Fakten und Wünsche

Ich halte es für notwendig, ein paar Dinge zurecht zu rücken.

In der jüngeren Zeit beobachte ich zunehmend die Tendenz, dass niemand mehr warten will und sich Bilder bei Rennen mit dem Handy macht. Diese Bilder findet man dann kurz nach dem Rennen oder sogar noch währenddessen in den sozialen Medien, und ich habe in Lorsch damals sogar Zeitungsreporter:innen damit fotografieren sehen. Hauptsache schnell, solide war gestern. Bei der Siegerehrung in Grüsen jüngst standen neben zwei Fotografen vier Teamvertreter mit Handys. Ist doch klar was das heisst?!

Es obliegt mir nicht dazu mehr zu sagen als, dass damit weitaus mehr Entscheidungen einher gehen als man zunächst meint!

Was das wäre?

Grundsätzlich habe ich nicht zu bestimmen, woher ihr eure Bilder nehmt. Aber ich muss jedes Mal aufs Neue bestimmen, ob der mit dem Besuch von Rennen zusammenhängende Aufwand sich noch „rentiert“.

Man hängt da viel Zeit und Geld rein. Anstatt den Tag bei Rennen zu verbringen kann ich ebenso gut selbst eine Runde Rad fahren. Was Benzin kostet wisst ihr selbst. Jedes Objektiv kostet rund 2-3000 Euro, jede Kamera bis zu 7500! Ihr habt richtig gelesen. Das sind aktuell die gängigen Preise auf diesem Markt, und wer da mit veraltetem Material antritt ist nicht lange konkurrenzfähig.

Konkurrenz? Was für Konkurrenz?

Ihr kennt den Leitsatz? Nichts ist älter als die Nachrichten von gestern! Der Erste macht den Fang, alle anderen sind überflüssig, und das ist wörtlich gemeint. Diese Zeitkonkurrenz kann kein klassisch arbeitender Fotograf gewinnen. Ihr erklärt ihn damit für überflüssig!

Es liegt in der Natur der Sache dass Bilder aus dem Handy sofort verfügbar sind. Aber sie haben ein paar technische Nachteile. Welche das sind erkennt man erst wenn die Cloud voll ist. Man kann sie regelmäßig weder nachbearbeiten noch gescheit archivieren. Klar, es gibt Apps für fast jeden Schnickschnack, das ist hier aber nicht gemeint. Versucht mal eure Bilder im Handy zu verschlagworten um später was gezielt wiederzufinden. Geht nicht?! Sowas ist in Handyapps nicht vorgesehen. Bilder aus dem Handy mögen für „hier und jetzt“ ganz okay sein, nur was macht ihr morgen, oder in zehn Jahren?

Bis die Bilder ausgearbeitet und online sind dauert es bei mir weitere rund zwei Tage, an denen man nur dafür da ist. Das sieht man nach außen nicht, es ist aber so und man sollte das wissen. Ausser es ist einem egal. In dieser Zeit ist aber „der Markt“ in den sozialen Medien regelmäßig verlaufen. Man braucht die Bilder dann nicht mehr! Es bleibt also, handwerklich-solide zu arbeiten und zeitlich zu verlieren, oder zu pfuschen!

Wer später ankommt und – egal für was – auf ein Archiv zugreifen muss, wie es klassisch arbeitende Fotografen führen können, wird darauf keinen Zugriff mehr haben – weil es das dann schlicht und ergreifend nicht mehr gibt. Die damit verbundene Mühe rentiert sich nicht mehr.

Bitte begreift dass der Aufwand, den Fotografen dafür treiben müssen, irgendwo einen Gegenwert braucht. Das muss nicht Geld sein. In vielen Fällen reicht dafür das berühmte Dankeschön – und genau das bleibt bei diesem Verhaltensmuster leider auf der Strecke!

Die Botschaft, die da zurück kommt, ist ein ganz knüppelhartes „Wir brauchen dich hier nicht!“

Wir müssen das nicht diskutieren, es ist so! Vielleicht fällt es nicht sofort auf, aber die Botschaft kommt an, und sie wird dafür sorgen dass ihr bald ausser euren Handys nichts anderes mehr habt. Ich musste merken was es heisst der nützliche Idiot zu sein, und ich werde nicht länger zusehen.

Wenn es nicht gebraucht wird hört es einfach auf! In der Wirklichkeit zählt nicht was wer redet, es zählt was er oder sie tun, und das ist leider absolut eindeutig.

Also können wir es auch sein lassen.