Wer in diesem Artikel Satire oder mehrdeutige Bemerkungen findet darf sie behalten!
Die Bank auf dem Titelbild muss jemand mit dem Storchenschnabel (einem alten Werkzeug zum Vergrößern von Grafiken) konstruiert haben. Sie ist von der Größe her 10XL … Wer sich darauf niederlassen will braucht eine Leiter, sie steht aber wirklich so da. Wir sind hier allerdings nicht bei der Firma mit dem roten Stuhl.
An diesem Wochenende fand im Baiersbronner Ortsteil Klosterreichenbach die fünfte Auflage von „Cross im Park“ statt, wobei der Name neu ist. Davor hiess das „Citycross“. Am Samstag ein Geländelauf, gestern ein Crossrennen, und das nicht irgendwo draussen im Wald, sondern ganz im Zentrum, im Kurpark. „City“ war auch etwas übertrieben, wenn man sich die rund 1700 Einwohner zählende Gemeinde anschaut.
Der Park sah danach aus als wären die Wildsäue tätig gewesen, und das werden jetzt die Gärtner auch sein müssen, denn nachdem die Sportler den Park „umgegraben“ haben darf er jetzt wohl neu eingesät werden. Wobei, wenn man sieht mit welchem Elan die Stadt und ihr Bürgermeister hinter der Sache stehen muss man sich fragen ob da nicht wer das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet? Das Angenehme? Übernachtungsgäste. Das Nützliche? Arbeit für den Bauhof.
Emil Zatopek, der bekannte tschechische Langstreckenläufer, wird mit einem Sprichwort zitiert: „Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft!“, wobei man hier Laufen auch durch Radfahren ersetzen könnte. Auch an das Publikum war gedacht, hatte in der Nähe der Anmeldung ein Radhändler rund 20 Crossräder und Mountainbikes zur Ausleihe aufgebaut. Die konnte ausprobieren wer da wollte, und eine Runde durch das Tal oder in den Rennpausen auch mal auf dem Kurs drehen. Und was machten die mit den Wathosen? Das waren die Betreuer in der Technikzone, die sich während des Rennens mühten, die Räder ihrer Schützlinge wieder fahrbar zu machen (oder hätte ich ‚gangbar‘ sagen sollen?), und die immer nicht dort waren wo man sie gebraucht hätte, wenn sich wieder mal vor Modder kein Rad mehr drehen wollte.
Baiersbronn wirbt mit dem Slogan „Mehr Schwarzwald gibt es nicht!“, was den ländlichen Charakter der Gegend durchaus zutreffend beschreibt. Etwa 60 Km von Karlsruhe und Rastatt entfernt liegt es an der Murgtalbahn nach Freudenstadt, die von Karlsruhe aus von der Stadtbahn bedient und gut angebunden wird. Es ist dieselbe Verbindung, die im Sommer auch zum Bergzeitfahren nach Langenbrand führt, das nicht allzu weit weg liegt. Man muss verkehrstechnisch aber erst mal nach Karlsruhe kommen! Da die Bahn aus politischen Gründen jahrelang beim Unterhalt geschlampt hat kommt es jetzt umso dicker. Die Schnellfahrstrecke nach Stuttgart wird bald (ist?) wochen-, wenn nicht monatelang gesperrt, und auf der Riedbahn nach Mannheim gab es letzte Woche vier (von sieben) Tage mit erheblichen Betriebsstörungen vom Oberleitungssschaden bis zur Signalstörung, von liegengebliebenen Zügen bis zu Ausfällen wegen Personalmangels. Es wäre also das reine Lottospiel gewesen, für diesen Ausflug die Bahn zu nehmen, auch wenn der Bahnhof von Klosterreichenbach denkbar günstig liegt, nämlich gleich schräg gegenüber. Aber so „eingesaut“ wie auch ein Fotograf aus der Schlammwüste wieder heraus kam hätte ich mich in der Bahn eh nicht sehen lassen können, ohne gewisse Gedanken zu erwecken. Im Auto konnte man wenigsten etwas zum Wechseln unterbringen, von Zubehör nicht zu reden, das ich sonst hätte daheim lassen müssen.
Zurück zu Emil. Der Lauf am Samstag war im Regen förmlich ersoffen, was die Crossfraktion am Sonntag zumeist erfreut hat, denn die lieben „Crosswetter“. Aber man muss es ja nicht derart übertreiben!
Der Kurpark im Stile eines englischen Landschaftsgartens besteht dreidimensional überwiegend aus einer riesigen (nassen) Wiese, und die war nicht nass weil es geregnet hat, sondern offenbar weil der Abfluß fehlt. Die war stellenweise „landunter“, und als später am Tag der Matsch etwas auftrocknete verwandelte er sich sehr zur Freude aller Beteiligten in zähen Kleister. Was da gestern vorzufinden war erinnerte eher an die Vorstufe eines Hochmoors, war aber immer noch nahrungsreich genug für eine Pilzzucht, die sich im Schatten der Bäume breit gemacht hatte – und was für Prachtexemplare! Leider waren die meisten nicht zum menschlichen Verzehr geeignet, sonst wären die gewiss nicht mehr da gewesen.
Die zentrale Lage hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Vorteil war sicher dass es ohne viel Suchen zu finden war. Den Nachteil dessen hat rasch zu spüren bekommen, wer mit dem Auto angereist war – Parkplatzmangel, den man aber leicht hätte abstellen können, indem man den nicht weit weg liegenden Parkplatz eines Verbrauchermarktes dazu genommen hätte. Der steht sonntags eh leer. Man konnte theoretisch gleich neben der Startlinie parken, aber wie immer – wer zu spät kommt den bestraft das Leben! Es hätten zehnmal mehr Parkplätze belegt werden können als vorhanden waren. In die Nebenstraßen auszuweichen führte zu nichts, denn dort ging es steil den Berg rauf und von der Veranstaltung weg, zudem hatten sich die Anwohner alle Parkbuchten „reserviert“.
Der Tag begann mit zwei Hobbyrennen, also für Sportler jeden Alters, aber ohne Lizenz. Was schrieb der Veranstalter dazu in der Ausschreibung? „Hobbyfahrer brauchen kein spezielles Crossrad – Mountainbike, Tourenrad, egal – nur ohne elektrische Hilfe muss es sein“ Wer das bei dem Untergrund glaubte wurde rasch eines Besseren belehrt, denn mit einem Tourenrad kam man da nicht weit. Alles ohne Stollen hatte keine Chance. Das mit der Lizenz sollte später noch eine gewisse Rolle spielen, als die Elitefahrer am frühen Nachmittag den Tag beschlossen. Als Sascha Weber am Start erschien konnte jedem Eingeweihten klar sein wer das Ding gewinnen würde, was er dann auch mit Abstand tat. Es wäre ob seiner Dominanz eigentlich langweilig geworden, wäre da nicht jemand gewesen, den kaum wer erkannt hat. Ein Mann im Trikot von Bahrain-Merida. Das war Heinrich Haussler, ein ehemaliger Tour-Etappengewinner. Nun könnte man meinen, einem Straßenfahrer fehle es an den techischen Fertigkeiten, die im Crosssport ja so eminent wichtig sind, doch spätestens als man ihn über die Hürden springen sah wo andere gelaufen sind war klar dass er „Unterricht“ genommen haben musste, und das mit Erfolg.
In den meisten Klassen war die Beteiligung rege für die Verhältnisse, dass am gleichen Wochenende in Lohne Cross-Bundesliga war, wo sich die Asse ein Stelldichein auf der Jagd nach Punkten gaben. Ausser bei den Damen. Da standen so viele (wenige …), dass es fast für eine einreihige Aufstellung gereicht hätte, nämlich Sechs. Fünf passten in eine Reihe am Eingang zum Kurpark. Die siebente Teilnehmerin war die Defekthexe.
Davor jedoch hatten die Sportler, Zuschauer, und wer auch sonst den Weg dorthin gefunden hatte, schon eine Fangopackung hinter sich, führte der Weg zum Rennbüro mit Anmeldung und Startnummernausgabe doch einmal quer durch die ganze Anlage. Das alles war im Schwimmbad untergebracht, ebenso die Duschen. Befestigte Wege dorthin gab es nicht, die waren Rennstrecke, und so führte der Pfad quer über die Wiese durch den Sumpf, an einem Teich entlang. Wer rutschte, was da keine Kunst war, stand zumindest im Teich. Meines Wissens rein gefallen ist keiner, auch wenn das unter den Umständen keine Kunst gewesen wäre. Vielleicht hätte man eher den Klosterhof nehmen sollen, der wäre gleich nebenan und gepflastert gewesen? Der ist aber leider nicht überdacht.
War am Samstag noch „Weltuntergang“, so hatte Petrus am Sonntag ein Einsehen. Während auch da die eine Hälfte der Republik weiter im Wasser versank brachte im Schwarzwald der Morgen teilweise dicken Nebel, der aber später am Tag aufriß und der Sonne Platz machte. Am Nachmittag zum Hauptrennen war es dann ein herrlicher Herbsttag.
Der Kurs lieferte, was man von so einem Rennen gemeinhin erwartet, auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt so aussah. Die „Spezialitäten“ lagen nicht am Eingang, sondern etwas versteckt am Hang. Wer meinte, es sei ja nur eine Wiese, auf der man halt hin- und herfährt, irrte, denn es ging eben nicht nur hin- und her, sondern ebenso den Berg rauf und wieder runter. Mitverbaut waren auch Treppen oder Hürden, ebenso wie alles andere, was da so zu finden war. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dort eine Meisterschaft zu sehen, wenn es auch meiner Meinung nach an einem ziemlich fehlte: Brücken und Übergänge! Es wäre gewiss kein Fehler, das THW mit ins Boot zu holen und einige Behelfsbrücken über den Bach zu bauen, der das Gelände zerteilte, sodass während des Rennens kein Übergang möglich war. Dasselbe Problem bestand auch beim Überqueren der Rennstrecke, sodass weite Teile der Anlage für Fotografen schlecht oder garnicht erreichbar waren.
Die Bilder des Tages sind bald auf meinem NAS zu sehen, offizielle Ergebnislisten liegen mir derzeit noch nicht vor. Dieser Artikel wird dann später amendiert.