Urlaubszeit, Fotozeit

Foto: Symbolbild / Archiv

Alle Jahre wieder kommt die Zeit, in der man sich nach einem Tapetenwechsel sehnt, und was liegt da näher als die alte Frage: Was nehme ich mit?

Im Regelfall wird es auf „so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“ hinauslaufen, weil der Urlaub die schönste Zeit des Jahres, aber keine Schlepperei sein soll. Nicht wenige belassen es inzwischen einfach beim ohnehin vorhandenen Handy, und ich werde hier auch keinen Einkaufsratgeber schreiben. In einer Zeit, in der die Fotoindustrie alle paar Wochen ein neues „eierlegendes Wollmilchschwein“ durch’s Dorf jagt ist sowas schneller veraltet als geschrieben.

Ich habe in den vergangenen Wochen einige aktuelle Kameras verglichen, und weise hier zusammengefasst auf das hin, was mir dabei aufgefallen ist. Diese Aufzählung kann ihrer Natur nach nie abschließend oder vollständig sein, und andere Tester werden nach eigenen Kriterien vermutlich auch zu anderen Ergebnissen kommen. Dennoch hoffe ich, dass es im Zweifel hilft.

Das Beitragsbild habe ich seinerzeit übrigens mit einer Lumix GX9 gemacht. Die Kamera verfügt über eine Spezialfunktion, die aus mehreren Einzelaufnahmen direkt ein Panorama zusammensetzt. Es kann hilfreich und bequem sein, ich habe aber auch lernen müssen dass die dazu genutzte Software fehleranfällig ist und man mitunter erst zuhause merkt dass sie einem einen Streich gespielt hat. Da passen dann die Schnittkanten nicht immer zusammen, und man hat statt schöner Erinnerungen Schrott auf der Platte. Da ist es dann besser, den mühsameren Weg zu geben und Einzelbilder klassischer Art zu machen, die man dann zuhause am PC zusammensetzt. Dafür gibt es ebenso Software. Es hat aber den Vorteil dass man, sollte diese ihren Zweck nicht tun, immer noch die Ausgangsbilder hat und es mit einem anderen Programm nochmal versuchen kann. Auch Lightroom hat eine solche Option. Man muss da nur schauen dass man das richtige Format einspeist.

Das Hauptkriterium für die Zusammenstellung war, dass es auf eine handliche Schultertasche begrenzt bleiben soll und nicht wie sonst gerne üblich einen großen Rucksack füllt. Wer den Rucksack braucht, egal warum, muss hier nicht weiterlesen. Auch ist die so gepackte Ausrüstung nicht zwingend sporttauglich. Ich habe mir überlegt, was man braucht um einen normalen Urlaub zu bestreiten, und da genügt regelmäßig eine Kamera, ein Universalzoom wie z.B. ein 24-200 mm bezogen auf Vollformat und ein dazu passendes Weitwinkelzoom wie ein 14-30 mm. Vom Handling her ist es Geschmacksache, ob man zu einer Sony Alpha 7R Mark IV, einer Nikon Z7, einer Canon Rx (wobei das x eine 5 oder 6 sein kann, je nachdem welches Modell man wählt. Die R5 hat aktuell so man liest nur noch einige Kinderkrankheiten, sprich Fieber!) oder einer Lumix G9 greift, bzw. zu deren Pendant Olympus E-M1 Mark II. Fotografieren können alle, nur beim Filmen schaut das ggf. etwas differenzierter aus. Die Objektive des Micro-Four-Thirds-System sind anschlusskompatibel, man kann also bei Panasonic und Olympus die Objektive untereinander austauschen. Dafür hat man einen Sensor, der im Vergleich zum Vollformat nur ein Viertel von dessen Größe hat. Solange genug Licht da ist spielt das nur eine untergeordnete Rolle. 20 Megapixel sind 20 Megapixel, egal ob die aus einer Lumix G9 oder einer Canon R6 kommen. Nur wenn das Licht knapp wird, weil man abends irgendwo versackt ist und im Stadtgarten doch noch bei Mondschein ein paar Bilder machen will wird es interessant, weil MFT eben infolge der geringen Pixelgröße schneller rauscht als Vollformat. Das muss man wissen und einkalkulieren. Dafür spart MFT durch eine sehr kompakte Bauweise der Geräte jede Menge Platz! Wer es klein und leicht haben möchte ist hier gut bedient.

Für die Vollformater wie die R6 oder die Z7 gibt es 24-200 mm Linsen, die gewöhnlich gute Ergebnisse liefern, aber alle nicht besonders lichtstark sind. Das passende Gegenstück bei Olympus wäre das 12-100 mm. Für den Normalgebrauch reichen sie aber aus. Ebenso sind Filmer mit der Z7 gut beraten. Meinen jüngsten Hinterzarten-Film habe ich mit einer Z7 gedreht. Vorne drauf das 24-200 mm, das man zwar im Laden nur unter der Theke und mit Beziehungen bekommt, das aber zusammen mit dem Gehäuse einen derzeit hochgradig tauglichen Auftritt abliefert und mit den nötigen Einstellungen im Menü (ausprobieren!) ein einwandfreies Filmen aus der Hand erlaubt. Die in anderen online zu lesenden Tests aufgeführten optischen Bildfehler konnte ich bei meinen Aufnahmen nicht feststellen. Das heisst nicht dass keine da sind, es heisst nur dass sie in der Praxis nicht unangenehm auffallen, und darauf kommt es schließlich an. Da kommt inzwischen auch keine Lumix GH5 mehr mit, vor allem weil die Technik in den vergangenen 5 Jahren eben nicht stehengeblieben ist und man merkt, dass die immer noch gute Lumix inzwischen aber am Ende ihrer Zeit angekommen ist und andere Modelle ihr jetzt das Wasser reichen können, zumal die Gerüchteküche über die Zukunft von MFT Ungewissheit sät. Es schaut da um die wirtschaftliche Solidität der Anbieter wohl nicht besonders gut aus.

Zu fast allen neu erschienenen Objektiven ist zu sagen, dass Lightroom dazu bislang noch kein Korrekturprofil kennt. Das sollte aber in einigen Wochen behoben sein. Zumindest ist das zu hoffen, weil man ohne bei der Ausarbeitung Probleme bekommen kann hinsichtlich Vignettierung und Verzeichnung! Bei manchen neuen starken Weitwinkeln ist das so schlimm, dass sie in der Praxis nicht zu gebrauchen sind, weil man meint, ein Objektiv für den falschen Bildkreis zu nutzen. Will heissen, die Ecken sind schwarz! Eine digitale Korrektur, auf die es die Hersteller treuherzig abstellen, schafft hier zwar Abhilfe, dazu braucht die Software aber die Daten, die von den Herstellern kommen müssen und das bislang wohl noch nicht geschafft haben. Es ist dabei egal ob man Windows oder MacOS nutzt, das zugrunde liegende System ist CameraRAW, und das ist für beide gleich. Im Sucher der Kamera sieht man davon nichts, die Freude ist dann groß wenn man die gemachten Bilder auf die Festplatte kopiert hat und loslegen will.

Kommt man an einer Blumenwiese vorbei und ist ein Freund kleiner bunter Sachen steht man im Vollformat leider etwas auf dem Schlauch, da es keiner der bekannten Hersteller derzeit fertig bringt, makrotaugliche Ausrüstung zu liefern! Klar, adaptieren kann man fast alles, nur haben die Hersteller fast allesamt die Bajonette gewechselt, und wie sinnvoll ist es denn jetzt noch in dann veraltete Ausrüstung zu investieren? Sony hat ein sehr gutes 90mm-Telemakro, aber kein dazu passendes Blitzgerät. Das hätte aus alten Tagen zwar Nikon oder Canon, aber beide können nach meiner Erfahrung nichts liefern. Das gilt leider gerne auch für die Objektive. Da waren die Bananen in der DDR wohl eher zu bekommen als jetzt das Glas! Die Nahgrenze der Universalzooms ist so, dass sie mit Einschränkungen und Kompromissen gerade so für größere Blüten taugt, wenn die eigenen Ansprüche nicht in den Himmel wachsen, aber nie ein Makroobjektiv ersetzen können.

Die Liefersituation im Fotohandel als besorgniserregend zu bezeichnen ist aktuell wohl zutreffend, auch wenn man da Lieferzeiten von einem Vierteljahr und mehr leider zunehmend als normal bezeichnet. Wer jetzt also gleich aus welchem Grund neu kaufen will oder muss dürfte in Zeitnot geraten. Alle versprechen das Blaue vom Himmel, kommt es aber zum Schwur weil die Zeit drängt falten sie die Hände. Zum leidigen Thema „Vorbestellungen“ sage ich nichts, damit könnte man ein eigenes Buch füllen. Was darin stünde wäre aber gewiss nicht sehr schmeichelhaft!

Egal welches Modell man wählt, ich lege dringend nahe trotz der damit verbundenen Nacharbeit das Rohdatenformat zu wählen. Die Farbwiedergabe aller getesteten Kameras war so grundverschieden dass es der eigene Geschmack sein wird, der entscheidet, und nicht der Weissabgleich, den man an der Kamera eingestellt hat. Mit Rohdaten auf der Karte kann das später am PC ausgearbeitet werden, und man ist nicht auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass die Hersteller es einem schon recht gemacht haben. Wenn eben nicht war alles für die Katz!

Wer hat dürfte mit einer Nikon D850 zusammen mit einem 28-300mm gut fahren. Das ist zwar nicht so kompakt wie neue spiegellose Systeme, und auch die optische Qualität heutiger Objektive ist besser, aber man ist damit fast fertig. Das Innenleben der D850 ist mit der aktuellen Z7 vergleichbar. Beide haben 45 Megapixel, wenn auch unterschiedliche Speicherkarten-Steckplätze und verschiedene Akkus.