem Geld gereicht hätte. Aber so?

Dasselbe dann ein paar Hallen weiter mit Fahrrädern. Am Stand von Cube: das neue Nuroad C:62. Ein feines Teil! Den Lack kann man in Bildern leider nur schlecht zeigen. Da hat sich wer echt Mühe gegeben. Am Lenker hing sogar ein Preisschild. In der Ausstattung mit einer Eagle XX1 4299€. Soweit die „unverbindliche Preisempfehlung“, denn kaufen konnte man es nicht. Dazu sollte man sich wieder an den örtlichen Fachhandel wenden, und dort wird man voraussichtlich erleben was eine kurze Suche im Web schon offenbart. Vorbestellen, vorbestellen, vorbestellen. Heisst auf deutsch übersetzt: wir wollen heute dein Geld, ob wir je liefern können wissen wir nicht, wann genau schon mal garnicht!

Damit war dann auch manches bald klar. „Hier wirst du nichts erreichen von dem, was du eigentlich wolltest“, und wenn man nur den Mund wässrig gemacht bekommen soll muss man auch nicht weiter fragen. Das ist wie mit den Autos auf der ehemaligen IAA. Nett anzusehen, käuflich nicht zu erwerben. Wenn ich sowas sehen will gehe ich ins Porschemuseum!

Wollte die Branche dem abhelfen müsste sie nur mal zu ihren Verwandten vom Versandhandel rüber schauen. Da lässt sich das Rad online konfigurieren, wird so gebaut, und dann dem Kunden zugeschickt. Was beim Autohandel geht würde auch der Fahrradbranche gut tun. Man konfiguriert sein Auto beim Hersteller online, und gibt an welcher Fachhändler es dann ausliefern soll. So hätten alle was sie brauchen. Der Händler keinen Ladenhüter, der Kunde ein wunschgemäßes Fahrrad, und der Hersteller Eigenwerbung. Das ginge auch bei so einer Messe, mit Testmöglichkeit. So aber? Wer mehrfach in den Laden geht, weite Anfahrt teilweise inklusive, und dort nicht das Gewünschte vorfindet wendet sich an besagten Versandhandel und ist für die örtliche Händlerschaft verloren! Da helfen auch keine Erpressungsversuche der Bauart „Wir reparieren nur was bei uns gekauft wurde!“. Liefert, und das Problem besteht nicht. Die Leute wollen Fahrräder, und das bitte nicht erst nächstes Jahr. Keiner erwartet dass alles im Laden ist. Es sollte aber möglich sein das aktuelle Sortiment binnen sagen wir vier Wochen zu besorgen statt sich in Ausreden zu flüchten warum man im November des Vorjahres hätte bestellen sollen was man im nächsten Sommer haben will!

So läuft das nicht!

Was so auch nicht wirklich „läuft“ erkennt man bei einem Besuch in besagtem virtuellem Reisebüro. Gerade bei Fotografen werden Drohnen immer beliebter. Sie sind die Verlängerung zu kurz gewachsener Arme. Dem steht nun das Gesetz und die Wünsche mancher Naturschützer gegenüber, die zwar gerne Einnahmen aus Tourismus erzielen, die Menschen dazu aber nicht wirklich bei sich haben wollen. Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass? Fragt man nach erhält man wachsweiche Antworten. Man wisse nicht was gegen das Nutzen einer Mini3 sprechen solle ausser da wo ein Schild es ausdrücklich untersage. Du sollst also erst kommen, dein Geld da lassen, und dann feststellen dass du da eigentlich nichts darfst! Klar, das Teil ist klein, leicht und schon in geringer Entfernung kaum noch wahrnehmbar. Liest man nun aber das Gesetz ist der Fall rasch klar. Da wird paschal verboten! Das Gebaren der zuständigen Deutschen Flugsicherung – einer kommerziellen Firma – kommt in der Droniq-App zum Ausdruck. Es wäre wohl nicht ganz falsch es so zusammen zu fassen: die ganze Welt ist ein Flugplatz, und du bleibst am Boden! Meint man wirklich Verkehrspiloten würden freiwillig in der bodennahen 120-Meter-Schicht herumfliegen, in der Drohnen erlaubt sind? Nicht mal Segelflieger tun das im Normalfall freiwillig. Es geht da um Machtausübung, und sonst um garnichts! Da wo die meisten Leute ggf. Luftaufnahmen machen würden sind keine Flugplätze, aber oft genug legt man klitzekleine „Naturschutzgebiete“ irgendwo im Acker an, um verbieten zu können. Das hilft weder der Sache noch der Akzeptanz.
Die für Urlaubsreisen interessanten deutschen Regionen sind sehr häufig zugleich Naturschutzgebiete, und da ist nach dem Gesetz eben Drohnenflug verboten. So mancher Naturpark hat das Format halber Bundesländer. Es würde die Tiere stören. Man merkt dass der Gesetzgeber den Interessenverbänden folgt und nicht wirklich weiss von was hier geredet wird. Ja glaubt ihr denn wirklich dass da wo tagein tagaus Massen an Touristen durchgeschleust werden Rehlein und Sperling ihr Nest bauen? Ich bin nicht blöd und verfolge durchaus mit welchen teils haarsträubenden Vorwänden manches Rennen verhindert wird! Gegen echten Naturschutz habe ich garnichts, ich begrüße ihn ausdrücklich, aber man muss die Leute auch nicht drangsalieren wenn man deren Geld will. Manche Dinge gehören zusammen, so wie man im Haushalt Fettschmutz auch nicht mit Wasser aufnehmen kann ohne Seife dazwischen zu tun. Geht man zu den Vertretern der Zunft dann hin, sie waren auf der Messe zugegen, und erhält dann solche Auskünfte, muss man sich doch echt fragen wer da wen nicht ganz ernst nimmt wenn die örtlichen Tourismusverbände dann selbst auf ihren Webseiten mit Luftaufnahmen werben! Die wurden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einer Drohne gemacht, was letztendlich nichts anderes heisst als dass man sich selbst aus gewerblichen Gründen erlaubt was man anderen verbietet. Das ist bigott! Wenn hier der Naturschutz wirklich die treibende Kraft ist spielt es keine Rolle wer da warum mit einer Drohne herumfliegt, schon garnicht ob der gewerbliche Interessen verfolgt oder es als Hobby betreibt. Die Geräte sind dieselben.