Das derzeit wichtigste Zubehör für Läufer sind Schuhe? Nein, es wäre ein Stahlhelm!
Es ist Herbst, die Bäume kriegen Kinder, und wenn Start und Ziel wie auch erhebliche Teile der Laufstrecke rund um den Bad Homburger Kurpark unter Kastanien verlaufen ist dieses Zubehör zum Schutz des menschlichen Hauptes sehr zu empfehlen. Nur ein schmaler Streifen genau mitten auf der Straße war vergleichsweise sicher, rechts und links davon machte es im Minutentakt Plopp. Da fällt dann wieder so ein Behältnis in grün aus luftiger Höhe, zerspringt, und lässt seinen rollfähigen Inhalt auf Teilnehmer und Besucher los. Wer es aufs Haupt bekommt hat danach einen Dachschaden, wer drauf tritt eine Steißbeinprellung. Es liegen genug dieser Fallen derzeit auf Straßen und Gehwegen.
Zum 26. Mal hatte heute der Magistrat der Stadt Bad Homburg vor der Höhe vor die Spielbank geladen. Zwei Läufe standen am Vormittag auf dem Programm – einer über 5 Km um 9:45 Uhr und einer über 10 Km mit Start genau eine Stunde später.
Laut Ausschreibung ist die Stadt der Veranstalter, und als Ausrichter werden das Kurparklauf-Team wie auch das Städtische Sportbüro genannt. Die wahren Macher aber scheinen im Hintergrund zu bleiben. Wer die Anmeldung aufruft landet nämlich beim Stedter Mühlenlauf, der wiederum eine Veranstaltung des TV Oberstedten ist. Oberstedten wiederum ist ein Stadtteil von Oberursel. Mit den beiden Orten benimmt es sich räumlich wie mit Frankfurt und Offenbach. Viel Platz ist dazwischen nicht!
Bevor wir zum eigentlichen Lauf kommen möchte ich aber noch kurz auf ein Kunstobjekt zu sprechen kommen, das auf beziehungsweise über der Startgeraden hing und waschreif war. Da hing nämlich eine lange Stange mit – Sakkos!
Was will uns der Autor damit sagen? Tja, da fällt mir leider nur das Zitat von Marcel Reich-Ranicki ein. Sollen wir unsere Mäntel mal wieder reinigen lassen? Ist es eine subtile Andeutung der Reinigungswirtschaft, die irgendwie an Auftragsmangel leidet? Niemand weiss es!
Der Hauptlauf über 10 Km gleich vier Runden startete um 10:45 Uhr. Gleich ab Start muss da ein virtueller Wespenschwarm hinter Dejen Atanaw Ayele her gewesen sein, der Frankfurter machte derart Tempo dass nach der ersten der vier Runden die Messe schon gelesen war. Wir sehen ihn hier mit der Startnummer 132. Hinter ihm klaffte da schon eine Lücke vom mehreren hundert Metern, und nach der zweiten Runde hatte er die Überrundung des übrigen Feldes vollzogen. Alles weitere war ab da Formsache. Seine Zeit: 33:06 Minuten und Sieg in der Hauptklasse der Männer.
Auf Platz zwei folgte mehr als vier Minuten später Steffen Grebe. Der für den LC Olympia Wiesbaden laufende junge Mann gewann die Altersklasse M30.
Schnellste Frau auf Gesamtrang 6 war Anna Starostzik aus Frankfurt in einer Zeit von 38:32 Minuten. Das Ziel sahen lauf Einlaufliste 184 Starterinnen und Starter. Hier ein Bild der ganzen Siegerehrung, die am frühen Nachmittag stattfand. Macht sich doch gut, die Kulisse mit dem Kaiser-Wilhelm-Bad im Hintergrund? Seine Majestät als Standbild davor guckt dem Treiben zu und denkt sich sein Teil.
Auf Platz 42 kam ein Tier ins Ziel. Nein, es war kein Elefantenrennen. Der Löwe hatte Ausgang. In der hessischen Läuferszene sollte Martin Lück in seinem Löwenkostüm eigentlich bekannt sein wie der sprichwörtliche bunte Hund. Er wirbt für den Lauf für mehr Zeit, einer Initiative zugunsten der AIDS-Hilfe Frankfurt. Seine Zeit: 46:26 Minuten, was dem 15. Rang der Männer M40 entspricht – und das nachdem er bereits den 5-Km-Lauf auf Gesamtplatz 6 gefinished hat. Dafür brauchte er 20:32 Minuten, was Platz 3 der Männer M40 entsprach. Dabei hatte er bislang oft und gerne den jeweils Letzten in seinen Läufen begleitet. Diesmal zeigte er dass er auch anders kann, nämlich zügig.
Ebenso zügig verlief der Abbau. Rund zehn Minuten nachdem die letzten im Ziel waren waren alle Gitter und Flatterbänder beiseite geräumt und die Luft aus dem großen aufblasbaren Bogen entwichen, der vorne Werbung für Radsport Denfeld und hinten für die Taunus-Sparkasse machte. Um 13 Uhr war der ganze Markt komplett verlaufen. Das war wohl irgendwie nötig, öffnete doch die Spielbank um 14:30 Uhr ihre Pforte für ein gänzlich anderes Publikum.
Nun fehlt da aber noch was, nämlich der 5-Km-Lauf.
Gewonnen hat den Lokalmatador Benjamin Hartmann. Auch er sorgte in 18:03 Minuten für klare Verhältnisse, wenn auch nicht ganz so deutlich wie im anschließenden Hauptlauf. Der Zweite, Jan Cahlik, kam rund eine Minute nach ihm ins Ziel, gefolgt von James Thompson in 19:50 Min. Zwischen den drei Siegern, jeweils M30, M und M40, war rund eine Minute Abstand.
Beste Frau auf Gesamtrang 7 war Eva Skalsky, sie brauchte 20:51 Minuten.
Das beste aber kommt wie immer zum Schluß! Das waren nämlich die ganz hervorragenden, wenn auch mit 3,50 Euro das Stück preislich etwas gepfefferten Würstchen. Sie waren es wert!
Am selben Tag fand in Offenbach der Mainuferlauf statt, eine ebenso erlebenswerte Veranstaltung mit Tradition im Hintergrund. Leider kann niemand überall sein, und so musste ich mich entscheiden. Die Entscheidung fiel schwer, aber ich möchte hier fairerweise erläutern warum ich mich für Bad Homburg und diesmal gegen Offenbach entschieden habe.
Es war mal wieder die Logistikfrage, die es entschieden hat. Auto fahren oder die Bahn nehmen? Seit rund einer Woche ist in Offenbach Ost eine wichtige Weiche defekt. Infolge dessen fallen zwei der vier Linien komplett aus und die beiden anderen fahren mehr oder weniger unregelmäßig. Darauf kann man sich also derzeit nicht wirklich verlassen. Wäre also das Auto eine Alternative? Nicht wirklich, hatte doch die Stadt Offenbach den wichtigen Parkplatz am Mainufer mit einer reichlich unpraktikablen Parkzeitregelung bestückt, dass der Besuch des Laufs einschließlich der Siegerehrung zu einem Vabanque-Spiel geworden wäre. Die erlaubten drei Stunden reichen dafür nicht aus, und nachzahlen wird auch schwierig weil man während des Laufs nicht mal eben dort vorbeigehen kann.
Da hat es Bad Homburg irgendwie besser erwischt, gibt es doch am nahe der Veranstaltung gelegenen Seedammbad ein (kostenloses) Parkhaus, das mit seinen über 500 Plätzen nicht so schnell voll wird. Von da sind es wenige Gehminuten bis zur Spielbank, wenn man sich vorher etwas über die Pfade durch Parks und Gärten informiert.
Der ÖPNV hatte aber auch da gelitten, teilte die Fahrplanauskunft doch ungeniert mit dass die zentrale Haltestelle am Kurhaus wegen des Erntedankmarkts aufgehoben sei. Busse und Umleitungen machen nun für Ortsunkundige daraus ein Lottospiel, weil man nicht mehr wirklich weiss wo man ist. Haltestellen zählen in einer soweit unbekannten Stadt ginge wenn der Bus nach Plan gefahren wäre. Das aber tat er offensichtlich heute nicht.
Also fiel die Entscheidung auf das Auto, und das war diesmal auch gut so. Am anderen Ende der Stadt hatte der oben schon erwähnte Radladen (Denfeld) zur RTF geladen mit angebautem Test-Event. Da dort in diesem neuen Gewerbegebiet ÖPNV noch nicht wirklich angekommen ist – ebenso wenig wie Parkplätze – fiel das angedachten Testen neuer Räder dann leider kurz ins Wasser, denn wer seinen Parkplatz sperrt weil dort Rummelplatz ist ohne für ausreichend Ersatz zu sorgen verursacht ein Problem. Die Teilnehmer der Radausfahrt kommen gewiss nicht zu Fuss, regelmäßig auch nicht allesamt von vor Ort, sondern ebenso mit dem PKW. Was sollen sie auch anderes machen? Im Bus kann gemeinhin nur eine sehr geringe Menge Räder transportiert werden, und es wurden hunderte Sportler erwartet.
Ein paar mehr Bilder vom Lauf sind im Archiv auf meinem NAS.