Teamvorstellung – HowTo?

Wenn man bei diesen Veranstaltungen so sieht, wie sich selbst gestandene Profis bis auf die Haut blamieren können, so wundert es doch, dass es relativ einfach ist dort gute Bilder zu machen – wenn man weiss wie …

Zunächst einmal gilt auch hier das „kleine 1×1“ der Fotografie, und die ist ihrer Natur nach eben angewandte Physik. Es ist weder Raketenwissenschaft noch Hexerei. Ich setze daher die Beziehungen zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO als bekannt voraus, dieser Artikel kann unmöglich eine Grundlagenschulung ersetzen.

Auch ist es ein Stück weit vom Einzelfall abhängig, welche Kameras und welche Objektive genau zur Anwendung kommen können. Es ist wie immer mit Werkzeug, und eine Kamera ist für einen Fotografen eben genau das: Werkzeug! Es gibt kein gutes oder schlechtes Werkzeug, es gibt nur für die jeweilige Aufgabe geeignetes oder ungeeignetes.

Das Wichtigste für erfolgreiches Fotografieren ist Bewegungsfreiheit. Es muss erlaubt sein, sich am Rand der Stuhlreihen zu bewegen. Keiner braucht glauben aus sitzender Position zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen, das geht nur stehend. Wer braucht schon den Hinterkopf seiner Vorderleute auf den Bildern?

Der praktischste Fall ist, wenn der Ort des Geschehens – in aller Regel ein mehr oder weniger großer Saal – passend ausgeleuchtet ist. Oft muss man aber auch mit einer schummrigen Kaschemme klar kommen, und auch das ist mit den richtigen Mitteln lösbar.

Was kann man da also falsch machen?
Beginnen wir mit dem einfachsten – der Ansicht, den Saal mit Blitzlicht ausleuchten zu können! Das scheitert nicht an der Lichtmenge. Selbst ein besseres Aufsteckblitzgerät hat heute eine Reichweite von rund 20 Metern. Das Problem liegt woanders, nämlich in der Tiefenwirkung. Die Leuchtdichte wird ja mit dem Quadrat der Entfernung geringer, man hat also im doppelten Abstand nur noch ein Viertel des ausgesandten Lichts. Damit erhält man dann Fotos, die aussehen, als wäre es finsterste Nacht gewesen. Vorne zu hell, hinten zu dunkel. Schauderhaft!

Natürlich bietet sich Blitzlicht bei entsprechender Gelegenheit zur Unterstützung der Bildwirkung an. Das kommt aber eher im Freien vor als im Saal bei Kunstbeleuchtung. Man kann damit z.B. hervorragend Kontraste steuern oder Schatten aufhellen. Auf gar keinen Fall aber bildet Blitzlicht den Hauptteil der Beleuchtung! Der kommt immer vom Dauerlicht.

Damit kann dann klar sein, dass Objektive mit großer Anfangsöffnung klar im Vorteil sind. Ich nutze gerne mein 2,8/70-200mm. Wenn man wie üblich zwei Blenden abzieht erhält man hier eine förderliche Blende von 5,6. Das ist also der Ausgangswert für alles weitere. Man sollte nicht ohne echte Not mit völlig offener Blende fotografieren, und echte Portraits sind bei solchen Anlässen selten Thema. Weiter abblenden wird man kaum können, selbst der bestausgerüstete Theatersaal ist dafür zu dunkel, und den ISO-Wert noch weiter hoch zu treiben als eh schon nötig empfiehlt sich des Rauschens wegen nicht. Die nötige Freihandzeit für verwacklungsfreie Aufnahmen aus der Hand errechnet sich aus dem Kehrwert der Brennweite, liegt also bei 70mm Brennweite etwa bei 1/60-1/100 Sekunde. Je nach Bauart kann ein Bildstabilisator die eine oder andere Belichtungsstufe Vorteil einbringen, das ist aber im Einzelfall auszutesten. Diese Rechnung gilt naturbedingt nur, wenn das Motiv nicht allzu sehr herumturnt, sonst ist ein kürzerer Wert abhängig von der Winkelgeschwindigkeit des Motivs nötig!
Off-Topic: Wer bei knappem Tageslicht eine kurze Verschlusszeit erreichen muss um bewegte Motive einzufrieren landet wieder beim Blitzgerät. Die Abbrennzeit von 1/2000 Sek. reicht regelmäßig selbst für schnelle Vorbeifahrten, nur muss man da aufpassen dass es die Sportler weder blendet noch überrascht.
Vielleicht wird an dieser Stelle klar, was Sport und Fotografie gemeinsam haben. Da bei den regelmäßig vorgefundenen Bedingungen eine Freihandzeit für 200mm Brennweite von 1/250 Sek. illusorisch ist und man da eben mit der längeren verfügbaren Zeit klar kommen muss erfordert das (langjähriges) Training und eine ruhige Hand.

Hat man nun Zeit und Blende ermittelt ist eben die Verstärkung – und nichts anderes ist der ISO-Regler bei modernen Digitalkameras – so einzustellen dass man hier brauchbare Bedingungen erreicht. Das können dann wie in Regensburg auch mal ISO6400 sein, und ggf. auch noch mehr. Optimal ist das kaum, aber in vielen Fällen unvermeidbar.

Da kommt man dann leider auch sehr rasch in einen Bereich, in dem nicht mehr jedes Modell rauscharme Bilder liefert, die für die gewünschte Weiterverarbeitung noch taugen! Erfahrungsgemäß scheiden Kameras mit kleinen Sensoren und vielen Pixeln da rasch aus, denn viele Fotowiderstände – und letztendlich sind Pixel ja nichts anderes – auf kleiner Fläche bedeuten eben geringere Empfindlichkeit und damit große Nachverstärkung. Wer verstärkt verstärkt auch das Grundrauschen, und erhält damit technisch mangelhafte Bilder.

Gibt es etwas was dagegen hilft? Zum einen Kameras mit Vollformatsensor, zum anderen Rohdatenverarbeitung! Man soll sich nicht wundern was Software wie Lightroom da noch rausholen kann. Ohne Nachverarbeitung „wie es aus der Kamera kommt“ geht bei solchen Motiven leider wenig bis gar nichts! Ich will nicht unbedingt sagen dass die Profimodelle der bekannten Hersteller alleine geeignet sind, sie sind aber klar im Vorteil gegenüber den verbreiteten Winzlingen, die bauartbedingt kleine Sensoren mit lichtschwachen Reisezooms kombinieren. Mit einem Ultrazoom kommt man da nicht weit, denn eine Anfangsöffnung zwischen 5,6 und 6,3 bedeutet eine förderliche Blende nicht unter 8-11, was zwar für Landschaftsbilder im Urlaub ausreicht, hier aber – auf Radsport übertragen – Bergzeitfahren mit Bahnrädern bedeutet. Es führt zu nichts!

Ich habe mit meiner D850 hier gute Erfahrungen gemacht, was nicht heißen soll dass die D850 die einzige Kamera sei die das gut kann. Man muss aber sagen dass aus vorgenannten Gründen APS- oder MFT-Systeme hier bauartbedingt klar im Nachteil sind.

Was wäre sonst noch zu bedenken? Licht differenziert sich ja nicht nur nach Quantität, also Menge, sondern auch nach Qualität. Was das menschliche Auge nicht sieht sind Farbspektrum und Kontrast. Also der Unterschied von hellen und dunklen Stellen. So haben Leuchtmittel wie die altbekannte Neonröhre eben einen Haken. Sie haben kein kontinuierliches Spektrum wie Sonnenlicht, sondern eine Lücke im Spektrum bei grünbraun. Wer das nicht bedenkt wird sich wundern! Unser Auge sieht das nicht, dennoch versaut es einem die Bilder.

Dies ist ein weiterer Punkt, der unbedingt für RAW als anfängliches Bildformat spricht, eröffnet das doch die Möglichkeit nachträglicher Korrektur am PC: Die ist fast immer nötig, zum einen weil man die einzelne Birne nicht hinreichend beurteilen kann, zum anderen weil Kameraautomatiken an diesem Punkt an ihre Grenzen kommen. Die sind für den Alltag recht gut, in Sonderfällen zählen Erfahrung und Kenntnis der Fotografen aber mehr. Das gilt auch für die Kontrastbeherrschung. Notfalls muss man eben ganz klassisch mit einem Spotbelichtungsmesser die Szene ausmessen. Übersteigt der vorhandene Motivkontrast die Übertragungsfähigkeit der Kamera hilft nur Gegensteuern mit Blitzlicht, sonst bekommt man ausgefressene Lichter oder zugelaufene Schatten. Gerade bei übermäßigem Gebrauch von Spotlampen seitens der Veranstalter ist das gerne mal der Fall.

Es ist Sache des Fotografen, sich auf diese Möglichkeiten einzustellen und seine Ausrüstung entsprechend zu wählen. Daraus ergibt sich leider auch die Wahl des Transportmittels. Auch wenn es schön ist mit leichtem Gepäck zu reisen, es zählt immer das Ergebnis – und daraus bestimmen sich eben die einzusetzenden Mittel.

Das ist beim Rennen ja auch nicht anders, oder nehmt ihr ein Klapprad zum Bergzeitfahren? Man kann das machen – es führt nur zu nichts!