Alles hat ein Ende – nur die Wurst hat zwei!
Diese aus dem Liedgut bekannte Aussage trifft möglicherweise auch auf meinen Messebesuch zu, wenn auch anders als man zunächst denkt. Dort angekommen findet man an jeder zweiten Ecke ein Ortsschild vor. Die bekannte gelbe Tafel mit dem Namen der Siedlung, in die man gerade kommt. Hier: die Landeshauptstadt Düsseldorf. Sie fängt überall an, hört aber nirgends wieder auf. Wie die Wurst. Im Ring ist auch die endlos.
Man nennt sie im Volksmund nicht völlig grundlos auch Dussel-Dorf, denn es gibt da manches was man anders „besser“ machen könnte. So wird sich auch die Messe mit dem Namen Cyclingworld, die jetzt erneut auf dem Areal Böhler im Stadtteil Lörick an der Grenze zu Meerbusch stattfindet demnächst wider Willen ändern müssen. Man baut! So soll das Gelände, auf dem bislang die Offroad-Teststrecke logierte und die flächenmäßig selbst ähnlich groß ist wie der Rest der Messe, bald einem großen Bauplatz weichen, auch wenn er heute schon so ausschaut als ob dort gerne wer baggert. Fortbewegung zu Fuss ist dort risikobehaftet.
Damit muss auch das Crossrennen umziehen. Wie, wohin – man wird sehen.
Von mir bis dorthin sind es rund 250-300 Kilometer (je nachdem wie man fährt), also in etwa so weit wie zur Messe in Freiburg, die ja aktuell pandemiebedingt wieder ausgefallen ist. Es war somit die erste Chance seit langem, sich über den Stand der Dinge zu informieren. Dazu gab es auch allerlei Gelegenheit. Die Veranstalter warben mit dem Slogan „Ansehen – Bestaunen – Ausprobieren – Träumen – Glücklich sein!“, und das traf auch vollumfänglich zu.
Ob man am Ende des Tages glücklich war muss jeder für sich entscheiden. Es gab da leider so einiges, was man – meiner bescheidenen Meinung nach – anders besser machen könnte. Das betrifft nicht nur die Messe. Viel von dem kannte man schon, wirklich Neues gab es wenig. Interessant war es trotzdem. Was ich sehr vermisst habe waren Sitzgelegenheiten! Man bekam zwar viel zu essen, teils zu versalzenen Preisen, aber hinsetzen und sich mal ausruhen? Fehlanzeige! Wenn du den ganzen Tag ununterbrochen herumläufst ist die Zeit bis zum Abend sehr lange. Gerade bei dem schönen Wetter gestern wären ein paar mehr Liegestühle um die Hallen herum klasse gewesen.
So sollte es nach deren Konzept dort auch nicht vorrangig um Verkäufe gehen, was dazu führte dass man zwar viel sehen, aber wenig mitnehmen konnte, auch wenn man betucht genug war. Bei vielen Ausstellern hing da nicht mal eine Preisinformation, will heissen es blieb völlig im Dunkeln was das gute Stück denn kosten solle, und ob es das auch wert war. Papier ist bekanntlich geduldig, und die Wahrheit kommt zum Schluss. Überraschungen blieben da kaum aus, dürfte es in diesen Fällen doch darum gehen wie der örtliche Handel das sieht. Nur dass der gewöhnlich unter Lieferproblemen leidet und man da dann nicht bekommt was man sucht. Manche Stände dürfen getrost unter Museum einsortiert werden. Es ist aufschlussreich sich ein Hochrad mal aus der Nähe ansehen zu dürfen, aber praxisrelevant ist das heute wohl eher nicht mehr. Dasselbe gilt für Bekleidung vergangener Zeiten, auch wenn manche so etwas gerne im Schrank haben. Aktuelle Radsportbekleidung – gerade der Profis – ist gut und schön. An den Größen aber sieht man was die so tragen und was unsereins braucht – und das war kaum da. Die Trikots sahen aus wie zu heiss gewaschen, nämlich Liliputgröße. Da muss der Schneider noch mal ran!
Andere Aussteller betrieben da sehr viel deutlicher eine Art Flohmarkt. Heute alles für die Hälfte? Nicht ganz, aber einige darunter warben ganz offen und aggressiv mit Messepreisen. Nur hier und heute, entscheidet euch, morgen ist die Chance vorbei! Das ist zwar erlaubt, setzt die möglichen Kunden aber unter Zugzwang, und wir reden hier nicht von Ein-Euro-Artikeln. Fahrräder kosten teilweise erhebliche Beträge, und nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich was man dafür bekommt oder optional bekommen könnte. Nimm was da steht, so wie es ist! Das kennen wir doch schon aus dem Handel? Schaut man dann genauer nach merkt man dass es dasselbe Rad gegen einen geringen Aufpreis auch – auf Bestellung – mit besserer oder zweckmäßigerer Ausstattung gegeben hätte. Dafür aber hat man da keine Zeit. Das ist bedauerlich und keine exklusive Eigenschaft dieser Messe. Die in Freiburg hat sich ja schon lange zu einer Art Ramschladen entwickelt, wo der örtliche Handel ans Volk bringen will was er so im Laden hat und anders nicht los wird. Die Folge dessen? Das Publikum bleibt zuhause, denn kaufen was gerade im Laden steht kann man das ganze Jahr. So ist denn auch da die erhoffte Marktübersicht ausgeblieben.
Verlieren möchte ich noch kurz ein paar Worte zur Anreise. Auf dem Papier liest sich das ja selten gut, zu gut um wahr zu sein. Die Stadtbahn hält vor der Haustür, alle zehn Minuten ein Zug. So weit die Theorie, nur muss man erst mal da hin kommen in die Stadtbahn einzusteigen.
Für Ortsansässige ist es kein Problem, mit Bahn oder Rad zur Messe zu kommen. Auswärtige wiederum plagt die Parkplatzfrage, denn naturgemäß ist auch Parkraum knapp. Trotzdem kommen sehr viele auch von Auswärts mit dem Auto, und spätestens heute früh konnte klar sein warum. Das Auto fährt! Da hin und zu der Zeit wenn man es braucht.
Im Gegensatz dazu sind die Fahrpläne der Fernbahn mittlerweile pure Absichtserklärungen. Nicht nur aus betrieblichen Gründen. Das Hauptproblem der DB ist die Kommunikation. Sie schafft es nicht mal ihre eigenen Auskunftsstellen auf dem Stand der Dinge zu halten, sodass man bei Bedarf dort Auskünfte erhält die längst überholt sind. Sehr zur Freude der Betroffenen, die wieder mal den Eindruck haben dass sie sich selbst um alles kümmern müssen, was eigentlich nicht ihre Aufgabe ist.
Das Ding mit Verspätungen und Zugausfällen kennt man ja schon. Sich darüber aufzuregen ist obsolet, ebenso wie die Frage wer wofür was kann. Ist es aber nötig die Leute bewusst anzulügen? Wie kann das sein dass auf allen Auskunftsbildschirmen im Hauptbahnhof immer noch steht der Zug fahre aus Gleis 16 wenn Lautsprecherdurchsagen schon bekannt gaben er fahre heute aus Gleis 6 – und in der Tat fuhr er dann aus Gleis 4 mit zweistündiger Verspätung und die eigentlich gebuchte Verbindung wurde mal eben aufgrund einer ähnlichen Verspätung einfach so in der Nacht ausgesetzt, egal wie viele Menschen da drin sassen und nun sehen durften ob und wie sie weiter kamen! Gemerkt hat man es als Reisender nur daran dass da statt Abfahrt um soundsoviel Uhr nun Ankunft stand. Der Zug fuhr also nicht mehr weiter.
Dabei ist es aber nicht geblieben, und so muss sich auch kaum noch wer wundern wenn die Leute nicht aus ihren Autos zu bekommen sind. Da kannst du auch bei Stau regelmäßig ausweichen und bist nicht darauf angewiesen auf dem Kulanzweg irgendwie zu nachtschlafender Zeit durch die Landschaft geschleust zu werden. Wenn man den Anschlusszug mal eben ans andere Ende des Bahnhof verlegt und erst zwei Minuten vor Abfahrt das bekanntgibt, dann ist der nun mal weg! Das war in Düsseldorf, und später beim Umstieg am Flughafen Frankfurt fuhr die S-Bahn auch plötzlich vom anderen Bahnsteig, den man nur über ein Labyrinth an Gängen und Treppen bzw. Aufzügen hat erreichen können! Natürlich hat es da nicht mal Durchsagen gegeben, und in der Nacht fahren die Züge da ja auch so oft. Das sind also keine zufälligen Ausnahmen. Ich habe gestern die Heimfahrt gegen 19 Uhr angetreten, hätte in Düsseldorf um 20 Uhr mit dem ICE nach Frankfurt abfahren und rund zwei bis drei Stunden später zuhause ankommen sollen. Tatsächlich angekommen bin ich heute früh gegen zwei Uhr! Da bist du auch bei Schneeverwehungen mit dem Auto hin und zurück gefahren, und das Benzin wäre auch bei den derzeitigen Preisen nicht teurer gekommen als eine halbpreisige Fahrkarte mit Bahncard. Ich muss kaum dazu sagen dass unterwegs nicht mit geeigneter Verpflegung zu rechnen war, was für einen Zuckerkranken zum Problem werden kann, denn nachts ist alles geschlossen und Personal zum Fragen gibt es auf den Umsteigestationen auch nicht. Es blieb nur der Bäcker, niemand nimmt im Speisewagen Platz wenn der nächste Umstieg schon wartet, und süße Teilchen sind für die erwähnte Personengruppe eben nicht so wirklich geeignet.
Da sage ich dem Veranstalter, auch wenn der dafür nichts kann: Wünschen ist ein frommer Brauch. Wenn ich nochmal wiederkomme dann auf jeden Fall mit dem Auto! Es ist weniger das Problem wenn sich einer vor den Zug wirft und es deshalb zu Verzögerungen kommt. Das Problem ist dass man den Aussagen nicht glauben darf! Da wird mit variablen Meldungen ganz nach Bedarf gearbeitet, was gerade noch fünf Minuten Verspätung war kann gleich darauf als Totalausfall enden, und dass Verspätungen hochgezählt werden und Anschlussverluste nicht weiter schlimm zu sein scheinen ist auch nicht wirklich neu. Die Anzeigetafeln mit falschen Angaben habe ich ja schon erwähnt. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist so verbaut dass es völlig unmöglich ist als Laie da durchzublicken was wann wo fährt, zumal die Anzeigen nur das zeigen was gerade da an genau diesem Gleis fährt. Eine Gesamtübersicht gibt es nicht. Was das an Nerven kostet muss keiner erörtern – nicht zu wissen wann man wie heim kommt und sich schon auf der Parkbank schlafen sieht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, denn wir haben jetzt noch nicht Sommer. Da kann man zehnmal Anrecht auf ein Hotelzimmer haben wenn keiner mehr da ist der es organisiert.
Jede meiner Bahnreisen der letzten zwei Jahre endete mit einem Fahrgastrechteformular! Jede! Und da reden wir nicht von Verspätungen von ein paar Minuten, sondern von Stunden. So voll kann die A3 zu dieser Zeit garnicht sein dass man da nicht besser durch kommt.
Natürlich gab es auch noch etwas Sport.
Was ein Fixie ist brauche ich Eingeweihten kaum erklären. Ein Fahrrad, ein Gang, oft mit starrer Nabe. Man muss da also permanent mittreten, wie bei einem Bahnrad. Und auch dafür gab es gestern ein Rennen. Am Abend, nach meiner Abfahrt. Bei Dunkelheit.
Das Crossrennen am frühen Abend begann um 17 Uhr und sollte eine Stunde dauern. Die etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus allen Klassen, vom Ex-Profi bis zum Einsteiger. So gewann Benjamin Sydlik auch mit eindeutigem Ergebnis. Wenn ich hier „nach Belieben“ geschrieben hätte bekämen manche wieder Schnappatmung, also lassen wir das mal lieber. Es war trotzdem fast so. Wettermäßig war es seltsam. Sonnenschein, blauer Himmel, aber ein Sturm der stetig heftiger wurde und einem den Sand ins Gesicht blies. Flatterband wird mobil, so manches Absperrgitter ebenfalls!
Und jetzt warten wir mal ab. Ich habe hier ein paar Videoclips, vielleicht lassen die sich anschaubar montieren. Das kann aber ein paar Tage (Wochen) dauern, ich bin demnächst beruflich ziemlich eingespannt.